Die Donovans 2: Die Spur des Kidnappers
nicht mehr zu ihrem Körper gehören.
Aber ihr Geist war keineswegs betäubt. Nach Stunden auf dem Motorrad mochte sie vielleicht müde und mürrisch sein, aber ihr Verstand arbeitete auf Hochtouren.
Und zwar an dem Plan, das perfekte Verbrechen zu begehen und Sebastian Donovan zu ermorden.
Zu schade aber auch, dass sie ihre Waffe nicht mitgebracht hatte. Dann könnte sie ihn jetzt einfach erschießen. Sauber und schnell. Irgendwo an den einsamen Straßen, über die sie gefahren waren, würde sie seinen leblosen Körper in den Graben werfen. Es würde Wochen dauern, bevor man ihn fand. Vielleicht sogar Jahre.
Mel streckte sich und lief über den Parkplatz, um die Beine zu lockern.
Ein Lkw ratterte vorbei, benutzte die Umgehungsstraßen, um die Wiegestationen zu vermeiden. Ansonsten war es stockduster und absolut stil .
Oh, er ist ja so gerissen, dachte sie und kickte wütend gegen eine leere Cola-Dose. Zum ersten Mal hatte Sebastian angehalten, da waren sie schon hinter Fresno gewesen. Nicht unbedingt die Strecke, die man zu Fuß nach Monterey zurücklegen konnte.
Sie war abgestiegen, hatte ihm einen kräftigen Fausthieb auf den Arm versetzt und eine Reihe Flüche losgelassen, dass ihm eigentlich die Ohren hätten abfallen müssen. Aber er hatte nur dagestanden, bis ihre erste Wut verraucht war, und dann hatte er ihr erklärt, dass er der Spur von James T.
Parkland folgte.
Er müsse sich das Motel ansehen, in dem David der ersten Frau übergeben worden war.
Als ob es hier ein Motel geben würde! Sie trat nochmals kräftig ge gen die unschuldige Dose. Erwartete er wirklich, sie würde ihm das abnehmen? Ein Motel mit einem Gipsdinosaurier auf dem Parkplatz?
Aber genau das tat er.
Hier saß sie also nun, müde, hungrig und taub von der Hüfte abwärts, irgendwo auf einer Nebenstraße, mit einem verrückten Typen, der sich für übersinnlich hielt. Zweihundertfünfzig Meilen weit weg von zu Hause und mit genau elf Dollar und sechsundachtzig Cents in der Tasche.
„Sutherland.“
Mel wirbelte herum und fing reflexartig den Schokoriegel auf, den er ihr zuwarf. Bevor sie Sebastian verfluchen konnte, folgte eine Dose Limo.
„Sieh mal, Donovan …“ Sie riss das Papier des Riegels auf und ging zu ihm herüber, als er die Maschine voll tankte. „Ich habe ein Geschäft zu führen, ich habe Kunden. Ich kann nicht die halbe Nacht herumfahren, weil du Hirngespinsten nachjagst.“
„Hast du schon mal gezeltet?“
„Was? Nein.“
„Ich habe mal oben in der Sierra Nevada gecampt. Gar nicht weit von hier. Sehr friedlich.“
„Wenn du dieses Motorrad nicht sofort herumdrehst und mich zurückbringst, kannst du bis in alle Ewigkeit friedlich sein. Und zwar ab sofort.“
Er wandte ihr sein Gesicht zu, und ihr fiel auf, dass er überhaupt nicht müde aussah. Anstatt dass Spuren der vierstündigen anstrengenden Fahrt an ihm zu bemerken gewesen wären, sah er aus, als hätte er gerade eine Woche Aufenthalt in einem luxuriösen Kurort hinter sich, ruhig, gelassen, völlig entspannt.
Und das wiederum versetzte Mels Puls in Aufruhr. Es ärgerte sie maßlos. „Du bist völlig verrückt. Du gehörst eingewiesen. Wir können doch nicht einfach so nach Utah fahren. Weißt du eigentlich, wie weit es bis nach Utah ist?“
Da es kälter geworden war, zog Sebastian seine Jacke aus und gab sie Mel. „Bis zu dem Ort, wohin wir wollen? Von Monterey ungefähr fünfhundert Meilen.“ Er hängte den Tankstutzen wieder in die Säule. „Sieh’s doch mal positiv, Sutherland. Wir haben mehr als die Hälfte hinter uns.“
Sie gab auf. „Irgendwo hier muss es eine Busstation geben“, murmelte sie in sich hinein, zog die Jacke an und stapfte auf den hell erleuchteten Shop zu.
„Hier hat er mit David angehalten.“ Sebastian hatte leise gesprochen, aber sie erstarrte mitten im nächsten Schritt. „Er ist nicht so schnell vorangekommen wie wir. Zu viel Verkehr, zu nervös, immer in den Rückspiegel blickend, ob die Cops ihm nicht auf den Fersen sind. Die Ubergabe war für acht Uhr geplant.“
„Blödsinn!“ Aber ihre Kehle war trotzdem zugeschnürt.
„Der Mann von der Nachtschicht hat ihn auf der Zeichnung wiedererkannt. Jimmy ist ihm aufgefallen, weil er ganz hinten auf dem Parkplatz parkte, obwohl es direkt vor dem Laden genügend Plätze gab.
Und er war nervös. Deshalb hat der Nachtschichtmann ihn im Auge behalten, weil er vermutete, Jimmy könnte vielleicht etwas mitgehen lassen.
Aber er hat bezahlt.“
Mel
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