Die Dirne und der Bischof
sagen sollte, daher schwieg sie.
»Wollte er euch bekehren und von eurem sündigen Lebensweg abbringen?«, fragte sie mit einem sarkastischen Unterton in der Stimme. Elisabeth schüttelte stumm den Kopf.
Die Meisterin sah ihm immer noch nach. »Er ist keiner, der hier schon einmal unsere Dienste in Anspruch genommen hat, und dennoch kenne ich ihn. Es ist schon eine Weile her, aber ich bin ihm bereits begegnet.« Ihre Stirn legte sich in Falten. »Wann und wo war das?« Elisabeth stand wie erstarrt neben ihr und wagte nicht, sich zu rühren.
Plötzlich holte die Meisterin tief Luft. »Pater Antonius!«, rief sie, dass ihre Stimme über die Wiese schallte. Offensichtlich hatte der Mönch sie gehört, denn er drehte sich um, grüßte noch einmal und setzte seinen Weg dann fort.
Else Eberlin wandte sich Elisabeth zu und sah sie mit unbewegter Miene an.
»Pater Antonius wird von manchen Leuten fast wie ein Heiliger verehrt, denn im Jahr des Schwarzen Todes verließ er die Mauern seines Klosters, um den Kranken und Sterbenden zu helfen. Aber das ist dir vermutlich bereits bekannt, nicht wahr?«
Elisabeth spürte, wie sich ihre Schultern verkrampften. Ihre Kehle war ausgetrocknet. Sie war nicht sicher, ob sie überhaupt ein Wort herausbekommen würde, daher nickte sie nur.
»Du willst mir jetzt aber nicht etwa erzählen, er wäre rein zufällig vorbeigekommen?«, fuhr die Wirtin fort. Ihre Stimme wurde zunehmend grimmiger. Elisabeth schüttelte den Kopf.
»Dann möchte ich jetzt von dir hören, was er hier zu suchen hatte. Es drängt sich mir nämlich der Verdacht auf, dass ich bei dir genau richtig bin mit dieser Frage!«
Elisabeth räusperte sich und zwang sich, der Meisterin in die Augen zu sehen. »Nein, ein Zufall war es nicht. Ich habe Pater Antonius geholt, damit er sich Jeanne ansieht und uns sagt, ob es die Pest ist.«
Else Eberlin holte tief Luft. »Du hast was? Diesen Pestheiligen in mein Haus geholt, obwohl ich jeden Besuch ausdrücklich verboten habe?«
Elisabeth nickte. »Ja, und es war gut so. Du musst dich nicht mehr um dein Haus und deine Gäste sorgen. Der Pater sagt, es ist nicht die Pest, die Würzburg vor drei Jahren heimsuchte. Jeanne hat ein anderes schweres Fieber.«
Die Meisterin schien ihr kaum zuzuhören. »Du hast uns alle in Gefahr gebracht«, rief sie aufgebracht und schlug ihr rechts und links ins Gesicht. »Was würde jetzt passieren, wenn es die Pest wäre? Kein Kunde würde mehr zu uns kommen dürfen. Der Rat würde das Haus schließen - ja, uns vermutlich hier einsperren, bis wir alle tot wären oder die Pest überwunden hätten. Dein Leichtsinn hätte uns fast ruiniert!«
Elisabeth nahm all ihren Mut zusammen, um der wütenden Meisterin zu widersprechen. »Wenn wir es verschwiegen hätten und es wirklich die Pest wäre, dann hätte sie sich unbemerkt verbreiten können und nicht nur wir wären davon betroffen gewesen. Unsere Kunden könnten sie durch die ganze Stadt tragen! Keiner weiß genau, wie sich die Pest verbreitet, aber die Erfahrung sagt, dass Menschen, die eng beieinander liegen, die ohne Schutz die Luft atmen, die durch den kranken Körper geströmt ist, oder die Geschwüre berühren, ebenfalls krank werden. Wolltest du wirklich solch ein Elend über die Stadt bringen?«
Else ohrfeigte sie noch einmal, dieses Mal jedoch nicht ganz so kräftig. »Dennoch war es nicht an dir, das zu entscheiden und selbstständig zu handeln.«
»Nein, Meisterin. Es tut mir leid, dass ich gegen deine Anweisungen handeln musste - ich kann aber nicht bereuen, dass ich den Pater geholt habe.«
Else holte tief Luft und plusterte sich drohend auf. »Was für Unverschämtheiten muss ich mir von dir noch bieten lassen?«
»Ist es dir lieber, wenn ich dich anlüge?«, gab Elisabeth ruhig zurück.
»Nein. Du sollst mir gehorchen und alle Entscheidungen mir überlassen! Das verlange ich von dir, und das ist mein gutes Recht als deine Meisterin. Also glaube nicht, dass diese Sache damit schon erledigt und vergessen ist!«
Sie wandte sich ab und stieß die Haustür auf. Sie war schon einen Schritt im Haus, als sie sich noch einmal zu Elisabeth umdrehte.
»Und was ist es für ein Fieber? Hat der Pater gesagt, ob sie durchkommen wird?«
Elisabeth schloss ihre Hände zu Fäusten und atmete tief durch. Jetzt musste sie es der Meisterin sagen.
»Mit Gottes Hilfe wird sie wieder gesund - und mit Hilfe einer Medizin, mit der Pater Antonius gute Erfahrungen gemacht hat. Er hat angeboten, sie
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