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Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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ich, für mich und für dich, Eselswirtin!«, erwiderte er, und Else war nicht so dumm, die Drohung in diesen Worten nicht zu hören.
    »Nur einen Augenblick. Trinkt so lange, das wird Euch Eure schmerzende Zunge vergessen lassen. Ich lasse Euch noch mehr von diesem Tropfen bringen. Er ist an den sonnigsten Hängen über Würzburg gereift.«
    Sie packte Elisabeth an den Handgelenken und zerrte sie grob mit hinaus. »Warte hier auf mich, und wage es nicht, dich auch nur einen Schritt fortzubewegen. Ich muss erst sehen, wie ich deine Dummheit aus dir rauskriegen kann.« Sie lief mit gerafften Röcken zum Frauenhaus zurück. Elisabeth hörte sie mit schriller Stimme nach Gret und Marthe rufen.
    »Seht zu, dass er zufrieden ist und nicht hinterher seine Münzen zurückhaben will. Er könnte mir die Büttel auf den Hals hetzen, wenn es ihm danach wäre! Marthe, setz dein Lächeln auf, dann bist du so hübsch wie Lisa. Anscheinend bevorzugt er blonde Frauen. Gret, du siehst zu, dass er diesen Vorfall vergisst. Ich verlasse mich auf euch!«
    Else schob ihre beiden Dirnen durch die Tür und schloss sie hinter ihnen. Dann wandte sie sich Elisabeth zu. In ihrer Rechten hielt sie immer noch den Riemen.
    »Und nun zu dir, du undankbares Geschöpf. Was denkst du dir eigentlich, einen solch edlen Herrn zu beleidigen und zu verletzen? Ich habe dich halb tot aufgenommen, gekleidet, dir zu essen und ein Bett gegeben, und dafür willst du mich ruinieren? Es wird Zeit, dass du das in deinem Kopf behältst: Du hast genau zwei Möglichkeiten: den Henker und den Turm oder ein Leben unter meinem Dach, bei dem du dich ordentlich aufführst und meine Anweisungen befolgst. Man bekommt im Leben nichts geschenkt, und deshalb wirst auch du für deine Münzen arbeiten.«
    »Er hat mich geküsst und - es war so ekelhaft!«, wimmerte Elisabeth.
    »In deiner Lage kannst du dir solche Zimperlichkeiten gewiss nicht leisten. Gefühle wie Ekel und Abscheu gewöhnst du dir am besten sofort ab. Das macht es für alle Seiten leichter. Der Gast muss zufrieden sein und gerne wiederkommen. Das ist deine Aufgabe, die du so gut wie möglich zu erfüllen hast. Hast du das verstanden?« Elisabeth nickte stumm.
    »Nun, damit du das nicht bei der nächsten Gelegenheit gleich wieder vergisst, werde ich es dir ein wenig nachdrücklicher ins Gedächtnis schreiben.« Sie griff nach den Bändern des Rockes und löste die Schnürung. Else zog Rock und Hemd so weit herunter, dass Elisabeth mit nacktem Oberkörper dastand.
    »Dreh dich um!«
    Der Riemen sauste durch die Luft und klatschte auf ihren Rücken. Elisabeth wimmerte, Tränen rannen über ihre Wangen. Sie biss sich die Lippen blutig. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis die Meisterin den Riemen endlich sinken ließ.
    »Ich hoffe, das hat sich dir nun nachhaltig eingeprägt. Es wird eine Weile wehtun, aber du wirst keine Narben davontragen. Die Haut ist nur an wenigen Stellen aufgeplatzt. Jeanne kann dir auf diese Striemen eine Salbe auftragen. Ich achte stets darauf, meine Mädchen nicht zu verletzen, wenn ich sie strafe. Weder Bürgersmänner noch Junker wollen vernarbte Körper in ihrem Bett. Und auf diejenigen, die sich an so etwas aufgeilen, lege ich keinen Wert. Solche Männer sind wie ein Fass Pulver, neben dem eine Fackel brennt. Ehe man sich’s versieht, machen sie einem richtig Schwierigkeiten.«
    Elses Hand wies zur Tür des Frauenhauses. »Du legst dich nun in dein Bett und rührst dich bis morgen nicht von der Stelle. Und morgen Abend will ich dich gefälliger antreffen!«
    Elisabeth zog sich mit steifen Bewegungen Hemd und Rock hoch und wankte zum Frauenhaus zurück. Else warf noch einen Blick in ihre Schlafkammer und folgte ihr dann mit zufriedener Miene. Anscheinend stand in ihrem Bett alles zum Besten, und Marthe und Gret erledigten ihre Arbeit ordentlich.
    Elisabeth schlich zu ihrem Bett, das einer der Wandschirme vor den Blicken der Gäste verbarg. So, wie sie war, legte sie sich auf den Bauch und zog die Decke bis über den Kopf. Niemand sollte sehen, dass sie weinte, vor Schmerz und Scham, vor Verwirrung und Einsamkeit.
    Den ganzen nächsten Abend und die Nacht, bis die letzten Gäste sich verabschiedet hatten, erwartete und fürchtete Elisabeth, dass die Meisterin zu ihr treten und sie zu einem der Männer führen würde, aber nichts geschah. Ihr Rücken schmerzte nur noch leicht von den Schlägen, dafür waren ihre Schultern nun völlig verkrampft, und in ihrem Schädel pochte es. Bleich

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