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Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Kriegsmann, und ich sage dir, mit dieser Taktik wird er noch andere Heere das Fürchten lehren.«
    Elisabeth hörte die Stimme des jungen Adelsmannes in ihrem Kopf erklingen, an dessen Namen sie sich immer noch nicht wieder erinnern konnte. Dann sprach Stefan Spießhemmer weiter und verdrängte die Erinnerung.
    »Jedenfalls waren es für mich alles Tschechen, und auch der König hat einmal gesagt, er gäbe ganz Ungarn darum, wenn es in Böhmen keine Tschechen mehr gäbe!« Elisabeth nickte nur. Die Stimme in ihrem Kopf lenkte sie schon wieder ab.
    »Wir zogen also mit drei gewaltigen Haufen nach Böhmen. Eines der Heere wurde vom Herzog von Sachsen angeführt, der Bischof Ott von Trier befehligte die Truppen aus Bayern, dem Rheinland und das Kontingent der freien Städte. Wir, das heißt die Männer unseres Bischofs Johann von Brunn, standen mit den anderen aus Franken unter dem Oberbefehl des Markgrafen von Brandenburg und des Burggrafen von Nürnberg. Wir stießen in Schlesien zueinander, und König Sigismund rückte an der Spitze des ganzen großen Heeres mit uns nach Böhmen vor. Der König war guter Stimmung. Feurig ritt er auf Königgrätz zu, das uns kaum Widerstand leistete. Die deutschen Bürger jubelten uns zu. Aber auch auf die Prager Burg hatten sich viele Deutsche geflüchtet. Sie zu stürmen wäre ein harter Brocken gewesen, ja, vermutlich hätten wir sie auf die althergebrachte Weise aushungern müssen, doch wir hatten Glück. Der Kommandant der Burg Čenek wandte sich von den Ketzern ab und übergab dem König seine Burg. Es gab noch einen heißen Tanz mit den Pragern, die dem nicht tatenlos zusehen wollten, bei dem mein Schwert richtig Arbeit bekam!«
    »Du musst dich nicht wundern, dass Čeneks Verrat diese Volkswut entfesselt hat - immerhin hat auch er das Manifest gegen den König unterschrieben. Sei froh, dass du das nicht gesehen hast. Ohne an die Verluste zu denken, haben sich die Prager Bürger in ihrem ersten Zorn gegen die Burg geworfen. Es wundert nicht, dass sie so blutig zurückgeschlagen wurden. Jetzt brennen sie Klöster nieder und verwüsten die Kleinseite.«
    »Wir belagerten die Stadt, die sich nicht ergeben wollte, doch das Heer dieses Žižka war uns ein drohender Speer im Rücken. Der König forderte bedingungslose Unterwerfung, die Prager aber wollten ihre Waffen behalten und ihren Kelch beim Abendmahl, wie der Hus es sie gelehrt hatte. Der König wütete. Seine gute Laune war verflogen. Ich kann dir sagen, seine Stimmungen wechselten wie die rasch ziehenden Gewitterwolken, und wehe, man kam ihm in der falschen in die Quere. Und außerdem war ihm die fehlende Disziplin in unserem Kreuzfahrerhaufen ein Dorn im Auge. Unrecht hatte er darin nicht. Ich muss zugeben, dass es selbst mir manches Mal zu viel wurde - und ich bin in der Beziehung kein Weichling. Aber diese Kerle schlugen in ihrer Wut auf alles ein, was tschechisch sprach. Sie fingen sich Frauen und Kinder, und keiner konnte sie zügeln. Du musst bedenken, es waren zwanzigtausend Mann, und von denen hatten nur wenige als Kriegsknechte Erfahrung. Sie waren außer Rand und Band. Eine Belagerung waren sie nicht gewohnt, der Hass auf die Hussiten war auf dem Zug genährt worden, und so war auch die Langeweile mit schuld.«
    Er erzählte weiter, doch Elisabeth war in ihren eigenen Gedanken gefangen. Dieses Mal war es nicht die Stimme des jungen Junkers oder auch nur sein Bild. Siewar selbst dort! In der Burg von Prag und im Feldlager vor der Stadt. Sie sah Žižka heranziehen, dessen Heer inzwischen auf neuntausend Mann angewachsen war. Da kamen sie in einem nicht enden wollenden Strom von bewaffneten Menschen. Es war vor allem Fußvolk mit Spießen, Dreschflegeln und Partisanen. Doch sie führten auch eine große Zahl an Wagen mit schweren Büchsen heran. Der König war noch immer zuversichtlich, ja fast übermütig in seiner Stimmung und führte sichwie ein Sieger auf, obwohl er die Stadt noch immer nicht hatte einnehmen können. Er schickte sein Heer los, um Žižkas so viel kleineren Haufen den Weg zu verlegen. Elisabeth sah das stolze Kreuzfahrerheer abziehen - und nur wenige Stunden später zerstreut, verstört und mit unzähligen Verwundeten in ungeordneter Flucht zurückkehren. Sie lief zwischen den Männern umher und suchte nach ihm. Überall schrien und jammerten die Verwundeten. Blut färbte das zertrampelte Gras zwischen den Zelten. Da stand er plötzlich vor ihr - mit Dreck und Blut verschmiert - und griff nach

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