Die Donovans 2: Die Spur des Kidnappers
den Pudding gekocht hat.“
„Ja.“ Immerhin hatte sie seine Neugier geweckt. „Woher weißt du das?“
„Das war leicht, Puddinggesicht. Dein Schokoladenmund ist noch ganz frisch, und es ist zu kurz vor dem Lunch, als dass deine Mom dich eine ganze Portion hätte essen lassen.“
Der Junge legte den Kopf schief. „Könnte ja auch sein, dass ich mir was stibitzt habe.“
„Könnte sein, ja“, stimmte Mel zu. „Aber dann wäre es doch ganz schön dumm von dir, die Beweise nicht abzuwaschen, oder?“
Er begann zu grinsen, als seine Mutter hinter ihm auftauchte und ihn mit einer Hand von der Tür wegzog. „Billy! Habe ich dir nicht gesagt, du sollst nicht an die Tür gehen?“ Auf dem anderen Arm trug sie ein kleines Mädchen, das sich weinend sträubte. Mrs. O’Dell warf Mel einen unwirschen Blick zu. „Was wollen Sie denn schon wieder? Ich habe Ihnen alles gesagt.“
„Und Sie waren wirklich eine große Hilfe, Mrs. O’Dell.“ Mel erstickte fast an den Worten. Mrs. O’Dell war abweisend, mürrisch und unfreundlich gewesen. „Es tut mir wirklich leid, Sie noch mal zu stören, aber ich versuche eine gewisse Ordnung in die Dinge zu bringen.“ Noch während sie sprach, schlüpfte Mel unauffällig in die Wohnung. „Ich kann mir vorstellen, wie lästig es für Sie ist, unterbrochen zu werden, wenn Sie doch so beschäftigt sind.“ Mel machte einen großen Schritt über die Spielzeugsoldaten, die auf dem Teppich verstreut lagen. „Aber mir ist aufgefallen, dass Ihr Fenster direkt auf die Straße hinausgeht, wo der mutmaßliche Täter mit seinem Auto parkte.“
Mrs. O’Dell setzte ihre kleine Tochter ab, die sofort zum Fernseher krabbelte und sich davor setzte. „Und?“
„Nun, ich habe bemerkt, wie sauber Ihre Fenster sind, die saubersten überhaupt im ganzen Gebäude. Wenn man von der Straße hochschaut, blitzen sie wie Diamanten.“
Immerhin glättete dieses Kompliment die tiefen Falten auf Mrs. O’Dells Stirn. „Ich lege großen Wert auf Sauberkeit. Unordnung lässt sich nicht vermeiden bei zwei kleinen Kindern, aber Schmutz toleriere ich nicht.“
„Das verstehe ich voll und ganz, Ma’am. Um so saubere Fenster zu haben, muss man sie sicher häufig putzen, nicht wahr?“
„Das können Sie laut sagen. Jeden Monat. Immer, regelmäßig. Der Dreck und Staub von der Straße machen das nötig.“
„Sie können praktisch die ganze Nachbarschaft von hier aus übersehen.“
„Ich habe keine Zeit, um die Nachbarn auszuspionieren.“
„Nein, Ma’am, das wollte ich damit auch nicht andeuten. Ich meine nur, dass Ihnen vielleicht zufällig etwas aufgefallen ist.“
„Nun, ich bin nicht blind. Ich habe diesen Mann hier herumlungern sehen, das habe ich Ihnen schon gesagt.“
„Ja, natürlich. Ich dachte mir nur, Ihnen könnte noch mehr aufgefallen sein, beim Fensterputzen vielleicht. Es dauert doch bestimmt eine Stunde, bis Sie …“
„Fünfundvierzig Minuten.“
„Aha. Nun, wenn dieser Mann da so lange in seinem Wagen gesessen hat, ist Ihnen das nicht komisch vorgekommen?“
„Er ist ausgestiegen und herumgelaufen.“
„So?“ Mel fragte sich, ob sie wohl ihren Notizblock herausholen durfte.
Aber dann entschied sie, dass sie sich das Aufschreiben besser für später aufbewahren würde.
„An beiden Tagen“, fügte Mrs. O’Dell noch hinzu.
„An beiden Tagen?“
„Ja, als ich die Fenster geputzt habe und an dem Tag, als ich die Vorhänge gewaschen habe. Aber ich habe mir nichts dabei gedacht. Es ist nicht meine Art, meine Nase in anderer Leute Angelegenheiten zu stecken.“
„Nein, da bin ich mir sicher.“ Aber ich tue es, dachte Mel mit klopfendem Herzen. „Wissen Sie zufällig noch, wann genau das war?“
„Die Fenster wasche ich immer am Ersten des Monats. Und die Vorhänge habe ich ein paar Tage später abgenommen. Da habe ich ihn gesehen, wie er die Straße auf und ab gegangen ist.“
„David Merrick ist am vierten Mai entführt worden.“
„Ich weiß.“ Mrs. O’Dell runzelte wieder die Stirn und sah dann auf ihre Kinder. „Es bricht mir das Herz. Ein kleines Baby, praktisch den Armen der Mutter entrissen. Ich lasse Billy nicht mehr allein nach draußen.“
Mel legte ihr eine Hand auf den Arm, eine Verbindung, von Frau zu Frau.
„Sie müssen Rose Merrick nicht persönlich kennen, um zu wissen, was sie durchmacht. Sie sind selbst Mutter.“
Das berührte Mrs. O’Dell, Mel konnte sehen, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. „Ich wünschte,
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