Die Donovans 1: Die gefährliche Verlockung
ihre Hand auf seine. „Wird es ihr gut gehen?“
Er sah es nicht so deutlich, wie er es gern gehabt hätte. Bei der Familie war es immer schwieriger, und vor allem mit Morgana. „Sie wird ein paar blaue Flecke abbekommen.“ Und es tat ihm ehrlich leid für sie. Dann wurde sein Blick klar, und das lässige Lächeln stand wieder auf seinem Gesicht.
„Aber sie wird’s überstehen. Wie sie selbst gesagt hat – sie gewinnt gerne.“
Morgana allerdings dachte im Moment überhaupt nicht an Schlachten oder Siege, sondern daran, wie kühl und samten der Abendwind über ihre Wangen strich. Den Kopf zurückgelegt, sah sie zum sternenübersäten Himmel auf, an dem ein sichelförmiger Mond hing.
Es war so schön und leicht zu genießen. Der schnittige Wagen mit dem offenen Verdeck, die Luft, die die Würze des Meeres in sich trug. Es war auch leicht, sich an der Gesellschaft des Mannes zu freuen, der den Wagen mit lässiger Sicherheit lenkte und nach den Geheimnissen der Nacht duftete.
Sie wandte leicht den Kopf und studierte sein Profil. Wie gern hätte sie mit den Fingern über das markante Gesicht gestrichen, hätte die Konturen des Kinns nachgezogen, die Weichheit der Lippen gefühlt. Oh ja, sie hätte es sehr gern getan.
Also, warum zögerte sie dann? Sie war nie leichtfertig mit sexuellen Beziehungen umgegangen und hatte auch ganz sicher nicht in jedem Mann einen potenziellen Liebhaber gesehen. Und doch verspürte sie bei diesem Mann das tiefe Verlangen, sich ihm hinzugeben. Sie hatte gesehen, dass es über kurz oder lang passieren würde.
Darin lag die Antwort. Sie würde immer dagegen rebellieren, eine Marionette des Schicksals zu sein.
Aber wenn sie ihn selbst wählte, wenn sie die Zügel führte, dann war das doch etwas anderes, als wenn sie vom Schicksal gelenkt wurde, oder?
Denn schließlich war sie ihre eigene Herrin.
„Warum bist du heute Abend in die Stadt gekommen?“, fragte sie ihn.
„Ich war unruhig und konnte zu Hause nichts mit mir anfangen.“
Sie kannte das Gefühl. Es geschah ihr nicht oft, aber wenn, dann fand sie es unerträglich. „Kommst du gut mit dem Drehbuch voran?“
„Recht gut sogar. In ein paar Tagen müsste ich so weit sein, dass ich meinem Agenten den ersten Entwurf schicken kann.“ Er sah zu ihr hinüber und wünschte im gleichen Augenblick, er hätte es nicht getan. Sie war so schön, so verführerisch, mit dem Wind in ihren Haaren und dem Mondschein auf ihrem Gesicht, dass er gar nicht wieder wegschauen wollte. Was nicht unbedingt klug war, wenn man am Steuer saß. „Du warst mir eine große Hilfe.“
„Heißt das, du brauchst mich nicht mehr?“
„Nein, Morgana. Ich …“ Er bremste und fluchte leise, weil er an ihrer Auffahrt vorbeigefahren war. Er setzte zurück und bog ab, um dann mit laufendem Motor vor ihrer Haustür zu halten. Schweigend sah er zum Haus hinauf.
Sollte sie ihn hereinbitten, würde er mit ihr gehen. Musste mit ihr gehen.
Irgendetwas geschah heute Abend. Seit dem Moment, als er sich umgedreht und ihr in die Augen geschaut hatte, hatte er das beunruhigende Gefühl, als wäre ihm eine Rolle in einer Geschichte zugedacht worden, die jemand anders geschrieben hatte und deren Ende noch offen war.
„Du bist wirklich sehr ruhelos“, murmelte sie. „Völlig untypisch für dich.“
Sie beugte sich vor und drehte den Schlüssel, um den Motor abzustellen.
Ohne das sanfte Schnurren des Motors dröhnte die plötzliche Stil e in seinen Ohren. Ihre Körper streiften einander, eine kurze, unbeabsichtigte Berührung nur, aber sein Blut jagte wie brodelnde Lava durch seinen Körper. „Weißt du, was ich meistens mache, wenn ich unruhig bin?“
Sie hatte leise gesprochen, ihre Stimme floss wie Balsam über seine Haut. Er sah in ihre Augen, in denen sich der Mond spiegelte, und stellte fest, dass seine Hände sich wie von selbst nach ihr ausstreckten.
„Was?“
Sie zog sich zurück, entglitt seinen Händen wie ein Geist. Sie stieg aus und kam um den Wagen herum, beugte das Gesicht vor, bis ihre Lippen sich fast berührten. „Ich gehe spazieren.“ Sie richtete sich wieder auf und bot ihm ihre Hand. „Komm mit mir. Ich zeige dir einen magischen Ort.“
Er hätte ablehnen können. Aber der Mann, der diese dargebotene Hand nicht genommen hätte, musste noch geboren werden.
Sie gingen über den Rasen, entfernten sich vom Haus und traten in die mystischen Schatten und die flüsternde Stil e des Zypressenhains. Das Mondlicht zeichnete unheimliche
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