Die Dirne und der Bischof
»Ach Else, wir wissen beide, wo man graben muss, um deine Schwachstelle zu finden, nicht wahr?« Er öffnete das Band seines Geldbeutels und ließ die Münzen klirren.
»Wie viel? Aber bedenke, ich tue dir damit einen Gefallen. Danach hast du keine Jungfrau mehr in deinem Haus und kannst dem nächsten Besuch des Henkers gelassen entgegensehen.«
Die Meisterin zog spöttisch die Oberlippe hoch. »Ach ja, und Euch wäre es eine unangenehme Last, die Ihr nur übernehmen würdet, um mir zu Gefallen zu sein?«
Der Junker schüttelte den Kopf. »Nein, das sage ich nicht. Ich würde nicht wagen, so dreist zu lügen. Die Liste der Verfehlungen, die ich am Sonntag zu beichten habe, ist bereits lang genug. Da muss ich mir nicht noch eine Lüge aufhalsen. Also, zier dich nicht länger, sondern nenn mir den Preis!«
»Drei Schillinge«, stieß Else hervor.
Der Edle schnitt eine Grimasse. »Du bist ein geldgieriges Weib. Zwei Schillinge und zwei Pfennige, und keinen Pfennig mehr!«
»Wenn Ihr drei zahlt, könnt Ihr mit ihr in mein Haus gehen«, bot Else dem Ritter von Thann an. »Dort seid Ihr ungestört, und ich verspreche, dass ich nicht nach einer halben Stunde drängen werde, Ihr möget zum Ende kommen.«
Der Mann griff in seinen Beutel, holte drei Schillinge heraus und drückte sie der Meisterin in die Hand. »Und lass mir einen Krug ordentlichen Wein rüberbringen«, sagte er und wandte sich ab.
Elisabeth presste sich gegen die Wand, aber das half ihr nichts. Der Junker nahm ihre Hand.
»Nun komm und zier dich nicht«, sagte er nicht unfreundlich und zog sie hinter sich her zum Haus der Meisterin.
Elisabeth fühlte sich wie gelähmt. Das Blut pochte ihr in den Ohren, und nur ein einziger Gedanke schallte durch ihren Geist: Das ist nicht richtig! Das darf nicht sein! Hölzern wie eine Puppe tappte sie den erdigen Trampelpfad entlang. Ritter Philipp von Thann öffnete die Tür und zog Elisabeth mit sich in Elses Häuschen. Einkleines Binsenlicht stand auf dem Herd. Der Mann ließ sie los, entzündete den Docht einer Öllampe und trug sie um die Trennwand herum, wo das Bett stand. Er hängte die Lampe an einen Haken und ließ sich dann auf die Matratze fallen.
»Ah, die Wirtin schläft bequem«, sagte er und sah zu Elisabeth auf, die sich noch nicht gerührt hatte.
»Komm her, nicht so schüchtern.«
Elisabeth zuckte nicht einmal mit den Wimpern. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Im Licht der Flamme waren sie wie das grüne Wasser eines Waldsees. Der Junker seufzte, erhob sich und trat zu ihr. Er legte die Arme um ihre Taille.
»Nun komm schon, ein wenig nett könntest du zu mir sein. Es kostet mich drei Schillinge!« Er küsste sie auf den Mund und versuchte seine Zunge zwischen ihre Zähne zu schieben. Elisabeth biss zu. Der Junker stieß einen Schmerzensschrei aus und sprang zurück, Elisabeth schrie ebenfalls. Sie wich zur Wand zurück und kreischte, dass es in den Ohren gellte.
»Sei still, du blödes Weib«, rief der Junker und presste sich wieder die Hand vor den Mund. Er schmeckte Blut. Elisabeth schrie weiter.
»Sei endlich ruhig«, brüllte er über ihre Schreie hinweg. Er gab ihr eine Ohrfeige, aber sie schrie weiter.
In diesem Moment ging die Tür auf, und die Eselswirtin trat mit einem Krug Wein ein. »Ich wollte sehen, ob hier...« Sie verstummte. »Nun, offensichtlich ist hier nicht alles in Ordnung!«
Ritter von Thann ließ sich auf das Bett fallen und hielt sich die Ohren zu, Elisabeth schrie noch immer.
Die Meisterin stellte den Wein behutsam auf dem Tisch ab, ehe sie sich drohend vor der jungen Frau aufbaute.
»Du hörst sofort mit diesem Geschrei auf«, zischte sie. Elisabeth klappte den Mund zu und starrte die Hausherrin an, als sei sie eben aus einem Albtraum erwacht.
»Was fällt dir ein?«, zeterte Else.
»Sie hat mir die Zunge blutig gebissen!«, beschwerte sich der Junker. »Auf solche Überraschungen verzichte ich gern!«
Else nahm einen Riemen von der Wand. »Ritter von Thann, wollt Ihr sie strafen?«, fragte sie den Mann. Der schüttelte den Kopf.
»Das überlasse ich dir. Ich bin gekommen, um mich auf ein weiches Weib zu legen, nicht um einen Rücken blutig zu schlagen, also schick mir etwas, das mich nicht beißt oder mir in die Eier tritt!«
Else verbeugte sich. »Ja, Herr Junker, es tut mir sehr leid, dass Ihr Unannehmlichkeiten hattet. Ich werde es in Ordnung bringen und dafür sorgen, dass Ihr diese Nacht doch noch in guter Erinnerung behalten werdet.«
»Das hoffe
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