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Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Titel: Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Falk;Beckedahl Lüke
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dass sie doch bitte irgendwann im Laufe des Tages waschen soll, wenn viel Strom im Netz und dieser dann auch noch billiger ist. Dafür muss die Waschmaschine aber kommunizieren können: Sie muss ihre Daten in irgendeiner Form mit den Daten der Stromproduzenten abgleichen können.
    Allerdings können die Daten, die wir mit unserem Stromverbrauch erzeugen, teils sehr genau Auskunft über unsere Lebensweise geben. Wann immer wir Haare trocknen, Wäsche waschen, das Licht anschalten oder den Fernseher, erzeugen wir mit all diesen Geräte individuelle Stromverbrauchsprofile. Ein Computer verbraucht anders Strom, als dies ein Toaster, eine Mikrowelle oder eine Waschmaschine tun. Man kann daraus auch Schlüsse ziehen: Wer zum Beispiel morgens um drei den billigen Windstrom aus dem Nordseewindpark verbraucht, um Wäsche zu waschen, der wird vermutlich sehr auf das Geld achten müssen.
    Einerseits wäre eine solche Datenkommunikation also sehr nützlich, aber man muss auch verhindern, dass Stromproduzenten und -lieferanten hier genaue Rückschlüsse auf den Einzelnen ziehen können. Tatsächlich ist es für Produzenten und Lieferanten vollkommen irrelevant und es geht sie auch nichts an, ob Heinz Müller in Berchtesgaden gerade seinen Staubsauger anwirft oder seine Waschmaschine befüllt hat. Wichtig ist für sie nur zu wissen: Wann muss wie viel Strom wo im Netz verfügbar sein? Das Stichwort heißt Datensparsamkeit und Datenaggregation, also Datenzusammenführung. Man kann die Daten, die der einzelne Haushalt produziert, mit Daten aus anderen Haushalten zusammenfassen. Am Ende steht ein großer, anonymisierter Datenbrei, der die für die Produzenten relevanten Daten enthält: Strom muss dann in dieser Menge an jenem Ort verfügbar sein. Oder auch die Nachricht: Hier warten Geräte auf überschüssigen Strom. Wenn dieser vorhanden sein sollte, bitte ein entsprechendes Signal an die Endgeräte senden. Und dann kann die Waschmaschine laufen, wenn im Süden die Sonne scheint oder gerade eine steife Brise die Windräder im Norden in Bewegung setzt.
    Bei der Stromversorgung gibt es viele unterschiedliche Ebenen. Der Verbraucher kommt dabei direkt nur mit seinem Stromlieferanten in Kontakt, mit dem er einen Liefervertrag geschlossenhat. Die Produzenten auf der anderen Seite sind mit den Stromnetzbetreibern verbunden, über deren Leitungen der Strom geht. Diese sind unterteilt in die Übertragungsnetzbetreiber und die Verteilnetzbetreiber, bei denen dann wiederum die meisten normalen Verbraucher angeschlossen sind. Durch diese funktionale Trennung wird strukturell auch ein Datenmodell abgebildet: Was der Verbraucher tut, interessiert nur den Verteilnetzbetreiber und seinen Lieferanten. Für die Produzenten sind erst die aggregierten Daten wirklich spannend. In Zukunft können auch weitere Stromquellen in die Elektrizitätsplanung einbezogen werden. So sollen künftig zum Beispiel die Batterien von Elektroautos als dezentrale Stromspeicher fungieren. Sie sollen bei hoher Erzeugung Strom aufnehmen und diesen dann später, bei geringer Erzeugung, auch wieder in das Netz zurückgeben können. Die für dieses komplexe System notwendigen Daten sind für den gesellschaftlich wünschenswerten Zweck der effizienten Nutzung von Energieressourcen notwendig.
    Datenschutz in der Zukunft
    »Intelligente Stromnetze« sind nur ein Beispiel für positive Formen von Datennutzung in der Zukunft. Dass dabei der Schutz der individuellen Daten bei den Planungen von vorneherein berücksichtigt werden muss, wäre eine der dringlichen Anforderungen. Aber die adäquaten gesetzlichen Regularien für solche Fälle stecken noch in den Kinderschuhen bzw. sind überaltet, an der Vergangenheit orientiert. Denn eines ist klar: In Zukunft werden uns noch viel mehr individuelle Entscheidungen über die Nutzung unserer Daten abverlangt werden müssen. Der Webbrowser ist eines unserer zentralen Instrumente zur Webnutzung. Mit seiner Hilfe werden Seiten aufgerufen. Dabei könnte den jeweiligen Seiten auch gleich mitgeteilt werden, welchen Umgang wir mit unseren persönlichen Daten wünschen. Wir könnten auch auf unseren Smartphones hinterlegen, was wir grundsätzlich für die »richtige« Wahl aus unserer individuellen Sicht ansehen. Der eine mag sehr freigebig mit all seinen Daten sein, der andere hat nichts dagegen, wenn man sein Surfverhalten zu Werbezwecken auswertet, und der Dritte findet jedeÜberwachung und Nutzung seiner Daten inakzeptabel. Wenn solche

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