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Die Diktatorin der Welt

Die Diktatorin der Welt

Titel: Die Diktatorin der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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verschwunden, aber der halbkugelförmige Lichtkegel, den die Fluorlampen verbreiteten, war deutlich zu erkennen. Noch immer gab es kein Anzeichen, daß die Bombe explodiert war.
    Voraus erschien zur rechten Hand der Straße ein großes, primitives Leuchtzeichen. Ken erinnerte sich jetzt, das alte, verlassene Motel auf Fahrten nach Orlando mehrere Male gesehen zu haben. Er schaltete den Funkleiter aus und glitt auf den Rand der Fahrbahn hinüber.
    »Kriege ich eine Antwort oder nicht?« erkundigte sich Dado kriegerisch.
    »Moment«, vertröstete sie Ken. »Erst muß ich mich orientieren.«
    Der Platz zwischen den flachen Gebäuden des ehemaligen Motels war mit Lastern verstopft. Einige hastig errichtete Fluorlampen beleuchteten eine Szene unentwirrbaren Durcheinanders. Fahrzeuge standen die ganze Einfahrt entlang bis zum Rand der Straße.
    »Ich komme nicht 'ran«, fluchte Ken. »Wir müssen hier draußen parken und Jernigan 'reintragen. Felip, Sie helfen mir dabei.«
    »Einen Dreck ...«, schimpfte Felip.
    »Sie helfen«, bestimmte Ken kategorisch, »oder Sie suchen sich eine neue Stellung.«
    Er öffnete die Türen. Dado torkelte ins Freie und mußte sich an der Karosserie festhalten, um nicht zu stürzen. Jernigan und Nenu lagen reglos in die Lücke zwischen Fond und Vordersitz eingeklemmt. Es kostete Mühe, Jernigan ins Freie zu bringen. Er war schwer und unhandlich zu manövrieren. Ken fragte sich, wie er es jemals fertiggebracht hatte, ihn allein vom Aufzug in den Wagen zu schleppen.
    Sie stolperten die Einfahrt entlang. Dado ging vor ihnen her. Aus dem Hof zwischen den Motelgebäuden kam der Wirrwarr von hundert aufgeregten Stimmen.
    Der Fahrweg war zweihundert Meter lang und wand sich durch einen Hain aus hochstämmigen Kiefern und verfilztem Unterholz aus stacheligen Palmettos. Felip, der Jernigans Beine trug, wollte eine Pause machen, aber Ken stieß ihn einfach weiter. Sie erreichten den Hof. Felip schrie:
    »Hier ist ein ernster Fall! Wohin sollen wir ihn bringen?«
    Leute hasteten an ihm vorbei, ohne auf ihn zu achten. Irgendwo aus dem Gedränge kam eine harte, befehlsgewohnte Stimme:
    »Hier gibt es lauter ernste Fälle, Großmaul! Du wartest, bis du an die Reihe kommst.«
    Sie legten Jernigan auf den Boden.
    »Dado, setz dich neben ihn und paß auf ihn auf!« befahl Ken. »Felip, wir holen Nenu.«
    Felip stöhnte nur. Ken drehte sich um und machte sich auf den Rückweg. Er war noch keine zwei Schritte weit gegangen, da flammte es hinter den Kiefern auf.
    Es ging so schnell, daß er es später kaum mehr beschreiben konnte. Die Welt explodierte mitten in sein Gesicht. Plötzlich war um ihn nur noch gleißende, bläulich weiße Helligkeit. Brüllender Donner brandete auf. Ein glühendheißer Luftstrom faßte ihn mit der Wucht eines Orkans, riß ihn von den Beinen und schleuderte ihn gegen die Wand eines der Motelgebäude. Er verlor ein paar Sekunden lang das Bewußtsein.
    Als er wieder zu sich kam, wußte er, wo Nenu die Bombe versteckt hatte.

 
6
     
    Dado und Felip waren mit Schrammen davongekommen, ebenso wie er. Jernigan hatte ein verirrter Splitter am Kopf getroffen. Er blutete. Sämtliche Fenster in den Motelgebäuden waren eingedrückt, und von dem Bau, an dessen Wand Ken gelandet war, hatte der Explosionsdruck das Dach abgehoben. Der Gesamtschaden war, alles in allem, lächerlich gering im Vergleich zu dem, was hätte geschehen können, wenn die Kiefern und die Palmettos nicht den größten Teil des Drucks abgefangen hätten.
    Die Bombe hatte die Straße bis zu Fahrbahnmitte aufgerissen und die Bäume am Straßenrand in Holzstaub verwandelt und fortgeblasen. Ein Brand entstand unmittelbar nach der Explosion, aber die Polizeibesatzung des Lazaretts hatte ihn in wenigen Minuten gelöscht.
    Ken, der mit Dado und Felip den immer noch bewußtlosen Jernigan bewachte, sah plötzlich einen Polizisten in Offiziersuniform vor sich stehen. Der Mann war klein und dick, aber er machte den Eindruck, als sei er Respekt gewöhnt.
    »Sie sind zuletzt gekommen«, stellte er fest. »Was, zum Teufel, hatten Sie in Ihrem Wagen?«
    Ken war so verblüfft, daß er seine Ratlosigkeit nicht zu spielen brauchte.
    »Ich-ich habe keine Ahnung«, stieß er hervor. »Es war übrigens nicht mein Wagen.«
    »Wessen sonst?«
    Ken deutete auf Jernigan.
    Der Offizier drehte sich um und winkte ein paar Männern. Sie nahmen Jernigan auf und trugen ihn zu einem der flachen Gebäude. Ken sah sie in der Menge verschwinden.
    »Sie

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