Die Donovans 2: Die Spur des Kidnappers
sodass ihre beiden Körper einen einzigen Schatten auf dem Kies bildeten. Während die Hitze durch ihren Körper kroch, schlang sie die Arme um seinen Nacken und küsste ihn ebenso leidenschaftlich zurück.
Es war jetzt anders. Sie glaubte ihn leise fluchen zu hören, als sie den Kopf ein wenig drehte und den Winkel änderte. Als seine Zähne über ihre Lippen schabten, hätte sie vor Lust bald aufgestöhnt. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen, der harte Rhythmus hallte in ihren Ohren wider, kraftvoll und donnernd wie ein Schnellzug …
„He!“
Der Ruf wurde nicht registriert, nur Sebastians Lippen zählten. „He!“
Sebastian hörte den Ruf und das Knirschen auf dem Kies, als Schritte sich näherten. Er hätte glatt ohne die geringsten Gewissensbisse zum Mörder werden können. Einen Arm um Mels Hüfte, die andere Hand in ihrem Nacken, drehte er den Kopf und sah ein mürrisches Gesicht vor sich.
„Warum gehen Sie nicht einfach? Am besten sofort und sehr weit weg.“
„Hören Sie, Kumpel, ich will ja nur wissen, warum die Bar geschlossen ist.“
„Denen ist der Wodka ausgegangen.“ Sebastian spürte, wie Mel sich zurückzog, und hätte am liebsten geflucht, hätte es denn genützt.
„Dabei wollte ich doch nur ein lausiges Bier.“ Nachdem er die Stimmung gründlich verdorben hatte, kletterte der enttäuschte Zecher in seinen Pick-up und fuhr davon.
Mel stand da, die Arme um sich geschlungen, als wehe ein eisiger Wind.
„Mary Ellen …“
„Nenn mich nicht so.“ Sie wich überstürzt zurück und prallte hart an den Wagen. Ihre Lippen zitterten, ihr Puls raste. Du lieber Himmel, sie hatte sich ihm praktisch hemmungslos an den Hals geworfen, hatte zugelassen, dass er sie anfasste …
Jetzt berührte er sie nicht mehr, aber es sah so aus, als würde er das jeden Moment ändern wollen. Der Stolz verbot es ihr zurückzuscheuen, aber sie wappnete sich für einen erneuten Anschlag auf ihre Sinne.
„Warum hast du das getan?“
Er widerstand dem Drang, einzutauchen und nachzusehen, was sie wirklich fühlte. Es zu vergleichen mit dem, was in ihm vorging. Aber das wäre unfair. „Ich habe nicht die leiseste Ahnung.“
„Nun, dann solltest du es besser nicht noch einmal versuchen.“ Die Antwort tat weh, und das erstaunte sie. Was hatte sie denn erwartet? Dass er sie unwiderstehlich fand und sich nicht mehr hatte zurückhalten können?
Dass ihn die Leidenschaft übermannt hatte?
Sie hob das Kinn. „Wenn ich während der Arbeit betatscht werde, kann ich damit umgehen. Schließlich ist es mein Job. Aber nicht, wenn ich nicht im Dienst bin, klar?“
Seine Augen blitzten auf, kurz nur, dann hob er die Hände. „Glasklar.“
„Na schön.“ Nur nichts unnötig aufbauschen, beschloss sie, während sie in ihrer Tasche nach dem Autoschlüssel kramte. Es war geschehen, vorbei, und es hatte nichts zu bedeuten, für keinen von ihnen beiden. „Fahren wir zurück. Da sind noch ein paar Dinge, die ich erledigen muss.“
4. KAPITEL
M el verbrachte den größten Teil des nächsten Morgens damit, in Roses Nachbarschaft von Tür zu Tür zu gehen, Sebastians Zeichnung in der Hand. Endergebnis war, sie hatte drei wasserdichte Identifizierungen, vier Einladungen zum Kaffee und ein schlüpfriges Angebot.
Einer von den Leuten, die den Mann auf der Zeichnung erkannt hatten, hatte auch eine Beschreibung des Wagens gegeben, bis hin zu der eingedellten Tür. Das wiederum verursachte bei Mel ein mulmiges Gefühl im Magen.
Außerdem stand da dieser eine Name auf ihrer Liste von Befragten, der sie nicht zur Ruhe kommen ließ. Mel hatte das eindeutige Gefühl, dass Mrs. O’Dell aus Apartment 317 mehr wusste, als sie bisher gesagt hatte.
Also klopfte Mel zum zweiten Mal an diesem Tag an die Wohnungstür.
Hinter der Tür konnte sie das Weinen eines Babys hören und den Fernseher.
Wie schon zuvor, so wurde die Tür auch jetzt nur einen Spalt breit geöffnet, und Mel sah hinunter auf das schokoladenverschmierte Gesicht eines kleinen Jungen.
„Hi. Ist deine Mom da?“
„Sie sagt, ich darf nicht mit Fremden sprechen.“
„Da hat sie recht. Könntest du sie bitte holen?“
Der Junge hielt die Tür mit dem Fuß zu. „Wenn ich eine Pistole hätte, würde ich dich erschießen.“
„Da habe ich heute wohl besonderes Glück, dass du keine hast, was?“
Mel ging in die Hocke, um dem Jungen in die Augen sehen zu können.
„Schokoladenpudding, stimmt’s? Du hast bestimmt den Löffel abgeschleckt, nachdem deine Mom
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