Die Donovans 1: Die gefährliche Verlockung
herunterlassen sollen.“
Nash wollte gerade sein Glas an den Mund führen, hielt jedoch inne.
„Wie bitte?“
„Ein ausgesprochen gemeiner Streich“, erklärte Sebastian. Selbst heute noch ärgerte es ihn, dass seine Cousine ihm eins ausgewischt hatte.
„Du hattest es verdient.“ Morgana sah in den dunklen Wein. „Ich kann eigentlich immer noch nicht sagen, dass ich dir dafür verziehen hätte.“
Ana stimmte ihr zu. „Das war wirklich schäbig von dir, Sebastian.“
Da er überstimmt war, zeigte Sebastian sich reumütig. Wenn er sich bemühte, konnte er in der Erinnerung sogar etwas Lustiges entdecken. „He, ich war elf. Kleinen Jungen ist es gestattet, schäbig zu sein. Das gehört dazu. Außerdem war es ja keine echte Schlange.“
Morgana schnaubte beleidigt. „Sie sah aber echt aus.“
Amüsiert beugte Sebastian sich vor, um Nash die Geschichte zu erzählen. „Wir waren damals alle zur Walpurgisnacht bei Tante Bryna und Onkel Matthew. Zugegeben, ich habe eigentlich immer nach einer Möglichkeit gesucht, um dieses Gör hier“, er blickte zu Morgana, „irgendwie zu ärgern. Und ich wusste, dass sie höllische Angst vor Schlangen hatte.“
„Das sieht dir ähnlich, eine kleine Schwäche schamlos auszunutzen“, murmelte Morgana.
„Ja, weil sie nämlich sonst überhaupt keine Angst kannte, eben nur bei Schlangen.“ Sebastians Augen funkelten belustigt. „Und da Jungs nun mal eben Jungs sind, habe ich eine Gummischlange mitten auf ihr Bett fallen lassen – während Morgana darin lag, natürlich.“
Nash konnte sein Grinsen gerade noch zu einem gekünstelten Husten umändern, als er Morganas kritischen Blick auf sich gerichtet sah. „Das scheint mir doch gar nicht so schlimm zu sein. Eine Gummischlange …“
„Er hat sie aber zischeln und züngeln lassen.“ Auch Ana biss sich auf die Zunge, um nicht zu lachen.
Sebastian seufzte theatralisch. „Es hat mich Wochen gekostet, bis ich den Zauberspruch richtig hingekriegt habe. Zauberei war nie meine Stärke, deshalb war es eigentlich auch ein ziemlich schwacher Versuch, aber“, er sah lachend zu Morgana hin, „es hat gereicht. Morgana war jedenfalls sehr beeindruckt.“
Nash hatte nichts dazu zu sagen. Bisher hatte er gedacht, er säße mit drei relativ vernünftigen Menschen an einem Tisch. Dem war scheinbar doch nicht so. Er war wohl der Einzige, der rational dachte.
„Na ja“, nahm Morgana die Erzählung auf, „nachdem ich mit dem Schreien aufgehört hatte und mir klar geworden war, was für ein erbärmlicher Spruch es war, habe ich Sebastian an die Decke geschickt, kopfüber, und habe ihn dort hängen lassen.“ Sie sah zu ihrem Cousin. „Wie lange, meinst du, war das wohl?“, flötete sie zuckersüß und sehr zufrieden mit sich.
„Zwei endlose Stunden.“
Sie lächelte. „Du würdest immer noch da oben baumeln, wenn meine Mutter nicht gekommen wäre.“
„Und den restlichen Sommer habt ihr beide versucht, euch gegenseitig auszustechen“, fügte Ana hinzu, „und habt ständig mit euren Eltern Ärger gehabt.“
Sebastian und Morgana lachten einander an. Dann warf Morgana einen Blick auf Nash. „Möchtest du noch ein Glas Wein?“
„Nein, ich muss fahren.“ Sie nahmen ihn auf den Arm, das wurde ihm mit einem Schlag klar. Also lächelte er Morgana an. Es machte ihm nichts aus, im Gegenteil, kleine Anekdoten waren gut für seine Story. „Ihr habt euch also als Kinder oft gegenseitig solche … Streiche gespielt?“
„Es ist schwer, sich mit normalen Spielen zufriedenzugeben, wenn man gewisse Kräfte hat.“
„Was immer wir auch gespielt haben, du hast gemogelt“, hielt Sebastian Morgana vor.
„Natürlich!“ Ganz und gar nicht beleidigt, überließ sie ihm ihr Stück Pizza. „Ich gewinne eben gern. Aber es wird spät.“ Sie erhob sich und küsste Cousin und Cousine auf die Wange. „Warum fährst du mich nicht nach Hause, Nash?“
„Gern.“ Genau das hatte er sich erhofft.
„Vorsicht, Kirkland“, warnte Sebastian träge. „Sie liebt es, mit dem Feuer zu spielen.“
„Das habe ich auch schon bemerkt.“ Nash nahm Morgana bei der Hand und ging mit ihr hinaus.
Anastasia stützte seufzend ihr Kinn in die Hand. „Bei den ganzen Funken, die hier herumgeflogen sind, wundert es mich, dass nicht längst das Restaurant abgebrannt ist.“
„Die Flammen werden schon noch früh genug lodern.“ Sebastians Augen waren dunkel und starr geworden. „Ob sie es will oder nicht.“
Alarmiert legte Ana sofort
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