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Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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nicht. Und doch bereitet allein das Wort mir Übelkeit.«
    »Mir auch«, gestand der Mönch. »Mir auch!«
    Elisabeth lief davon und kam schon bald darauf wieder zurück, um ihm zu melden, dass die Luft rein wäre. Pater Antonius folgte ihr hinein, nickte den erstaunt dreinblickenden Frauen zu und trat hinter den Wandschirm.
    »Könnte ich ein wenig mehr Licht haben?«
    Gret und Elisabeth beeilten sich, ihm zwei Lampen zu entzünden. Eine ganze Weile stand er reglos vor der Matratze und sah auf Jeanne herab. Sie hatte zwar die Augen geöffnet, schien ihre Umgebung jedoch nicht wahrzunehmen. Ab und zu warf sie wild den Kopf hin und her. Dann wieder hustete sie krampfhaft und schnappte nach Luft.
    »Hat sie Beulen an den Leisten?«, fragte der Mönch schließlich.
    Ester trat zu ihnen. »Ich habe sie gepflegt und ihr den Schweiß abgewaschen. Ja, es sind Knoten in ihren Leisten und unter den Armen.«
    Der Mönch seufzte. »Ich würde sie gerne sehen. Könnte ihr jemand das Hemd ausziehen?«
    Ester sprang sofort vor und beeilte sich, seine Wünsche auszuführen. Jeannes abgemagerter Körper wurde von den beiden Lampen erhellt. Die Haut war fleckig, und in den Leisten konnte Elisabeth eine deutliche Schwellung sehen.
    »Ich sollte sie berühren«, sagte der Mönch und sah zu Elisabeth hinüber. Diese nickte ihm zu. Er kniete sich neben das Lager, betrachtete erst die Haut von Gesicht, Brust und Bauch, fühlte ihr die Stirn und die Schläfen und berührte dann vorsichtig die Verdickungen unter den Armen und in den Leisten. Dann erhob er sich wieder. Die Frauen um ihn herum sahen ihn voller Erwartung, aber auch voller Furcht an.
    »Ihr könnt sie wieder ankleiden und zudecken«, sagte der Mönch.
    »Was habt Ihr festgestellt?«, drängte Elisabeth. »Ist es die Pest?«
    Pater Antonius schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht die Pest ist, die vor drei Jahren in Würzburg wütete und so viele Opfer gefordert hat.« Die Frauen umarmten einander stumm. Ester hatte Tränen der Erleichterung in den Augen.
    »Dennoch ist es ein ernsthaftes Fieber, dem sie nicht mehr lange trotzen kann, wenn es nicht wirksam bekämpft wird.«
    »Wird sie sterben?«, fragte Ester zaghaft.
    »Ich weiß es nicht. Sie ist vermutlich näher am Tod als am Leben«, gab der Mönch widerstrebend zu.
    »Gibt es denn gar kein Mittel, um ihr zu helfen?«, drängte Elisabeth.
    Pater Antonius zögerte. »Es gibt eine Medizin, die ich schon häufig erfolgreich bei solch schwerem Fieber angewandt habe, aber sie muss bei uns im Kloster oder von einem Apotheker zubereitet werden. Sie ist nicht billig.«
    Elisabeths Miene wurde hart. »Sie wird nicht sterben, weil die Medizin zu teuer ist! Sagt mir, wie viel sie kostet.«
    »Wenn ich dir einen Brief mitgebe, könntest du sie für einen Gulden bekommen.«
    »Ein ganzer Goldgulden?« Die anderen Frauen keuchten.
    »Das geht nicht«, sagte Ester und streichelte traurig Jeannes fiebergerötetes Gesicht. »Nein, das geht nicht. Nicht einmal, wenn wir all unsere Münzen zusammenlegen.«
    Auch die anderen Frauen schüttelten die Köpfe und sahen den Pater betreten an.
    »Eure Meisterin hat sicher so viel Geld«, gab er sich überzeugt.
    »Sie wird es nicht für eine Medizin ausgeben«, sagte Gret. Ihr Tonfall ließ keinen Zweifel zu.
    »Ich könnte im Kloster fragen, ob der Guardian einverstanden ist, dass ich euch die Medizin überlasse. Leider geht das auch nicht umsonst. Ich muss die Zutaten auf dem Markt kaufen. Das macht sicher zwei Pfund Pfennige.« Er sah in die Runde. »Dann ist das abgemacht, Pater. Wann kann ich die Medizin abholen?«, erkundigte sich Elisabeth.
    »Ich versuche die Zutaten noch heute zu bekommen. Dann kannst du das Fläschchen morgen früh an der Pforte abholen.«
    »Gut. Wartet hier Pater. Ich bringe Euch das Geld.« Elisabeth ging hinaus. Gret lief ihr hinterher.
    »Ich hoffe, du weißt, was du da tust. Woher willst du so viel Geld bekommen?«
    »Ich nehme es aus der Schatulle der Meisterin.«
    Gret blieb wie angewurzelt stehen. Sie wurde so blass, dass man ihre Sommersprossen kaum mehr sehen konnte. »Das meinst du nicht ernst! Du bist tot, wenn du das tust! Was nützt es uns, dass wir Jeanne retten, wenn die Meisterin dich dafür tötet?«
    »Sei nicht albern!« Elisabeths Lachen klang ein wenig unsicher. »Sie wird mich strafen, ja. Ich bin bereit, das auf mich zu nehmen. Aber sie wird mich nicht totschlagen.«
    Gret schüttelte den Kopf. »Darauf würde ich

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