Die Donovans 2: Die Spur des Kidnappers
verblüfft.“
„Mel denkt viel zu pragmatisch, um verblüfft zu sein“, hielt Sebastian eingeschnappt dagegen. „Alles, was andere verwirrt, tut sie einfach ab.“
„Er will Sie nur provozieren.“ Ana stieß ihm den Ellbogen in die Rippen.
„Wir haben dich in letzter Zeit kaum gesehen. Kannst du uns nicht einmal eine Stunde deiner Zeit gewähren?“
„Heute Abend nicht.“
„Nun, ich kann schon …“, setzte Mel an.
„Ich bringe die Lady dann nach Hause.“ Nash zwinkerte Mel zu. „Ich habe überhaupt keine Probleme damit, mit drei schönen Frauen allein auszugehen.“
„Ach Darling, du bist ein so großmütiger Mann.“ Morgana tätschelte Nashs Wange. „Aber ich glaube, Sebastian hat andere Pläne mit seiner Freundin.“
„Ich bin nicht seine …“
„Genau.“ Sebastians Griff an Mels Schulter wurde fester. „Das nächste Mal.“ Er küsste beide Cousinen zum Abschied auf die Wange und zog Mel hinter sich her zu seinem Motorrad.
„Donovan, wir waren uns einig, dass es kein Date ist. Vielleicht würde ich gern mit den dreien mitgehen. Ich habe nämlich Hunger.“
Er nahm ihren Helm und setzte ihn ihr auf den Kopf. „Ich werde dich schon füttern.“
„Ich bin kein Pferd“, murmelte sie empört und schloss den Helm unter dem Kinn. „Ich kann selbst für mein Essen sorgen.“ Missmutig sah sie dem Trio nach, während sie hinter Sebastian aufs Motorrad stieg. Es kam selten vor, dass sie mit einer Gruppe ausging, vor allem mit einer Gruppe, in der sie sich so wohl gefühlt hatte. Aber anstatt über Sebastian verärgert zu sein, dass er den Abend so früh beendet hatte, sollte sie ihm lieber danken, dass er sie überhaupt mitgenommen hatte.
„Schmoll nicht.“
„Ich schmolle nie.“
Mel hielt sich an Sebastian fest, als er losfuhr. Ihr gefiel das Gefühl des Windes auf ihrem Gesicht, das Gefühl der Freiheit. Vielleicht, wenn ihre finanziellen Möglichkeiten es ihr in Zukunft erlauben soll ten, würde sie sich auch ein Motorrad zulegen. Sicher, es wäre vernünftiger, erst den Wagen in Stand setzen zu lassen. Außerdem waren im Bad ein paar Reparaturen angesagt, und sie könnte auch neue Geräte für ihre Ausrüstung gebrauchen. Jeder wusste, wie teuer diese Hightech-Sachen waren.
Aber vielleicht in einem Jahr. Im Moment schrieb sie jeden Monat schwarze Zahlen. Und da sie den Einbrecherring hatte auffliegen lassen, war ihr eine ansehnliche Prämie von „Underwriter’s“ sicher.
Außer dem Wind auf ihrer Haut gefiel ihr noch etwas – obwohl sie alles andere als stolz auf sich war: die Art, wie ihr Körper so perfekt zu Sebastians passte, während das Motorrad unter ihnen satt dröhnte. Sie betrachtete Sebastian verstohlen von hinten.
Er hatte einen sehr … interessanten Körper. Es wäre schwierig, das nicht zu bemerken, da sie so eng aneinandergeschmiegt saßen. Sie konnte seine Rückenmuskeln unter der weichen Lederjacke spüren. Seine Schultern waren eigentlich ziemlich breit – oder vielleicht schien es auch nur so, weil er so schmale Hüften hatte.
Sein Bizeps war auch nicht zu verachten, obwohl Mel auf solche Dinge keinen allzu großen Wert legte. Nein, es überraschte sie einfach nur, dass ein Mann mit seinem Beruf – sozusagen – so gut gebaut war.
Eher wie ein Tennisspieler, nicht wie ein Seher.
Aber andererseits musste er wohl genügend Zeit haben, um zu trainieren, zu reiten, welchen Sport auch immer er betrieb. Zwischen den Visionen.
Sie fragte sich, wie es wohl sein mochte, ein eigenes Pferd zu haben.
Erst als er auf die Autobahn auffuhr, wurde ihr bewusst, dass sie die ganze Zeit Tagträumen nachgehangen hatte.
„He!“ Sie klopfte mit den Knöcheln leicht auf seinen Helm. „Wir sind falsch. Mein Haus liegt in der anderen Richtung, ungefähr zehn Meilen hinter uns.“
„Ich weiß, wo du wohnst.“
Sie schnaubte empört und sprach lauter, um das Dröhnen des Motorrads zu übertönen. „Was machen wir dann hier?“
„Es ist doch ein schöner Abend für eine kleine Spritztour.“
Mochte ja sein, aber niemand hatte sie um ihr Einverständnis ge beten. „Ich will aber nicht ziellos durch die Gegend fahren.“
„Dahin willst du auf jeden Fall fahren.“
„So? Und wohin fahren wir?“
Sebastian überholte eine Limousine und drehte den Gasgriff auf. „Nach Utah.“
Es dauerte gut zehn Meilen, bevor Mel den Mund wieder geschlossen hatte.
Um drei Uhr morgens, im grellen Licht eines Tankshops, hatte Mel das Gefühl, ihr Hinterteil würde
Weitere Kostenlose Bücher