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Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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gerätst.«
    »Ich werde Gret mitnehmen. Sie ist doch gerade frei, nicht wahr? Und es sind sicher nicht mehr viele Kunden heute Nacht zu erwarten.«
    Elisabeth erhob sich und sah die Meisterin mit entschlossener Miene an. Sie konnte es hinter deren Stirn arbeiten sehen. Einerseits durfte es ihr nicht schmecken, dass eines ihrer Mädchen selbstständig Entscheidungen traf, andererseits musste sie die Wahrheit der Worte einsehen. Es war für jede Frau nachts alleine gefährlich, selbst für eine Dirne!Außerdem hatte Else stets darauf bestanden, dass keine ihrer Frauen alleine unterwegs war. Nicht einmal bei Tag, und wenn es nur darum ging, zum Bäcker oder Krämer zu gehen.
    »Nun gut«, rang sie sich schließlich zu einer Zustimmung durch. »Aber Ihr werdet beide bezahlen müssen.«
    »Zwei Schillinge«, sagte Elisabeth schnell und streckte die Hand vor. Otilia gab die Münzen ohne zu zögern. Die Meisterin funkelte Elisabeth zornig an, als sie ihr das Geld übergab. Sicher hätte sie die Notlage der Ratsherrentochter ausgenutzt und einen noch unverschämteren Preis gefordert.
    »Gut, wartet hier, ich schicke Gret raus«, sagte sie mit mühsam beherrschter Stimme, fügte dann jedoch noch leise an Elisabeth gewandt hinzu: »Wir sprechen uns noch! Du wirst mir zu aufmüpfig. Ich dachte, der Riemen hätte dir klargemacht, wo dein Platz ist.« Nach dieser unmissverständlichen Drohung rauschte sie davon. »Schade, dass wir nicht öfter Ratsherrentöchtern in Nöten helfen können - und das für einen ganzen Schilling!«
    Gret stapfte neben Elisabeth über die Brücke. Unter ihnen floss der Main in ruhigen Bahnen. Zu dieser Jahreszeit führte er weniger Wasser als sonst. Im Frühling dagegen verwandelte er sich immer wieder in einen reißenden Strom, dessen braunes Wasser bis an die Stadtmauer schwappte und durch die vernagelten Törlein in die tief gelegenen Gassen drang.
    »Sieh nur, wie finster die Festung dort oben auf dem Berg thront. Sie kommt mir in der Nacht fast bedrohlich vor.«
    Elisabeth nickte. Sie empfand ähnlich, wunderte sich aber, dass die burschikose Gret, die sicher die Mutigste von ihnen war, so etwas aussprach. Ihres Mutes und der unumstößlichen Gleichmut wegen hatte sich Elisabeth Gret zur Begleiterin gewählt. Sie war sicher nicht die beste Auswahl, wenn es darum ging, die Wächter mit weiblichen Reizen zu betören, dazu hätte sie Marthe oder Mara mitnehmen müssen, doch in diesem Fall war ein hübsches Aussehen vielleicht nicht das Wichtigste.
    Außerdem wäre Marthe sicher nicht mitgegangen, und wenn, so hätte sich Elisabeth nun mit ihrem Gezänk herumplagen müssen.
    Schweigend folgten sie der Steige bis zum Tor. Die Wächter wunderten sich, dass die Frauen zu dieser Nachtzeit die Stadt zu verlassen begehrten.
    »Wisst ihr denn nicht, dass diese Spitzbuben, die ihr Heer vor die Stadt geführt haben, sich hier überall herumtreiben und die Klöster Zell in ihre Gewalt gebracht haben?«, sagte einer der Wächter.
    »Ihr wollt doch nicht etwa zu unseren Feinden überlaufen?«, mutmaßte der andere. Seine Stimme klang drohend.
    »Nein, natürlich nicht!«, entrüstete sich Gret.
    Elisabeth versuchte sich an einem aufreizenden Lächeln und streckte die Hüfte vor, wie sie es bei Marthe beobach tet hatte. »Nein, wir wurden auf den Frauenberg gerufen. Da gibt es wohl etwas zu feiern, bei dem ein paar Röcke durchaus willkommen sind. Bis ihr die Tore wieder öffnet, ist es zu spät.«
    Die Wächter grinsten einander verstehend an. »Ich wusste schon immer, dass es dort oben wie in einem Hurenhaus zugeht. Der Veit, der oben Wachtdienst leistet, hat mir schon wilde Geschichten erzählt.«
    Bevor der Wächter beginnen konnte, diese zu wiederholen, drückte ihm Elisabeth die beiden Heller in die Hand, die er für das Öffnen des Törleins normalerweise verlangen durfte. Sie ließ es zu, dass er ihr herzhaft auf den Hintern klatschte und ihnen viel Spaß mit den hohen Herren wünschte, dann schlüpften Gret und Elisabeth aus der Stadt. Sie eilten den Pfad hinauf auf die Festung zu. Bald schon standen sie vor dem geschlossenen Tor und riefen zu den Wachtposten hinauf. Dieses Mal übernahm Gret das Reden. Sie schwindelte ihnen vor, dass sie zur Freude der Wachtmannschaft gerufen worden seien.
    Elisabeth hatte nicht viel Hoffnung, dass ihr Versuch zu einem Erfolg führen würde. Sie könnten ja von den Feinden des Bischofs als Lockvögel geschickt worden sein. Wer würde während einer Belagerung mitten in

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