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Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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noch ein wenig Wein zusammen trinken. Ich merke schon, wie es sich wieder in mir regt. Ich will dich noch einmal haben. Dieses Mal werde ich dich von hinten nehmen! -Ah ja, der Tisch eignet sich vorzüglich.«
    Sie öffnete tonlos den Mund und schloss ihn wieder. Widerstandslos ließ sie sich um die Flechtwand herum in die Küche ziehen. Seine Hand in ihrem Rücken drückte ihren Busen auf die Tischplatte. Dann kamen der Schmerz und das Gefühl, er würde sie in Stücke reißen. Sie konnte es nicht verhindern, dass Tränen ihre Wangen herabrannen. Dieses Mal fing er mit kreisenden Bewegungen an, die mit seinem schneller werdenden Atem zu immer tieferen Stößen wurden. Seine Hände umfassten ihren nackten Hintern. Bei jedem Stoß rutschte ihr Bauch über der rauen Tischplatte vor und zurück. Sicher war er bereits von Holzspreißeln gespickt.
    Wie lange das noch so gehen würde? Dieses Mal brauchte er viel länger, bis er zuckte und erschlaffte. Er zog sich zurück, beugte sich vor und küsste ihre Pobacken.
    »Prachtweib! Ich schwöre dir, das ist nicht das letzte Mal, dass wir Spaß miteinander hatten.«
    Das war zu viel! Ein ersticktes Schluchzen schüttelte sie. Zum Glück kam in diesem Augenblick die Meisterin herein und drückte dem Junker einen vollen Becher Wein in die Hand.
    »Nun, Ritter von Thann?«, sagte sie strahlend. Ungeniert stand der Adelsmann nackt vor ihr und trank Wein.
    »Ja, auch wenn es mir um meine Münzen leid tut«, sagte er. »Ich werde sie dir wohl geben müssen.«
    Else grinste und nickte Elisabeth zu, die sich verstohlen die Tränen von den Wangen wischte.
    »Geh und hol deine Kleider, und dann schnell in dein Bett.« Zu dem Ritter gewandt machte sie eine entschuldigende Geste. »Der Henker war schon wieder da, mich zu mahnen, dass um diese Zeit keiner mehr von seiner eigenen Stube fern sein sollte. Ihr seid der letzte Gast, und ich muss Euch bitten, nun auch zu gehen.«
    Philipp von Thann wusste, dass der Oberrat strenge Regeln für das Frauenhaus erlassen hatte und dass der Henker dafür sorgte, dass diese eingehalten wurden. Er traute es sich zwar zu, es mit der streitbaren Wirtin aufzunehmen, mit dem Henker jedoch wollte er nichts zu tun haben. Einerseits weil es nie ratsam war, einem Mann, den die Unehrlichkeit umgab, zu nahe zu kommen. Schließlich konnte allein die Berührung des Henkers einen Bürger oder Junker seiner Ehre berauben. Aber auch, weil er den Henker kannte und wusste, dass niemand so dumm war, mit diesem Mann leichtfertig einen Streit vom Zaun zu brechen. Wider Willen empfand er Respekt vor dem ausführenden Diener des Blutgerichts. Wäre dieser Mann nicht in eine Henkersfamilie hineingeboren worden, wer weiß, vermutlich wäre er dann heute ein einflussreicher Ratsherr im Oberrat des Bischofs.
    Gemächlich zog sich der Junker an, legte der Wirtin drei Schillinge in die ausgestreckte Hand, nickte ihr zu und verschwand in der Nacht.
    Else ging hinüber ins Frauenhaus, um noch einmal nach dem Rechten zu sehen, die Lampen zu löschen und die Tür zu verschließen. Die meisten der Frauen schliefen bereits. Wie gewöhnlich herrschte auf dem Boden ein wildes Durcheinander von achtlos fallen gelassenen Kleidungsstücken, Kissen und leeren Weinbechern. Die Wirtin stieg darüber hinweg. Es kümmerte sie nicht. Die Frauen würden am Morgen alles säubern müssen.
    Else trat an das letzte Bett an der Wand. Elisabeth saß aufrecht auf der Bettdecke und starrte geradeaus. Sie schien nichts Bestimmtes zu sehen. Ihr Blick verlor sich in der Leere des Raumes. Mit einem unterdrückten Seufzer setzte sich die Meisterin neben sie.
    »Man kann die Dinge immer von verschiedenen Seiten betrachten«, sagte sie. Elisabeth reagierte nicht, aber Else war sich sicher, dass sie ihr zuhörte. »Du kannst nun mit deinem Schicksal hadern und dich in deiner unglücklichen Seele suhlen wie die Schweine der Bäcker im Schlamm der Gassen. Beweine dich nur! Bald werden deine Züge sich verhärmen, und dein Geist wird sich trüben. Doch dann denke daran: Du bist es, die sich für diesen langsamen Tod entschieden hat. Dann zerbrichst du und stirbst, lange bevor dein Körper aufhört, sich zu regen. Du kannst aber auch den Platz annehmen, an den dich Gott geführt hat. Nichts geschieht ohne seinen Willen! Dann wirst du die unangenehmen Dinge ohne Gejammer ausführen und deine Arbeit tun, wie jeder Handwerker oder jede Magd auch. Sieh die anderen Frauen an. Sie lachen und zanken und hadern nicht mit Gott

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