Die Donovans 2: Die Spur des Kidnappers
ich könnte helfen. Aber ich habe wirklich nichts gesehen. Ich habe immer gedacht, unsere Kinder seien in dieser Gegend sicher. Dass man keine Angst haben muss, wenn sie über die Straße gehen, um mit ihren Freunden zu spielen.
Dass man nicht fürchten muss, dass man sie einfach in ein Auto zerrt. Dass sie wieder nach Hause kommen.“
„Ja, es ist nicht richtig, so etwas sollte man nicht fürchten müssen. Rose und Stan Merrick sollten auch keine Angst haben müssen, ob sie ihren kleinen David je wieder zurückbekommen. Mrs. O’Dell, dieser Jemand, der David entführt hat, hat genau unter Ihrem Fenster geparkt. Vielleicht, wenn Sie genauer nachdenken, wenn Sie sich zurückbesinnen … Ist Ihnen nichts an dem Auto aufgefallen?“
„An diesem Schrotthaufen? Nein.“
Mel wagte sich einen Schritt weiter vor. „Ich nehme an, das Nummernschild war aus einem anderen Bundesstaat?“
Mrs. O’Dell dachte einen Moment nach und schüttelte dann den Kopf.
„Nein. Ich habe mir nämlich zuerst noch gedacht, dass er vielleicht jemanden besucht und deshalb wartet. Aber dann fiel mir auf, dass er wohl doch nicht von weither gekommen sein konnte, weil es eine kalifornische Nummer war.“
In Gedanken drückte Mel sich die Daumen und versuchte ihre Aufregung zu überspielen. „Während Sie da so die Fenster geputzt haben, haben Sie sich nicht zufällig die Nummer genauer angesehen? Ich meine, ohne dass es Ihnen so recht bewusst geworden ist.“
Mel sah an Mrs. O’Dells Gesicht, dass sie sich bemühte. Die Lippen geschürzt, die Augen leicht zusammengekniffen, aber dann wedelte sie ungeduldig mit dem Staubtuch, das sie hielt.
„Ich habe wichtigere Dinge zu tun. Wie gesagt, es war eine kalifornische Nummer, aber mehr kann ich Ihnen nicht sagen, so gern ich auch helfen möchte, Miss …“
„Sutherland“, half Mel bereitwillig.
„Miss Sutherland, mir blutet das Herz für die armen Eltern, aber ich habe es mir wirklich zur Angewohnheit gemacht, mich um meine eigenen Dinge zu kümmern. Also, da es nichts mehr gibt, was ich Ihnen noch sagen könnte … Ich bin wirklich beschäftigt.“
Hier war gerade die endgültige Grenze gezogen worden. Mel reichte Mrs. O’Dell ihre Visitenkarte. „Wenn Ihnen doch noch etwas einfallen sollte wegen des Nummernschilds, würden Sie mich bitte anrufen?“
„Es war eine Katze“, ließ Billy sich vernehmen.
„Billyj du sollst nicht dazwischenreden, wenn Erwachsene sich unterhalten.“
Der Junge zuckte nur die Schultern und fuhr mit dem Feuerwehrauto am Bein seiner Schwester hoch, um sie zum Lachen zu bringen.
„Was war eine Katze?“, fragte Mel.
„Das Auto.“ Billy ahmte die Sirene der Feuerwehr nach. „Da stand K-A-Z-E drauf, wie Katze.“
Aufgeregt ging Mel vor dem Jungen in die Hocke. „Du meinst das Auto, in dem der Mann gesessen hat? Hast du es gesehen?“
„Klar. Als ich von der Schule nach Hause kam, stand es da. Freddys Mom hatte Fahrdienst.“
„Wir wechseln uns ab, um die Kinder zur Schule zu bringen“, sagte Mrs. O’Dell leise.
„Sie hat mich direkt hinter dem Auto aussteigen lassen. Ich fahr nicht gern mit Freddy, er kneift. Aber ich mag es, mir Nummernschilder anzusehen. Manchmal kann man nämlich Wörter aus den Buchstaben machen.“
„Und du bist sicher, dass es das braune Auto war, nicht ein anderes, das du vielleicht auf der Fahrt gesehen hast?“
„Ganz sicher. Weil es nämlich jeden Tag auf der Straße stand, manchmal auch auf der anderen Seite. Als Mom Fahrdienst hatte, war es nicht mehr da.“
„Kannst du dich an die Zahlen erinnern, Billy?“
„Ich mag keine Zahlen, Buchstaben gefallen mir besser. Wie K-A-Z-E.“
Mel drückte ihm einen dicken Kuss auf die schokoladenverschmierte Wange. „Danke, Billy, ich bin froh, dass dir Buchstaben so gut gefallen.“
Als sie das Büro von „Sutherland Investigations“ betrat, hätte Mel fast gejubelt. Sie hatte eine Spur. Na schön, es war nur die Hälfte eines Nummernschildes und die Information stammte von einem Sechsjährigen, aber endlich hatte sie einen Anhaltspunkt.
Sie hörte die Nachrichten auf dem Anrufbeantworter ab und ging in die Küche, um sich etwas zu trinken zu holen. Die ganze Zeit über hielt sich das zufriedene Lächeln auf ihrem Gesicht.
Gute, solide, wasserdichte Nachforschungen. Nur damit konnte man etwas erreichen. Hartnäckigkeit schadete auch nichts. Wahrscheinlich war die Polizei nicht einmal bis zu Billy O’Dell vorgedrungen, und selbst wenn, dann wäre
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