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Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft

Titel: Die digitale Gesellschaft - Lüke, F: Die digitale Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Falk;Beckedahl Lüke
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Verbrauchsgut, die Klinge, sehr teuer. Ein Geschäftsmodell, das bis heute gut funktioniert. Wer ein Gerät einmal hat, der möchte es auch benutzen. Das Geschäftsmodell wird überall eingesetzt. Ob bei Wasseraufsprudlern, bei denen das Verbrauchsgut   – die CO 2 -Kartusche   – nachgekauft werden muss, bei Kaffeemaschinen, die mit teuren Pads befüttert werden müssen, oder selbst bei Autos: Es ist oft nicht mehr das eigentliche Produkt, das die relevanten Einnahmen garantiert, sondern der Service, der zu dem Produkt gehört, oder die Ersatzteile. Dazu tragen das Urheberrecht und sein enger Verwandter, das Patentrecht, einen großen Teil bei.

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    Neue und alte Öffentlichkeit
    Öffentlichkeit gehört zu den Begriffen, die sich durch das Netz und seine Nutzer wohl am stärksten wandeln. War noch vor wenigen Jahren klar, wenn ein Politiker »öffentlich« auftrat, tat er dies entweder bei eine Veranstaltung, im Fernsehen oder im Radio, dann kann dies heute genauso auf seiner Webseite, bei Twitter, Facebook, in den Kommentaren eines Blogs oder an sonstigen Orten der Fall sein. Teile des Netzes sind in ihrer Grundeinstellung öffentlich, insbesondere das World Wide Web, die grafische Benutzeroberfläche, die für viele den Hauptteil des Netzes ausmacht. Was wir darin tun, ist durchsuchbar und auffindbar, solange es nicht abgeschottet wird. In dieser Öffentlichkeit ist die Aufmerksamkeit potenziell unendlich: Es ist nicht wahrscheinlich, aber denkbar, dass eine einzelne Information von allen Menschen, die einen Internetzugang haben, aufgenommen wird.
    Reichweiten wie etwa die von Endspielen bei der Fußballweltmeisterschaft sind zwar nach wie vor unübertroffen. Aber wenn eine 56   Sekunden kurze Aufnahme eines Fünf- und eines Dreijährigen unter dem Namen ›Charlie bit my finger‹ (Charlie hat mich in den Finger gebissen) auf YouTube weltweit bald 400   Millionen Mal betrachtet wurde, wenn ein Video des bis dahin vollkommen unbekannten Komödianten und Tänzers Judson Laipply zur Evolution der Tanzstile (›Dance Evolution‹) fast 200   Millionen Betrachter fand und wenn Songs von Shakira, Justin Bieber und Lady Gaga mehr als 400   Millionen Abrufe erzielen   – allerdings alle außerhalb Deutschlands, da die GEMA hierfür die Rechte verweigert   –, dann ändert sich etwas. Öffentlichkeit bezeichnet auch immer das gemeinschaftliche Erleben von etwas, die gemeinsame Erfahrung, das, was Medienwissenschaftler und Soziologen ein »Lagerfeuer« nennen. Früher versammelte sich die Bundesrepublik vor dem Fernseher, um die Tagesschau oder ›Wetten, dass   …?‹ zu sehen. Diese Sendungen haben immer noch eine hohe Reichweite. Aber sie bekommen eine andere Form der Konkurrenz im Netz.
    Noch vor 500   Jahren war die Öffentlichkeit weitgehend auf den lokalen Markt, auf die Kirche und die örtliche Schenke beschränkt.Heute kann, was in irgendeiner Kneipe passiert und besprochen wird, per Livestream vom Mobiltelefon aus von jedermann weltweit betrachtet werden. Die sogenannte Öffentlichkeit hat eine lange Entwicklung hinter sich. Dabei hat auch die Verfügbarkeit von Technik immer eine wesentliche Rolle gespielt. Die Läuferstafette und die öffentliche Debatte in der Volksversammlung des antiken Athen wurden vom Brief, vom Pony-Express, von Buchdruck, Zeitung, Telegraf, Radio, Fernsehen und Telefon abgelöst. Unsere Reisen können uns heute in fast jeden Winkel des Planeten führen und manche haben auch die Grenze zum Weltall bereits überschritten. Was heute an einem Fleck passiert, kann im nächsten Moment überall wahrgenommen werden. Wer in eine andere Stadt zieht, muss sein Informationsverhalten nicht groß verändern: Er kann weiterhin ganz leicht die lokalen Zeitungen seines Herkunftsortes lesen, mit seinen Freunden vor Ort kommunizieren.
    Zwei Grundprinzipien haben sich verändert. Erstens ist es nicht mehr das Monopol einiger weniger, Informationen massenhaft zu verbreiten. Zweitens konkurrieren alle Informationen potenziell miteinander. Beides führt dazu, dass alte Regeln aufgeweicht werden. Früher war es von den Entscheidungen einer Redaktionskonferenz, eines Blattmachers, eines Chefs vom Dienst oder Chefredakteurs abhängig, was an die Öffentlichkeit kam. Die Deutsche Presseagentur, die DPA, hat mit ihren Berichten oder auch Nichtberichten maßgeblich die Frage beeinflusst, was Deutschland bewegte oder nicht. Genau betrachtet hat die Auswahl der Frühinterview-Gäste des

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