Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Titel: Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Falk;Beckedahl Lüke
Vom Netzwerk:
Open-Source-Software gehen seit 2004 weltweit Tausende Menschen hin und »mappen«. So nennen die selbsternannten Kärtner das Kartografieren, die Welt. Wenn Ihnen auf einem Feldweg Spaziergänger begegnen, kann das einen ganz anderen Grund haben, als nur die frische Luft. Zum Kartografieren läuft oder fährt man mit einem GP S-Empfänger eine Strecke ab. Das Gerät, das als Funktion mittlerweile auch in vielen Smartphones eingebaut ist, merkt sich den Weg durch die Geokoordinaten, die in einer Datei gespeichert werden. Eine Geokoordinate besteht aus zwei Punkten. Den Ort, an dem dieser Text gerade geschrieben wird, finden Sie auch als »52.529166, 13.411003«. Die beiden Nummern geben den jeweiligen Längen- und Breitengrad an. Eine gefahrene oder gelaufene Strecke sammelt also mit einem GP S-Empfänger lauter Punkte. Diese ergeben dann, wenn man die Datei im Anschluss in einem Wiki-ähnlichen System bei OpenStreetMap hochlädt, eine Linie. Dort kann man sie bearbeiten, indem man sie verschlagwortet. Oder andere es tun. Ein Schlagwort können sein: Fahrradweg, Autobahn, auch ein Hochspannungsmast oder eine andere Landmarke. In einem nächsten Schritt können zusätzliche Informationen auf das Kartenmaterial gelegt werden: An der einen Ecke gibt es einen Bäcker, die Grundschule befindet sich an der anderen Ecke.
    Das Ergebnis auf openstreetmap.org kann sich schon heute sehen lassen. Städte wie Berlin oder Karlsruhe, in denen viele Enthusiasten wohnen, sind nahezu vollkommen abgedeckt. WeißeFlecken gibt es zwar noch, aber es finden sich immer mehr Aktive, die gemeinsam mit anderen freies Kartenmaterial für alle schaffen wollen. Das dann auch allen gehört und nicht einer Firma, die morgen neue Bedingungen für die Nutzung diktieren kann. Die Basis von OpenStreetMap sind offene Lizenzen, in diesem Fall noch die Creative-Commons-Lizenzen. Die Grundidee dahinter ist klar: Diese Daten sollen nicht wenigen, sondern allen gehören. Und können deshalb von allen, die es lieber auf Papier haben wollen, auch ausgedruckt werden, solange noch etwas Wald dafür übrig ist.
    Mittlerweile gibt es zahlreiche Webseiten, die auf OpenStreet-Map aufsetzen. Der Berliner Raul Krauthausen ist Rollstuhlfahrer. Und er stand immer wieder vor demselben Problem: Zu viele Orte des öffentlichen Raums sind nicht barrierefrei. Falls man im Rollstuhl oder mit einem Kinderwagen unterwegs ist, merkt man das aber erst, wenn man zum ersten Mal vor Ort ist. Das kostet Zeit und Nerven. Krauthausen hatte eine Idee: Auf einer Plattform im Netz möglichst viele Orte zu sammeln und zu bewerten, inwiefern sie barrierefrei sind. Dazu gründete er mit seinem Verein Sozialhelden e. V. die Plattform wheelmap.org, um ein »Verzeichnis für rollstuhlgerechte und weniger bis nicht rollstuhlgerechte Orte« zu schaffen. »Es geht nicht nur um Stufen«, sagt Krauthausen. »Es geht darum, wie interessant und vielfältig ich als Rollstuhlfahrer meinen Alltag gestalten kann. Nur wenn ich weiß, welches Restaurant, Café oder Kino ich überhaupt betreten kann, kann ich die Angebote nutzen.«
    Am heimischen Computer oder unterwegs mit einem Smartphone kann man sich anzeigen lassen, ob ein Ort barrierefrei ist, ob es kleine Stufen gibt und die Barrierefreiheit eingeschränkt ist   – oder ob man sich gleich den Weg sparen kann. Anhand eines einfachen Ampelsystems wird das den Wheelmap-Nutzern angezeigt: Grün kennzeichnet, dass dieser Ort barrierefrei ist, Rot bedeutet: nicht stufenlos und ohne Hilfe nicht erreichbar. Die Basis hierfür bildet das Kartenmaterial von OpenStreetMap. Und darin können die Nutzer spielend leicht bekannte Orte eintragen, verändern und finden. Im September 2011 feierte wheelmap.org einjähriges Bestehen und verkündete stolz, dass man bereits mit der eigenen Community 75   000   Orte weltweit zusammengetragen hat   – ein wunderbarer und einfach verständlicherService. Keine Firma der Welt hätte diesen Service wohl von sich aus übernommen.
    Mehr Offenheit, mehr Transparenz? Das ist nicht nur für Kartendienste gut. Der Frankfurter Politikwissenschaftler Christian Kreutz hatte die Idee, mittels einer Plattform Bürgern die Lokalpolitik seiner Heimatstadt nahezubringen. Inspiriert von Beispielen aus Großbritannien und den USA, entwickelte er mit Helfern frankfurt-gestalten.de. Dort werden Informationen aus dem Parlis-System (Parlis steht für Parlamentarisches Informationssystem) der Stadt Frankfurt ausgelesen und auf eine Karte

Weitere Kostenlose Bücher