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Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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war sie und hatte Ringe unter den Augen, als sie mit den Frauen am nächsten Tag am Tisch saß.
    »Du siehst scheußlich aus«, sagte Marthe und warf mit einer herausfordernden Bewegung ihr langes, blondes Haar auf den Rücken. »Noch ein paar Tage, und dich würde nicht einmal mehr ein Blinder wollen.«
    »Ach, höre ich Erleichterung in deinem Ton? Hat da jemand Angst, vom Thron der Schönsten im Haus gestoßen zu werden?«, stichelte Gret.
    »Dummes Geschwätz«, fauchte Marthe. »Von der da bestimmt nicht!«
    »Ich finde, sie ist schön«, verteidigte Jeanne ihre Banknachbarin und strich ihr über die stumpfen, verklebten Locken. »Sie wird sich schon noch eingewöhnen, nicht wahr, Lisa? Ich wasche dir nachher dein Haar, und wenn wir heute Abend etwas Puder unter die Augen legen, dann wird keiner mehr dieses gehässige Geschöpf dort drüben auch nur beachten!« Sie streckte Marthe die Zunge heraus. Diese trat wütend unter dem Tisch nach Jeannes Schienbeinen, doch die Französin kannte ihre Gegnerin und hatte ihre Beine längst in Sicherheit gebracht. Elisabeth lächelte schwach. Sie wollte gar nicht schön sein und würde alles darum geben, wenn die Männer Marthe statt ihr alle Aufmerksamkeit schenkten, aber da sie die freundliche Jeanne nicht kränken wollte, ließ sie es zu, dass sie ihr Haar von Schmutz befreite und nach dem Trocknen liebevoll kämmte, bis die Locken glänzten.
    Es war schon fast Mitternacht, als der Junker von Thann wieder ins Frauenhaus kam. Else begrüßte ihn strahlend.
    »Nun, verehrter Ritter, wollt Ihr es noch einmal versuchen? Ich habe sie für Euch aufgehoben.«
    Er zögerte und sah zu Elisabeth hinüber, die, wenn es ihr möglich gewesen wäre, sich unsichtbar gemacht hätte. Der Flammenschein der Lampe an der Wand schmeichelte ihrem Teint und ließ ihr Haar golden schimmern. Ihre Figur wirkte zerbrechlich, die grünen Augen waren weit aufgerissen.
    Der Junker zögerte. »Fehlt mir dann nachher ein Ohr oder Schlimmeres?«
    »Aber nein, Ritter von Thann, sie wird Euch heute eine reine Freude sein.« Dabei sah sie Elisabeth prüfend an, ob die ihre Worte hörte.
    »Nun gut, Wirtin, aber dieses Mal bezahle ich erst hinterher. Und ich sage dir, wenn es mir nicht gefällt, dann geht das aufs Haus!«
    Else gelang es nicht, ihre säuerliche Miene zu verbergen. So weit kannte Elisabeth die Meisterin inzwischen, dass ihr klar war, dass Else Eberlin solche Worte am wenigsten zu hören wünschte. Und ihr war klar, sollte sich der Junker hinterher über sie beschweren und ohne zu bezahlen davongehen, würde sie selbst es sein, die dafür zu büßen hatte und nicht der feine Adelsmann. Dann wäre Elses Wut vielleicht so groß, dass sie nicht mehr darauf achten würde, ihre Haut unversehrt zu lassen. Elisabeth schluckte trocken, knickste und reichte dem Junker die Hand.
    »Wirst du mich wieder beißen, wenn ich dich jetzt küsse?«, fragte er, als er mit ihr vor Elses Bett stand. Elisabeth schüttelte den Kopf. Es würgte sie zwar fast, doch sie zwang sich, den Mund offen zu halten, während seine Lippen sich auf ihren bewegten und seine Zunge die ihre abtastete. Seine Hände drückten gegen ihren Rücken und wanderten dann tiefer.
    »Du schmeckst herrlich«, seufzte er. »Es wäre eine Sünde, dir nur kurz die Röcke zu heben und dem Druck abzuhelfen. Ich weiß nicht, ob ich der Wirtin heute noch ihr Bett überlassen kann.« Er lachte. Elisabeth brannten Tränen hinter den Lidern, aber sie schluckte sie tapfer hinunter. Um sich abzulenken, betrachtete Elisabeth den fremden Mann, der sich nun an ihren Bändern zu schaffen machte und sie zu entkleiden begann.
    Der Junker war vielleicht um die dreißig und hatte sicher ein Weib und Kinder im heimischen Stadthaus oder in seiner Burg oder wo er sonst lebte. Seine Augen waren grau, Kinn und Wangen gründlich rasiert. Seine Nase neigte sich ein wenig nach rechts, und seine Lippen waren rissig und schmal, aber er sah nicht abstoßend aus. Sein braunes Haar hing ihm nun glatt auf die Schultern herab, nachdem das Band, mit dem er es gebändigt hatte, zu Boden gefallen war.
    Nackt stand sie nun vor ihm. In seinen Augen schimmerte eine wachsende Gier, die zu ertragen Elisabeth all ihre Kraft abverlangte, um nicht zurückzuweichen. Hastig riss er nun auch seine Kleider vom Leib. Sicher übte er sich regelmäßig im Schwertkampf, wie seit Jahrhunderten bei den Rittergeschlechtern üblich, denn an Armen und Beinen zeichneten sich deutlich seine Muskeln ab,

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