Die Dirne und der Bischof
anderen Männer waren.
Der Henker sah sie an. »Da hast du recht, und ich will euch auch nichts vorenthalten. Wir haben die Fahnen des Bischofs Raban von Speyer gesehen, von Markgraf Hans von Brandenburg, den Grafen von Henneberg und Castell, von Wertheim, Hanau und Solms, und die des Konrad von Weinsberg. Er hat die Schlüpferleinsmühle besetzt. Die Klöster Zell und Himmelspforte sind ebenfalls in ihrer Hand. Das große Heer lagert im Holgarten im Süden vor unserer Vorstadt Sand.«
»So viele Herren ziehen gegen uns?«, keuchte Gret.
»Haben wir schon in Erfahrung bringen können, wie viele Berittene und wie viele Bewaffnete zu Fuß sie hergebracht haben?«, wollte Elisabeth wissen. »Führen sie große Büchsen mit sich oder Belagerungstürme?« Der Henker lächelte ihr zu. »Willst du unseren Hauptleuten ein wenig zur Seite stehen, damit sie ihre Sache richtig machen? Ja, sie haben ihre Männer ausgeschickt, um die Kräfte des Feindes zu zählen. Es sind zusammen wohl an die achttausend Mann!« Elisabeth nickte und machte ein besorgtes Gesicht.
Gret sah die beiden fragend an. »Das sind wohl ziemlich viele, nicht wahr? So große Zahlen sagen mir nichts.«
»Ja, das sind ziemlich viele«, bestätigte der Henker.
»Aber ohne Belagerungsmaschinen und große Büchsen können sie nur versuchen, die Stadt auszuhungern. Wir dagegen haben unsere Pleiden und der Bischof auf seiner Festung eine ganze Anzahl schwerer Geschütze. So schnell werden sie uns also nicht bezwingen können. - Sie haben doch keine großen Mauerbrecher, oder? «, hakte Elisabeth nach.
Der Henker betrachtete sie einige Momente aus zusammengekniffenen Augen, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, unsere Kundschafter haben keine gesehen.«
»Die große Frage ist: Was wollen sie von uns?« Elisabeth sah den Henker an. Der zuckte mit den Schultern.
»Ich weiß es nicht. Noch haben sie sich nicht erklärt oder irgendwelche Forderungen gestellt. Wir haben es jedenfalls geschafft, zwei Männer zu ›Unser Frauenberg‹ hinaufzuschicken und den Bischof über jede unserer Beobachtungen in Kenntnis zu setzen. Auch er hat eine ganze Anzahl an Rittern oben auf der Festung. Und die Viertelmeister werden noch in dieser Stunde die Bürgerwehr zusammenrufen. Wir sind nicht wehrlos.«
Haben aber keine achttausend Männer, dachte Elisabeth.
Vor dem Frauenhaus wurden sie bereits erwartet. Else stand an der Tür, die Arme vor der Brust verschränkt, und ihre Miene stand auf Sturm.
»Habe ich euch nicht ausdrücklich gesagt, ihr sollt euch nicht vom Fleck rühren?« Sie hob drohend die Hand. Elisabeth und Gret blieben in einiger Entfernung stehen. Elisabeth hätte sich am liebsten hinter dem breiten Rücken des Henkers versteckt, doch sie unterdrückte den Impuls. Als sie sich auf den Weg gemacht hatten, war ihnen bewusst gewesen, dass sie gegen die Anweisung der Meisterin verstießen. Nun mussten sie die Konsequenzen ertragen. Der Henker konnte ihnen da nicht helfen. Dennoch warfen sich die beiden Frauen Blicke zu und zögerten, in Elses Reichweite zu treten.
»Else, verzeih, es war meine Schuld. Ich habe deine Mädchen mit auf die Mauer genommen, um Ausschau zu halten, ob von den Angreifern schon etwas zu sehen ist.« Gret und Elisabeth versuchten, nicht zu überrascht dreinzuschauen.
Die Eselswirtin schob die Augenbrauen zusammen. »Ach, und dazu hast du die Unterstützung dieser beiden hier benötigt? Ich glaube dir kein Wort. Oder wollt ihr die Verteidigung der Stadt auf dem Erfahrungsschatz zweier Dirnen aufbauen? Dann gnade uns Gott!«
»Nein, nicht ganz, und ›brauchen‹ ist vielleicht auch nicht das rechte Wort«, gab der Henker zu. Er lächelte noch immer.
»Gelöchert werden sie dich haben, dass du ihnen erlaubst, mit dir zu kommen und ihre Neugier zu befriedigen«, vermutete die Meisterin.
»Sagen wir so, ich habe es ihnen angeboten, um ihre Gesellschaft zu genießen, sodass sie nicht abzulehnen wagten. Also, wenn jemandem deine Ohrfeige gebührt, dann bin ich es. Sieh, ich halte dir meine Wange hin. Tu, was du nicht lassen kannst.«
Für einen Moment schien die Meisterin zu erwägen, den Henker wirklich zu ohrfeigen, dann aber ließ sie die Hand sinken.
»Bedankt euch bei Meister Thürner!«, sagte sie. »Ich weiß nicht, warum er diese Farce aufführt, verdient habt ihr es jedenfalls nicht. Und nun lauft rein, und bringt Jeanne ihre Milch, die es erstaunlicherweise auf eurem Weg zur Mauer zu kaufen gab!«
Das ließen sich die Frauen
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