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Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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selbst für uns herzustellen.«
    »Und was soll diese Medizin kosten?«, wollte Else wissen.
    »Da Pater Antonius sie selbst braut, will er nur, was er für die Kräuter und anderen Ingredienzen bezahlen muss.«
    »Wie viel?«, wiederholte die Meisterin ungeduldig.
    »Zwei Pfund Pfennige«, sagte Elisabeth leise.
    Die Meisterin schnappte nach Luft. »Zwei Pfund Pfennige? Niemals! Ich will gar nicht daran denken, wie lange Jeanne arbeiten müsste, um das wieder hereinzubekommen. Wir können ja nicht einmal sicher sein, dass der Trank wirklich hilft. Was, wenn sie dennoch stirbt? Sie ist in keinem guten Zustand. Dann wäre das ganze Geld verschwendet! Nein, schlag dir das aus dem Kopf. Nichts wird mich dazu bringen, dem Pater so viel Geld für ein Fläschchen Medizin zu geben.«
    Eine Welle von Zorn schwappte in Elisabeth hoch, und plötzlich war es ihr gleichgültig, wie die Meisterin reagieren würde.
    »Das macht nichts, denn der Pater hat die geforderten Münzen bereits in Händen und wird sich sofort auf die Suche nach den Zutaten machen.«
    Die Meisterin starrte sie verwirrt an. »Und woher hat er sie bekommen? Von euch hat keine so viel Geld!«
    »Ich habe es ihm gegeben. - Ich habe es aus deiner Schatulle genommen«, fügte sie schnell hinzu, so als wollte sie, dass es ausgesprochen war, ehe sie vielleicht der Mut verließ.
    Zuerst sagte Else gar nichts. Sie schien wie zur Salzsäule erstarrt. Die Meisterin war sprachlos. Leider musste dieser Zustand irgendwann enden. Sie holte tief Luft und betrachtete Elisabeth aus zusammengekniffenen Augen.
    »Du warst in meiner Abwesenheit in meiner Hütte und hast aus meiner Truhe Geld gestohlen. Wie viel hast du dir genommen?«
    »Die zwei Pfund Pfennige, die der Pater für die Medizin verlangt hat.«
    »Und wie oft hast du deine schmutzigen Finger sonst noch nach meinem Geld ausgestreckt, du liederliche kleine Diebin?«
    Elisabeth war schockiert. »Niemals, Meisterin! Ich stehle nicht - nicht für mich. Es war nur, weil ich keine andere Möglichkeit sah, Jeanne vor dem Tod zu retten.«
    Die Eselswirtin beugte sich ein wenig vor und zischte zwischen den Zähnen hervor: »Es ist ganz allein Gottes Entscheidung, wen er zu sich nimmt und wen er genesen lässt, aber ganz bestimmt nicht deine.«
    Elisabeth öffnete den Mund, um zu protestieren. Wozu gab es dann überhaupt Ärzte und Chirurgen? Wozu wurde an den Universitäten Medizin gelehrt, wenn alles allein Gottes Entscheidung sein sollte? Die Meisterin schnitt ihr das Wort ab.
    »Genug jetzt! Du hast für heute wirklich mehr als genug angerichtet.« Noch immer klang ihre Stimme ruhig und kalt, was Elisabeth mehr erschreckte, als wenn die Eselswirtin sie angeschrien hätte.
    »Ich sollte dich dem Henker ausliefern. Er weiß gut mit Dieben umzugehen. Glaube mir, ein paar Wochen in Gesellschaft all des anderen Gesindels im Faulturm kann Wunder wirken. Oder er nimmt seine Axt und schlägt dir deine diebische Hand gleich ab.«
    »Nicht für das erste Mal!«, protestierte Elisabeth schwach.
    »Nein? Bist du dir da so sicher? Auch nicht, wenn ich ihm sage, dass es sich um einen besonders schweren Fall handelt?«
    Elisabeth schüttelte den Kopf. »Hab ein Einsehen! Es war nur, um Jeanne zu retten. Der Henker wird das verstehen!«
    »Darauf würde ich mich nicht verlassen«, konterte die Eselswirtin. »Das Gesetz fragt nicht, warum du gestohlen hast. Aber gut. Ich will Meister Thürner nicht in die Sache hineinziehen. Komm mit in mein Haus. Ich werde dir die Botschaft mit meinem Gürtel einbläuen, bis du sie verstanden hast und sie nie wieder vergisst!«
    Und das tat sie dann auch. Sie riss Elisabeth das Hemd herunter und schlug unbarmherzig zu, bis die junge Frau glaubte, keinen Fetzen Haut mehr auf dem Rücken zu haben. Die Meisterin begann zu schwitzen und zu keuchen, aber sie gab nicht nach. Endlich ließ sie den Gürtel sinken.
    »So, ich glaube, das genügt«, sagte sie außer Atem. »Zieh dich wieder an, und dann geh mir aus den Augen! Und glaube ja nicht, du könntest dich heute Nacht vor der Arbeit drücken.«
    Elisabeth schlüpfte vorsichtig in ihr Hemd und richtete sich so gerade auf, wie es der Schmerz zuließ.
    »Und was wird nun aus Peter Antonius und der Medizin für Jeanne, die ich morgen in aller Frühe abholen soll?«
    »Daran lässt sich ja wohl nichts mehr ändern. Außer ich wollte dem Mönch nachlaufen und ihm mein Geld wieder entreißen - wenn er es nicht schon ausgegeben hat. Nein, uns bleibt nichts anderes

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