Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft
übertragen, deren Basis OpenStreetMap ist. Parlis enthält alle Beschlüsse und Beratungen der Frankfurter Oberbeiräte. Christian Kreutz beschreibt als Ziel, dass »mit dieser besseren grafischen Aufarbeitung, dem Ortsbezug der Entscheidungen und der besseren Übersicht der Themen die Möglichkeiten eines direkten Austauschs der Lokalpolitik transparenter und offener« gemacht werden. Auf frankfurt-gestalten.de kann man nach Straßen, Stadtvierteln und Themen suchen, die seit 2006 online gestellt wurden, und sehen, was in der Mainmetropole von den Amtsträgern geplant wird. Noch ist es ein Problem der Plattform, dass nicht alle Informationen des Parlis-Systems in einem maschinenlesbaren Format bereitgestellt werden und nur mit viel Mehraufwand mit Kartenmaterial verbunden werden könnten. Wenn die Dokumente einfach nur eingescannt sind, ist das schlecht für ihre Weiterverarbeitung. Und für die Verortung in einer Karte sind Geodaten notwendig, also Angaben dazu, an welchen Orten genau das Planungsvorhaben stattfinden soll.
Selbst die Wikipedia-Community arbeitet erfolgreich mit den OpenStreetMap-Machern zusammen. Früher hatte die Wikipedia das Problem, dass verfügbares Kartenmaterial nie kompatibel zu den bei Wikipedia üblichen freien Lizenzen war: Jeder darf aus der Wikipedia alles für alles benutzen. Dadurch, dass beide Communitys auf derselben Lizenz, einer Creative-Commons-Lizenz aufbauen, ergeben sich zahlreiche Kooperationsmöglichkeiten, von denen die Einbindung von Kartenmaterial in Wikipedia-Artikel eine der naheliegendsten Anwendungen ist.
Das Wissen der Wissenschaftler
Die Bundesrepublik Deutschland ist eine stolze Republik der Forscher: 67 Milliarden Euro wurden 2009 für Forschung und Entwicklung ausgegeben, errechnete das Bundesamt für Statistik. Die großen deutschen Forschungsgemeinschaften, die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG, die Helmholtz-, die Fraunhofer-, und die Max-Planck-Gesellschaft sowie die Leibniz-Gemeinschaft bestreiten ihre Etats zu einem großen Teil aus öffentlichen Geldern: mal zwei Drittel von Bund und Ländern, wie bei der Helmholtz-Gesellschaft, mal fast 100 Prozent, wie bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Das ist grundsätzlich richtig so, denn rein an wirtschaftlichen Maßstäben orientierte Forschung würde sich auf bestimmte Nischen fokussieren, die schnell Gewinne versprechen, statt Grundlagen zu erforschen und mittelfristig Mehrwert für die Gesellschaft insgesamt zu schaffen. Allein das Bundesforschungsministerium steckte 2011 über sieben Milliarden Euro aus seinem Haushalt unmittelbar in die Forschung und die Forschungsgemeinschaften. Sie befassen sich mit vielen Themen, für die sich kein direktes wirtschaftliches Verwertungsinteresse finden würde, die aber in Zukunft für die Bundesrepublik und den Wirtschaftsstandort wichtig werden könnten. Wir alle unterstützen also mit unseren Steuern die Forschungsarbeit in der Bundesrepublik. So weit, so begrüßenswert. Doch die Sache hat einen kleinen Haken: Cui bono? Wem nützt es?
Professoren, Doktoranden, studentische Hilfskräfte – die Forschung in der Bundesrepublik wird zum großen Teil von Staatsbediensteten geleistet. Diese werden dafür bezahlt, und das in der Regel auch nicht so schlecht. Wer eine Professur der Besoldungsstufe W2 besetzt, bekommt aus der Steuerkasse einen Sold, wie der Beamtenlohn heißt, von mindestens 4358 Euro, in der Regel mehr. Das ist zwar nicht das, was ein Banker oder mancher Rechtsanwalt in der freien Wirtschaft verdient. Aber für einen guten Lebensstandard ist das mehr als ausreichend, und wenn man verbeamtet ist, muss man sich auch wenig Sorgen um die persönliche Zukunft machen. Nun forschen also unsere Wissenschaftler von unserem Geld in unserem Auftrag an den Problemen unserer Gegenwart um unsere Zukunft zu verbessern.Was wäre da naheliegender, als dass die Ergebnisse dieser Forschung auch uns allen zur Verfügung stehen?
Weit gefehlt: Wenn Wissenschaftler ihre Forschungsergebnisse herausgeben, dann veröffentlichen sie diese oft nicht. Sie machen sie unter weitgehendem Ausschluss der Öffentlichkeit nur jenen zugänglich, die sich die unglaublich teuren Fachzeitschriften leisten können, in denen sie erscheinen. Grund dafür ist die Mediengeschichte: Als der Druck von Büchern und Zeitschriften noch teuer war, mussten Wissenschaftler darauf hoffen, dass sie mit ihren Artikeln über ihre Forschungen in die wenigen existenten Fachzeitschriften
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