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Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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mussten lachten.
    »Komm mit«, sagte Otilia und zündete eine Lampe an. Mit verschwörerischer Miene winkte sie Elisabeth, ihr die Treppe hinunter zu folgen bis zur Küche, die im hinteren Teil des Hauses lag. Sie hatte eine große Feuerstelle, auf der man gleich mehrere Kessel erhitzen oder auch ein ganzes Wildschwein braten konnte.
    »Sei leise«, mahnte das Mädchen. Es öffnete eine Tür und zeigte in die von dicken Steinen kühl gehaltene Vorratskammer, die etwas tiefer als die Küche lag.
    »Na, was willst du?« Sie kicherte und sah nun so jung aus, wie sie vermutlich war.
    »Speck? Käse? Oder schwarze Wurst?« In diesem Moment war sie nur ein Mädchen, das etwas in der Vorratskammer stibitzte. Die tote Mutter und der betrunkene Vater waren aus ihren Gedanken verdrängt.
    »Nun sag schon!«
    »Dann die kleine Wurst dort drüben und ein Stück von dem Käse«, bat Elisabeth. Otilia nickte und schnitt mit einem Messer ein mächtiges Stück Käse ab. Draußen klappte eine Tür. Schritte näherten sich durch die Halle. Otilia blies die Lampe aus und klammerte sich an Elisabeths Arm.
    »Still«, wisperte sie ihr ins Ohr. Ein Lichtschein kroch durch die Küche auf sie zu, erfasste ihre Schuhspitzen und die Röcke und wanderte dann bis zu ihren Gesichtern empor.
    »Otilia, was hat das zu bedeuten?«, kam eine scharfe Stimme aus der Dunkelheit. Elisabeth blinzelte. Undeutlich nahm sie ein langes, weißes Hemd wahr, unter dem nackte Füße hervorlugten. Das Mädchen seufzte dramatisch.
    »Es ist nichts. Ich wollte dich nicht wecken. Vater ist zurück und schläft in der großen Stube.«
    »Ja, ich habe ihn gesehen.« Ein Schnauben erklang, und dann wurde die Küche in warmes Licht getaucht, als die Blenden von den Seiten der Laterne genommen wurden. Elisabeth musterte die knochige Frau mit dem verhärmten Gesicht. Unter einer zerschlissenen Haube hingen ein paar graue Strähnen hervor. Strenge Augen musterten sie. Der Mund wurde immer schmaler.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte die Frau noch einmal. »Ich dachte, es sei irgendwelches Gesindel ins Haus eingedrungen. Und anscheinend hatte ich mit diesem Verdacht nicht unrecht!«
    Ob sie eine Magd war oder eine arme Verwandte? Jedenfalls jemand, der schon lange im Haus war und eine gewisse Autorität über die Kinder hatte. Otilia zog einen Schmollmund.
    »Margret, das geht dich nichts an. Ich habe nur ein wenig Wurst und Käse aus der Kammer gehohlt, und das darf ich ja wohl als älteste Tochter des Hauses.« Sie reckte sich ein wenig, wirkte aber gegen die knochige Gestalt noch immer wie ein Kind.
    »Ja, dagegen ist nichts einzuwenden, aber ich wüsste gern, wer diese Person hier ist, denn wenn ich sie mir so ansehe, dann würde ich sagen, sie hat in diesem Haus absolut nichts zu suchen!«
    Der Blick, mit dem sie den Eindringling in die wohlanständige Bürgerlichkeit musterte, war so voller Verachtung, dass Elisabeth die Wangen glühten. Sie wäre amliebsten davongelaufen, aber Otilia griff nach ihrem Ärmel.
    »Ich habe sie mit hergebracht!«
    Die Knochige schnappte nach Luft. »Lüg mich nicht an. Ich weiß nicht, was du dieser Person zu schulden glaubst, doch du liegst völlig falsch, wenn du sie schützt. Was hat sie dir vorgelogen, dass du so etwas sagst? Ist sie hier eingedrungen, um deinen Vater zu bestehlen, und du hast sie ertappt? Wie hat sie sich dein Mitleid erschlichen?«
    Das Mädchen lächelte grimmig. Offensichtlich begann ihm der Disput Spaß zu machen.
    »Nein, Lisa ist nicht hier eingedrungen. Sie hat mir einen Gefallen getan, und ich wollte ihr noch eine Wegzehrung mitgeben, ehe sie sich auf den Heimweg macht.«
    Margret wand sich. Elisabeth sah, wie sie die nächsten Worte wohl überlegte. »Du weißt in deiner Unschuld sicher nicht, was du da ins Haus gelassen hast«,
    begann sie, als ihr das Mädchen das Wort abschnitt. »Du brauchst nicht drum herumzureden. Lisa ist eine Dirne aus dem Frauenhaus am Judenfriedhof.« Margret schnappte nach Luft, doch Otilia fuhr fort. Von der Verlegenheit, die sie selbst bei ihrer ersten Begegnung ausgestrahlt hatte, war nichts mehr zu merken.
    »Sie ist die Dirne, die mein Vater aufgesucht hat und bei der er sich so betrunken hat, dass er ohne unsere Hilfe den Weg nicht mehr zurückgeschafft hätte.«
    »Otilia!«
    »Es ist die traurige Wahrheit«, sagte das Mädchen leise.
    Auch die andere Frau wirkte nun eher traurig als entrüstet. »Es ist alles so anders geworden, seit die gnädige Frau so plötzlich

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