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Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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eher kläglich. »Der Bischof alleine hat Gewalt über alles und jeden auf seiner Festung ›Unser Frauenberg‹ - und auch der Gefangene ist sein! Und nur er hat zu entscheiden, was mit ihm geschieht und wie er behandelt wird.«
    Die beiden Frauen sahen von einem zum anderen und beobachteten den Schlagabtausch der beiden Männer, die einander offensichtlich nicht ausstehen konnten.
    »Ich gehe zum Bischof, und ich werde ihm erzählen, wie Ihr sein Vertrauen missbraucht!« Der Schmächtige wich ein wenig zurück, so, als fürchte er einen Schlag, doch Hauptmann von Saunsheim lachte nur.
    »Nun gut, ich komme mit. Diese Gelegenheit zu erleben, wie Ihr eine Abfuhr einstecken müsst, lasse ich mir nicht entgehen. - Wartet hier auf mich«, wies er die Frauen an und ging mit dem Sekretär davon.
    Eine Weile rührten sich die Frauen nicht vom Fleck. Dann umrundeten sie den Fuß des Turmes. Elisabeth fühlte sich schwach und krank. Ihr war so übel, dass sie glaubte, sich jeden Moment übergeben zu müssen. In ihrem Kopf hämmerte es. Verwirrende Bilder rasten durch ihren Geist. Stimmen übertönten einander und vermischten sich zu einem unverständlichen Wirrwarr.
    »He! Was ist mir dir? Ich hab dich was gefragt?«
    Elisabeth zwinkerte und schüttelte heftig den Kopf, um die Schatten zu verscheuchen. »Was? Es ist nichts, nein wirklich! Was hast du gesagt?«
    »Ich habe mich bei dir beschwert, dass es so lange dauert, und überlegt, ob wir die streitenden Männer nicht einfach vor vollendete Tatsachen stellen sollen.«
    »Du willst, dass wir dort hinaufgehen und dem Ratsherrn einfach seinen Korb hinunterlassen?« Elisabeth keuchte.
    Gret beäugte das halbrunde Nebentürmchen, auf das Elisabeth zeigte, das sich über zwei Stockwerke an den Hauptturm schmiegte.
    »Wenn du meinst, dass wir von dort zum Verlies des Ratsherrn kommen, ja!«
    Elisabeth schluckte. »Ich weiß nicht, ob wir uns die Männer dadurch zu Freunden machen.«
    »Und du weißt auch nicht, wer von den beiden als Sieger aus dem Streit hervorgeht. Ich wette, dass der verkniffene Sekretär uns den Korb nicht übergeben lässt,
    wenn er nachher die Nase vorn hat!«
    »Da magst du Recht haben«, würgte Elisabeth hervor. Allein die Erinnerung an seine Stimme verstärkte ihre Übelkeit bedenklich.
    »Dann komm!« Gret packte den Korb und schlüpfte durch die schmale Tür ins Innere des Türmchens. Eine enge Wendeltreppe führte bis zur ersten Plattform. Von ihr aus gingen schmale Holztreppen bis ganz hinauf zu dem Laufsteg, den sie von außen gesehen hatten und der einmal um den ganzen Turm führte. Ein Wächter und der Turmbläser vertrieben sich dort oben die Zeit, hielten nach Feinden Ausschau und verkündeten in Zeiten des Friedens mit dem Horn das Ende der Nachtruhe, wann das Essen bereit war oder die Wächter und Dienstboten sich am Abend zu Bett zu begeben hatten.
    Im untersten steinernen Boden der hohen Warte, den die Frauen nun betraten, befand sich der einzige Zugang zum Turmverlies. Elisabeth deutete mit zitternder Hand auf das runde Loch im Boden. »Hier ist es.«
    Gret kniete sich nieder und beugte sich vor. »Ich kann nichts erkennen. Hol mal die Lampe von der Wand. Elisabeth atmete einmal tief durch, dann reckte sie das Kinn und brachte die brennende Lampe zu dem Loch.
    »Ratsherr Maintaler? Seid Ihr dort unten?«, rief sie.
    Eine Weile blieb es still, dann hörten sie seine ungewöhnlich dumpf klingende Stimme. »Ja, ich bin hier. Wo sollte ich auch hingegangen sein?«, fügte er düster hinzu. »Wer bist du?«
    »Ich bin Elisabeth, und Gret ist hier neben mir.«
    »Elisabeth?«, wiederholte er ungläubig.
    »Ja, Elisabeth, die Lisa aus dem Frauenhaus am Judenfriedhof. Erinnert Ihr Euch nicht mehr?«
    »Natürlich erinnere ich mich an dich, aber was tust du hier?«
    »Wir haben Euch ein paar Dinge mitgebracht, die Eure Gefangenschaft erleichtern sollen. Heute ist Weihnachten, wisst Ihr das nicht?«
    Gret hatte ein Seil entdeckt und war schon dabei, es am Henkel des Korbes zu verknoten. Langsam ließen die beiden Frauen den Korb durch das Angstloch hinunter, bis er den Grund erreichte.
    »Weihnachten«, wiederholte der Ratsherr. Es drang nur wenig Licht in das Verlies, doch es kam Elisabeth so vor, als habe er sehr viel an Gewicht verloren. Seine Kleider schienen nicht mehr als Lumpen zu sein. Mit bebenden Händen packte er Essen, Wein, Kleider und Decken aus.
    »Bist du ganz sicher, dass ihr keine Engel seid, die der Herr mir gesandt hat, um mir

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