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Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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meinen Wein verlangt«, gab die Wirtin zurück.
    Meister Thürner lachte. »Gut, dann geht der Krug auf meine Rechnung. Ich sagte gerade, dass Friedrich von Brandenburg vergeblich riet, die Kräfte beisammen zu halten, doch dass er die Zersplitterung auch dieses Mal nicht verhindern konnte.«
    Die Züge der Meisterin entspannten sich. Sie ging sogar selbst, den Krug zu füllen, und schenkte den Männern großzügig die Becher voll. Alle Augen richteten sich gespannt auf die beiden Kriegsknechte. Jörg ergriff das Wort.
    »Das ist richtig, Meister Thürner. Der Brandenburger wollte sich auf einen Angriff auf Prag konzentrieren, und in meinen Augen wäre das auch richtig gewesen. Es hätte der Schlange das Haupt abgetrennt, doch dazu kam es nicht. Ich bin nur ein einfacher Mann und kann nicht sagen, was in den Köpfen der hohen Herren vorgeht, jedenfalls verzichteten sie darauf, einen Feldhauptmann zu ernennen, der den Oberbefehl über das ganze Heer übernehmen würde. Man musste ja die vier Kontingenteaus Nürnberg, Sachsen, Schlesien und Österreich unter einen Hut bekommen und ihnen sagen, wer sich welches Ziel vornehmen sollte, aber nichts geschah. Es wurde von einem geistlichen und einem weltlichen Oberhaupt gesprochen, nach dem man suchen werde, aber keiner wurde benannt.« Der Kriegsknecht hob ratlos die Schultern.
    »Ich weiß nicht, wie die Herren sich dachten, dass dieser Zug funktionieren sollte, wenn sie uns nicht einmal sagten, wohin wir marschieren oder was wir angreifen sollten!«
    »Wart ihr denn in gar keine Kämpfe verwickelt?«, fragte Elisabeth verwundert.
    »Ja, was habt ihr die vielen Wochen seit dem Frühling getan?«, wollte Gret wissen. »Euch nur im Lager vergnügt? Herumgehurt und gewürfelt und euch die Hucke vollgesoffen?«
    Gilg hob abwehrend die Hände. »Oh nein, dies sollte ja ein heiliger Krieg sein, und uns wurde befohlen, uns dementsprechend zu benehmen. Es durften keine Frauen im Tross mitreisen, Spiele waren bei Pranger oder Spießrutenlauf verboten und Fluchen natürlich auch. Einmal in der Woche sollten wir beichten und so häufig wie möglich die Messe besuchen!«
    Die Frauen sahen einander an und prusteten dann los.
    »Was gibt es da zu lachen?«, empörte sich Jörg.
    Auch der Henker schmunzelte. »Das war sicher ein sehr lustiger Zug!«
    »Nein, war es nicht«, brummte Gilg. »Selbst mit dem Wein waren sie knausrig.«
    Stefan schlug sich mit der verbliebenen Hand auf den Schenkel und lachte vergnügt. »Da muss ich den Werbern ja richtig dankbar sein, dass sie mich nicht haben wollten. Früher hat es bei einem Kriegszug noch Spaß gegeben. Es scheint so, als hätte ich mich hier besser amüsiert.« Er zwinkerte Elisabeth zu.
    »Und was habt ihr sonst getan, als den Herren bei ihren Beratungen zuzusehen und euch gut zu benehmen?«, fragte der Henker.
    »Nun, wir langweilten uns wirklich sehr, bis es dann doch endlich losging. Man sagte uns, der Erzbischof Otto von Trier und Friedrich von Brandenburg seien nun unsere Hauptleute und unsere Abteilung würde gegen Luditz ziehen. Wir haben die Stadt dann auch ohne große Schwierigkeiten eingenommen. Dann belagerten wir mit den anderen zusammen Mies, oder Stříbro - Silber, wie die Tschechen sie wegen ihrer alten Silberminen nennen. Alle, außer dem Brandenburger, der war mit seiner Truppe noch nicht da. Ja, und dann saßen wir wieder nur herum. Die Herren schickten Boten hin und her und hielten Konferenzen, während wir die Mauern von Mies von außen betrachteten. Ein paar halbherzige Versuche haben wir schon unternommen, die Stadt einzunehmen, aber die Eingeschlossenen setzten sich tapfer und einfallsreich zur Wehr, das muss man ihnen lassen. Dabei hat die Stadt Žižka und seinen Hussiten lange widerstanden und ist erst vor Kurzem in seine Hände gefallen. Dann aber hat er sie in eine seiner Hochburgen verwandelt. Und das war sie auch - nicht von ihren Mauern her, aber von der inneren Stärke ihrer Verteidiger!«
    »Ja, da hört man so einiges«, sagte der Henker nachdenklich. »Man fragt sich zuweilen schon, ob es der Teufel ist oder vielleicht doch Gott selbst, der ihnen ihre Stärke eingibt.«
    Die beiden Kriegsknechte warfen Meister Thürner einen erstaunten Blick zu, fuhren aber mit ihrer Schilderung fort.
    »Im Juli traf dann endlich der Brandenburger ein. In unserem Lager vor Ort gab es bis zu dieser Zeit erstaunliche Veränderungen. Es war ein Kommen und Gehen und bald mehr ein Gehen! Immer mehr Männer und Zelte

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