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Die Dilettanten

Titel: Die Dilettanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Wieczorek
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seit November 2005 Gesundheitsstaatssekretär.
    Von Gesundheitspolitik mag der Jurist keinen Schimmer haben – aber das Gehabe der Politiker der alten Bundesrepublik hat er schon in der ersten freigewählten Volkskammer drauf. «Ich dachte, der wär Wessi«, erinnert sich der damalige Bürgerrechtler Werner Schulz.
    Entsprechend ist Schwanitz heute ein eifriger Müntefering-Mann. Schon bei dessen erwähnter Abstimmungsniederlage und anschließendem Rücktritt vom Parteivorsitz Ende 2005 spuckt er Gift und Galle: »Alle, die Franz Müntefering gestern im Stich gelassen haben, sollten sich eine zweijährige Auszeit gönnen. Das gilt für Andrea Nahles an allererster Stelle.« 259
    Unschwer zu erraten, dass es Müntefering war, der dem Gesundheitslaien Schwanitz den Staatssekretärsjob verschafft hat. Qualifiziertere Leute wie etwa Karl Lauterbach wären sogar bei der SPD zu finden gewesen.
    Auch seinen ersten großen Job setzt Schwanitz in den Sand. 1994 als Staatsminister für die neuen Länder eingesetzt, nimmt ihm Schröder das Amt 1998 wieder weg, weil er es »wie ein Beamter, nicht wie ein Politiker« ausgeübt habe. Und auch Sachsens damaliger Finanzminister Georg Milbradt empfindet Schwanitz zwar als »gradlinigen Verhandlungspartner und Vertreter der Ostinteressen«, allerdings sei er nur »ein guter Zuarbeiter, ein typischer Mann der zweiten Reihe«. 260
    Wesentlich munterer zeigt er sich im Wahlkampf 2005 mit einem eigenen Plakat gegen die Pläne der Kanzlerkandidatin Angela Merkel zum Irakkrieg. Es zeigt die Särge toter US-Soldaten unter dem Text: »Sie hätte Soldaten geschickt.«
    Politiker wie Schwanitz braucht jede Partei: Ohne gefährliche Brillanz und Fachkompetenz, den Parteiführern stets zu Diensten, manchmal sogar als bissige Einpeitscher. Und wenn man zwischenzeitlich keine Verwendung für sie hat, parkt man sie eben in irgendeinem Ministerium.
Nina Hauer (SPD), Lehrerin, Anlageberaterin, Sprecherin Netzwerk Berlin
    Eine Anlageberaterin will nach oben
     
    Nina Hauer, (SPD), geboren am 30. Mai 1968 in Frankfurt am Main, ist der lebende Beweis der These, dass Vitamin B alles und Fachkompetenz nichts bedeutet.
    Seit 1987 ist sie in der SPD, von 1992 bis 1995 Jusochefin Hessen-Süd, von 1995 bis 1997 Juso-Bundesvize, seit 1997 Studienrätin, von 1997 bis 1998 Lehrbeauftragte an der Fachhochschuleund der Universität Gießen, bis Juli 1998 Gymnasiallehrerin an der Anne-Frank-Schule Großen-Linden. Seit 2001 Chefin der SPD Wetterau, seit 2003 im Landesvorstand Hessen, seit 1998 im Bundestag, wo sie genug Zeit hat, an einer Fernstudienklitsche mit dem tollen Namen University of Wales den Abschluss als geprüfte Finanz- und Anlageberaterin/MBA zu machen. Von 2002 bis 2004 ist sie Parlamentarische Geschäftsführerin und finanzpolitische Fraktionsvizesprecherin, außerdem im Finanzausschuss und Berichterstatterin der SPD-Fraktion für die Bereiche »Finanzmärkte, Banken, Versicherungen, Wertpapierwesen, Finanzaufsicht, Anlegerschutz«, »Basel II«, und »Real Estate Investment Trusts/Offene Immobilienfonds«, außerdem im Verwaltungsrat der mittlerweile berüchtigten
BaFin
.
    Eine Lehrerin als Finanzexpertin? Prinzipiell gut möglich, vor allem bei einer Partei, deren »Finanzexperten« meist Lehrer sind. Aber eine Nina Hauer? Man will ja wohlklingende Titel nicht madig machen, aber nicht erst seit den Wirtschaftskrisen gilt der Magister of Business Administration (MBA) als »Schaumschlägerdiplom«. Und erst die
University of Wales!
Gerade unter Studenten ist es ein offenes Geheimnis, »dass die UoW scheinbar Titel wie warme Semmeln über alle möglichen Fernhochschulen vergibt«. 261
    Und auf diesem Ticket wird Hauer nun SPD-Finanzexpertin« und Sprecherin für all jene Bereiche, die mit dem Weltfinanzdesaster unmittelbar zusammenhängen. Dass so jemand in der
BaFin
sitzt, zeigt überdies, wie gering diese Behörde von allen Beteiligten geschätzt wurde.
    Der einzig plausible Grund, warum Hauer mit ihrer Nummer bislang durchkommt und sogar im Finanzausschuss sitzt, liegt in ihrer kommunikativen Begabung. Als Sprecherin des
Netzwerks Berlin
vertritt sie jenen Zirkel meist jüngerer Sozialdemokraten, die fernab aller politischen Inhalte nur eines eint:Der unbedingte Wille zur Karriere – und zwar egal, womit und wie. Nur möglichst schnell sollte es schon gehen.
    Deshalb kann man es auch nicht irgendeiner politischen Überzeugung zuschreiben, dass Hauer im November 2008 für die Verlängerung des

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