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Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Arm umfasste.
    »Komm mit raus. Ich muss dich bei hellem Licht sehen.«
    Jeanne ließ sich nach draußen führen. Die anderen Frauen folgten neugierig.
    »Zieh dein Hemd aus!«
    Jeanne schlang sich die Arme um den Leib. »Nein, mir ist so kalt.«
    »Zieh es aus!« Sie riss ihr grob das Hemd über den Kopf. Zitternd vor Kälte -obwohl der Sommermorgen durchaus angenehm warm war - stand Jeanne im Morgenlicht. Auf ihrem Körper hatten sich rote, erhabene Flecken gebildet. Manche schimmerten gar bläulich. Die Meisterin sog scharf die Luft ein und gab Jeanne ihr Hemd zurück. Für einige Augenblicke überlegte sie still, den Blick gesenkt, dann sah sie in die Runde.
    »Jeanne, du gehst sofort wieder ins Bett. Legt die schmale Matratze in die Ecke und stellt den Wandschirm so, dass nur hinten ein kleiner Spalt bleibt. Jeanne wird die nächsten Tage alleine schlafen. Lisa, du kannst mit aufAnnas Matratze. Sie ist breit genug. Werft Jeannes alte Decken und Laken in einen Eimer mit Lauge, und lasst sie bis morgen dort. Ich wünsche, dass ihr euch alle von Jeanne fernhaltet - nein, ich befehle es euch!«
    »Aber wer wird sich um sie kümmern?«, fragte Elisabeth, die nach dem Arm der schwankenden Jeanne griff. »Sie kann vermutlich nicht einmal mehr alleine zum heimlichen Gemach, so fiebrig, wie sie sich anfühlt.«
    »Du wirst nicht zu ihr gehen! Ich verbiete es. Stellt ihr einen Eimer ans Bett.«
    »Und wer gibt ihr zu essen?«, wandte Ester ein. »Oh bitte, Meisterin, ich kümmere mich gerne um Jeanne.«
    Else Eberlin überlegte. Sie wiegte den Kopf hin und her, dann sagte sie: »Gut, einverstanden. Aber dann hältst du dich am besten auch ein wenig von den anderen fern. Und von euch anderen erwarte ich, dass ihr härter arbeitet als sonst, um die beiden zu ersetzen. Es darf dem Frauenhaus kein Schaden entstehen. Deshalb sprecht auch nicht darüber! Was geht es die Gäste an? Es wird sie ohnehin nicht interessieren.«
    Ester legte Jeanne den Arm um die Taille. Noch immer bebte sie vor Kälte, obwohl sie sich ihr Hemd wieder übergezogen hatte und ihre Haut glühte.
    »Komm mit. Ich bring dich in dein Bett. Schlaf, so lange du willst, dann wirst du bald wieder gesund sein. Es ist nur ein kurzes Sommerfieber, das bald vergeht.«
    Die Meisterin schnaubte bei den Worten. Elisabeth sah zu ihr hinüber. Die steilen Falten standen noch immer auf ihrer Stirn. Die Hände in die Hüften gestützt sah sie Ester und Jeanne nach.
    »Soll ich den Bader holen?«, bot Elisabeth an. »Er kann uns vielleicht sagen, was für ein Fieber es ist, und ihr einen Trank bereiten.«
    »Nein!«, sagte Else barsch. »Das ist nicht nötig. Er muss sie nicht sehen. Ich habe noch einen Kräutersud, der das Fieber vertreiben wird. Ester soll ihn ihr geben.«
    »Aber der Bader hat größere Erfahrung mit solchen Krankheiten«, widersprach Elisabeth.
    Die Meisterin beugte sich drohend nach vorn, dass ihre Nasen sich beinahe berührten. »Hast du nicht gehört, was ich dir gesagt habe? Keiner holt den Bader!«
    »Und wenn wir ihn selbst bezahlen?«, wagte Elisabeth einen letzten Vorstoß. »So teuer kann das doch nicht sein.«
    »Nein! Noch ein Wort, und du wirst meinen Gürtel spüren!«
    Mit hängendem Kopf schlich Elisabeth ins Frauenhaus zurück. Die anderen hatten inzwischen die Matratze an die Wand geschoben, Jeanne unter die Decken geholfen und den Wandschirm um sie aufgestellt. In gedrückter Stimmung setzten sich die Frauen wieder an ihre noch halb vollen Musschalen. Die Meisterin kam nicht wieder an den Tisch. Sie verschwand in ihrem eigenen Häuschen. Später brachte sie den Fiebertrank vorbei. Dann ging sie fort, ohne den Frauen zu sagen, wohin und wann sie wiederkommen würde. Am Abend war sie wieder da, doch in noch grimmigerer Stimmung als gewöhnlich. Sie gab nur kurze Befehle und teilte die Frauen ihren Kunden zu. Sonst sprach sie nicht viel und unterhielt sich auch nicht mit den Gästen. Sie schien es kaum erwarten zu können, dass das Haus sich leerte. Kaum hatte der letzte der Männer die Schwelle überquert, schloss sie das Frauenhaus von außen ab.
    »Sie war heute sehr seltsam«, sagte Gret, als die Frauen im Dunkeln lagen und den sich rasch entfernenden Schritten der Wirtin lauschten.
    »Natürlich, sie ist wütend, dass Jeanne nutzlos in der Ecke liegt, sich in ihr Fieber hineinsteigert und nicht arbeitet«, erklang Marthes Stimme aus der Dunkelheit.
    »Sie ist wirklich sehr krank«, verteidigte Ester die Leidende. »Das Fieber ist

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