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Die Diktatorin der Welt

Die Diktatorin der Welt

Titel: Die Diktatorin der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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Linth unter der Nase wegschnappte.
    Auf der Fahrt nach Hause beschäftigte er sich mehr mit dem Aspekt, daß Dado von einem jungen Polizeioffizier nach Hause gebracht wurde, als mit den Vorgängen der letzten Stunden. Als er den Wagen in die Garage seines Hauses fahren wollte, fiel ihm ein, daß die Polizisten nach ihm suchen würden und daß er ihre Arbeit erleichterte, wenn er ihn auf der Straße parkte. Als er ins Haus trat, wölbte sich über dem östlichen Horizont schon der Schimmer des neuen Tages.

 
7
     
    Das anhaltende Geräusch des Türsummers weckte ihn gegen elf Uhr.
    Er stand auf, warf einen Hausmantel über und ging zum Portakom.
    »Wer wagt es?« fragte er mit unausgeschlafener Stimme.
    Der Bildschirm blitzte auf. Er sah in Alf Jernigans Gesicht.
    »Jernigan, Sir. Guten Morgen.«
    Blitzschnell fielen Ken die Geschehnisse der letzten Nacht wieder ein.
    »Kommen Sie 'rein, Jernigan!«
    Der Portakom reagierte auf das akustische Signal. Die Tür glitt auf. Jernigan trat ein. Er war sorgfältig gekleidet, und nichts an ihm verriet die Strapazen der vergangenen Nacht.
    Ken musterte ihn und wußte beim ersten Blick, daß die Zeit des Versteckspielens vorüber war. Jernigan war gekommen, um seine Karten auf den Tisch zu legen.
    »Nehmen Sie Platz«, forderte er seinen Besucher auf. »Frühstück in drei Minuten. Ich hoffe, Sie schlagen meine Einladung nicht aus. Über einem vollen Teller redet es sich besser.«
    Er bereitete Eier auf Speck in der Meal-o-matik und braute einen Topf voll starken Kaffees. Als sie am Tisch saßen und den ersten Bissen hinter sich hatten, fing Jernigan an zu reden.
    »Es war nicht so geplant«, begann er, keine Sekunde daran zweifelnd, daß Ken genau wisse, worüber er sprach. »Nenu hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht.«
    »Sie haben nichts mit Nenu zu tun?« erkundigte sich Ken.
    Jernigan lächelte.
    »So würde ich es nicht formulieren. Wir haben eine Menge mit ihr zu tun. Sie ist unsere erbittertste Gegnerin. Erzfeind Nummer eins, wenn ich mich so ausdrücken darf.«
    »Welche Absicht verfolgt sie?«
    »Den Einfluß ihrer Universenserie auf alle angrenzenden Serien auszubreiten. Sie nennt sich selbst eine Revolutionärin. Sie besitzt die absolute Macht auf der Erde ihres Universums, einem Polizeistaat. Unsere Serie war die erste, die sie angriff, und bedauerlicherweise hat sie eine ganze Reihe von Erfolgen zu verzeichnen. Sie kommandiert eine Reihe von Untergrundorganisationen auf unserer Erde, und ein paar abgelegene Kolonialwelten gehorchen ihr völlig.«
    Ken sah ihn aufmerksam an und zögerte eine Weile mit seinem Einwand.
    »Wir stehen erst am Anfang«, sagte er schließlich, »und es ist durchaus möglich, daß wir die ungeheure Erkenntnisfülle der Perzeptionstheorie, wie wir sie nennen, noch nicht erkannt haben – oder falsch erkannt haben. Aber soweit ich die Sache sehe, ist Nenus Unterfangen völlig sinnlos.«
    Er erwartete Jernigans Einwand, aber Jernigan hatte nichts zu sagen.
    »Wir gehen von der Annahme aus, daß alle denkbaren Kombinationen von Elementarteilchen und Volumquanten verwirklicht sind«, fuhr er fort. »Es gibt infolgedessen eine unvorstellbar große Anzahl von Universen, die völlig von Pseudo-Nenus beherrscht werden. Da alle möglichen Kombinationen existieren, kann weder Nenu, noch sonst irgend jemand etwas Neues schaffen. Nenus revolutionäre Bestrebungen sind also weiter nichts als ein teurer und für die Betroffenen leidvoller Umweg zu einem Ziel, das sich mit Hilfe der Wahrnehmungsaktivierung viel leichter erreichen ließe.«
    Jernigan nickte.
    »Sie haben recht. Die grundlegende Hypothese ist dieselbe wie unsere.« Er leerte seinen Teller und schob ihn zurück. »Nehmen wir ein Beispiel. Nenus Bewußtsein ist ein körperloses Ding, das die Fähigkeit hat, gleichzeitig in mehrere Räume hineinzusehen. In einem der Räume sieht es eine Gesellschaft, in der sie selbst, Nenu, die Hauptrolle spielt. Sie gibt den Ton an, alles liegt ihr zu Füßen. Dieser Zustand behagt ihrem Bewußtsein. In einem anderen Raum dagegen sieht sie eine andere Gesellschaft, auch sich selbst – aber in diesem Raum spielt sie nicht die Hauptrolle. Man nimmt kaum Notiz von ihr. Schließlich sieht sie einen dritten Raum, in dem sie überhaupt nicht vorhanden ist.
    Sie ist bestrebt, die Zustände im zweiten und dritten Raum so zu ändern, daß sie denen im ersten gleichen. Sie will in allen drei Räumen die Hauptrolle spielen. Gewisse Machtmittel stehen ihr

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