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Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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davonkommen!«
     
     

Kapitel 13
    Es dämmerte bereits, als sich die Reiter dem Tor zur Vorburg näherten. Die Wächter verbeugten sich tief, als sie die hohen Herren erkannten, und ließen sie passieren. Sie ritten über den Hof. Die Hufe trommelten über die herabgelassene Brücke. Zwei weitere Tore - die Barbakane und das innere Tor - mussten sie noch passieren, ehe sie in den gro ßen Innenhof der Bischofsfestung gelangten. Der Provinzial Arnold hatte wohl am Fuß der Treppe auf sie gewartet, denn er eilte auf sie zu, kaum dass sie zwischen den zahlreichen hölzernen Nebengebäuden auftauchten, die über den Hof verteilt standen. Auch er verbeugte sich und überschüttete die Gäste mit einem Schwall höflicher Worte. Er winkte ein paar Wachtleute heran, die vor der Tür zum Weinkeller herumlungerten, und befahl, die Pferde der Gäste in die Ställe hinauszuführen. Dann richtete er die Grüße des Bischofs aus und bekräftigte, Johann von Brunn würde sich herzlich freuen, die Herren an seiner Tafel begrüßen zu dürfen.
    »Folgt mir. Es ist alles angerichtet«, sagte er mit einer letzten Verbeugung und führte die Gäste die breiten Stufen hinauf, die so mancher Besucher auch schon hoch zu Ross erklommen hatte. Oben im großen Saal brannten unzählige Kerzen und hüllten die reich gedeckte Tafel in helles Licht. Bischof Johann kam ihnen mit ausgebreiteten Armen entgegen.
    »Ah, wie schön, dass Ihr alle meinem Ruf gefolgt seid. Esst und trinkt und lasst es Euch wohl ergehen. Ich hoffe, Euren Männern in ihren Lagern fehlt es an nichts.«
    Die Gäste erwiderten die Begrüßung und verteilten sich auf den bequem gepolsterten Scherenstühlen. Es war schon eine erlauchte Gesellschaft, die Bischof Johann von Brunn an diesem Abend bewirtete: Bischof Raban von Speyer, die Brüder Grafen von Henneberg, Wilhelm von Castell, die Grafen Michael von Wertheim, der älteste Sohn der Herren von Hanau, einer der Gebrüder Solms, Konrad von Weinsberg und nicht zuletzt der Markgraf Hans von Brandenburg.
    »Nun, dann wollen wir hoffen, dass Euer Plan gelingt«, sagte dieser mit grimmiger Miene und tat sich mächtig Pastete, Hühnerbrust und schwarze Wurst auf den Teller. »Mir ist es gleich, aus welcher Schatulle die Gulden kommen, wenn ich sie nur endlich zurückbekomme!«
    »Das werdet Ihr, Markgraf, das werdet Ihr. Habt Vertrauen! Morgen wird eine Abordnung zu mir kommen, und ich werde sicher nicht lange brauchen, sie zu überzeugen.«
    Konrad von Weinsberg schob ein Stück vom fetttriefenden Braten in den Mund und rülpste dann vernehmlich.
    »Exzellenz, Ihr seid ein wahrer Mann unserer Kirche!«
    »Ich bin der Hirte meiner Herde und wie ein Vater zu ihnen«, gab der Bischof zurück, der den Sarkasmus wohl vernommen hatte. »Muss ein Kind den Vater zuweilen nicht auch fürchten lernen?« »Nun, wenn Ihr es so seht«, sagte der Weinsberger und ließ sich den Becher füllen. »Dann auf das Gelingen Eures Planes!«
    Die Männer der Abordnung trafen sich nach dem Frühmahl. Für diese wichtige Mission hatten sie ihre besten Kleider angelegt. Die Chorherren lange, weite Gewänder aus Brokat, Samt und Seide, mit Goldfäden bestickt oder pelzverbrämt. Die jüngeren der Ratsherren hatten ihre engen, langen Hosen aus Seide angezogen, die oben in einer deutlich betonten Schamkapsel endeten. Ihre Röcke und Wämser waren so kurz, dass die Säume kaum über die Hüften reichten. Die älteren Männer des Rates bevorzugten allerdings noch immer Röcke, die die Oberschenkel bedeckten, und Beinlinge statt Hosen.
    Die Amtsdiener führten die Pferde heran und hielten die Steigbügel, bis die Herren sicher im Sattel saßen. Dann ritten sie los, die Domstraße entlang und über die Brücke, dann die Steige hoch, bis zu den Toren der Festung Marienberg. Domherr Günther von Schwarzenburg ließ sich allerdings mit seiner Sänfte hinauftragen. Sein fortgeschrittener Leibesumfang ließ es nicht mehr ratsam erscheinen, ein Pferd zu besteigen. Als die Sänfte endlich am Tor anlangte, ließen sich die Herren melden.
    »Die Abordnung der Stadt und des Kapitels ist eingetroffen. Melde unserem Bischof den Dechant Reichard von Masbach, die Chorherren Friedrich Schoder, Johan Hiltmar, Konrad von der Kere, Johann von Malkos, Graf Günther von Schwarzenburg, Hans und Demetrius von Siech und von der Seite des bürgerlichen Rats Hans Maintaler, Seifried Bull, Hans Buck, Sigmund von der Rosen und Hans von Bernheim.«
    Der Posten nickte, obwohl er sich sicher

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