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Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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verschwanden einfach.«
    Jörg mischte sich wieder ein. »Wir dachten jedenfalls, jetzt, da der Brandenburger endlich da ist, geht es los, aber wieder getäuscht! Die kleinlichen Streitereien gingen weiter. Eifersucht und Machtgerangel, aber keine Entscheidung! Das ist nun nicht meinem einfachen Hirn entsprungen. Ich habe mich mit einem der Pagen ein wenig angefreundet, der während der Verhandlungen im Zelt der Herren bediente, und der hat mir so manches erzählt. Jedenfalls war von einem Marsch gegen Prag gar nicht mehr die Rede, und der Sturm auf die Mauern von Mies wurde immer weiter rausgeschoben.«
    »Und warum sitzt ihr euch nicht immer noch vor dem böhmischen Städtchen den Hintern platt?«, wollte die Eselswirtin wissen. »Es ist erst August. Bis zum Einbruch des Winters hättet ihr die Belagerung noch fortsetzen können.«
    Gilg zog eine Grimasse. »Danke für den Hinweis, Frau Wirtin. Vielleicht war das der Fehler, dass wir die schlauen, freien Weiber nicht mitnehmen durften. Wer weiß, vielleicht wäre der Zug dann anders verlaufen.«
    »Aber sicher!«, rief Jeanne übermütig. »Wir hätten Mies genommen und Prag noch obendrein. Wir wären genauso tapfer wie die Hussitenweiber gewesen, von denen man sich hier Geschichten erzählt.«
    Gilg prostete ihnen zu. »Aber sicher. Wir nehmen euch nächstes Mal mit, dann könnt ihr Prag sehen und die wundervolle Burg - die größte im ganzen Kaiserreich, sagt man.«
    »Ja, sie ist unglaublich«, hauchte Elisabeth, doch keiner beachtete sie.
    »Aber lasst mich weiter berichten, denn Unruhe kam im Lager auf, als uns die Nachricht erreichte, eine riesige Streitmacht von Hussiten sei auf dem Weg, angeführt von Andreas Prokop dem Kahlen, einem ihrer fanatischen Geistlichen, der sich zu einem Heerführer der Taboriten aufgeschwungen hat und schon recht große Erfolge vorzuweisen hatte. Man beschloss also, die Belagerung von Mies abzubrechen und Prokop entgegenzuziehen. Ich weiß nicht, wer das entschieden hat, jedenfalls wurden die Belagerungsmaschinen abgezogen und ein Teil des Lagers in Brand gesetzt.«
    »Vielleicht konntet ihr nicht alles mitnehmen, und euer Heerführer wollte den Hussiten nichts Verwendbares zurücklassen«, warf der Henker ein. Jörg hob die Schultern.
    »Kann sein, jedenfalls hätten sie gut daran getan, die Männer zu unterrichten. Verwirrung und Angst liefen wie eine Welle durch das Lager. In größter Hast rafften die Männer ihre Habseligkeiten zusammen und zogen in größter Unordnung ab. Ja, die Unruhe steigerte sich zu einer Panik, in der ganze Scharen nach allen Richtungen flohen. Die Herren konnten nur hilflos zusehen.«
    »Was für ein tapferes Kreuzheer!«, rief Else und leerte ihren Becher. Sie war von der Erzählung in solch aufgekratzter Stimmung, dass sie nun sogar noch einen Krug auf ihre eigene Rechnung herausrückte.
    »Die meisten liefen in Richtung Tachau. Jörg und ich auch. Wir waren sehr beunruhigt, glaubten wir Prokops Hussitenheer doch schon ganz in der Nähe. Ich muss zugeben, nach dem wochenlangen Hin und Her verspürten wir und die anderen Männer unseres Fähnleins auch keine große Lust mehr, uns in eine Schlacht zu werfen und unseren Kopf zu verlieren. Unser Kampfgeist war Stück für Stück zermürbt worden und dann erloschen. Es entstand so eine Art Wettlauf zwischen der Reiterei und den verstreuten Fußtruppen, die alle der Heerstraße nach Tachau zuzogen. Ein großer Teil des Heeres machte sich auf Nimmerwiedersehen in den Böhmerwald davon. Selbst die Verstärkung, die uns entgegenkam, machte auf dem Absatz kehrt und floh mit den anderen. Einige Kontingente konnte der Kardinallegat bei Tachau allerdings einholen und überreden, sich der Schlacht zu stellen. Wir wurden beauftragt, eine Wagenburg auf dem Hügel zu bauen, so wie es die Hussiten so oft getan haben. Dann sollten wir ihnen am anderen Morgen entgegenziehen. Als es Tag wurde, hatte sich unsere Streitmacht noch einmal deutlich verkleinert. Auch viele Wagen fehlten. Natürlich hatten wir den Abzug bemerkt, und auch den Herren sind die Bewegungen der Nacht nicht verborgen geblieben, aber sie konnten nichts dagegen tun. Da stand der Herr Kardinallegat und hob die Fahne des Gekreuzigten, um uns Mut für die Schlacht zu machen. Doch statt uns nun mutig mit erhobener Fahne voranzugehen, begannen die edlen Herren zu streiten, wem die Fahne zustehe! Der Brandenburger lag bereits seit Tagen krank in Tachau, und so überreichte der Legat die Fahne dem

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