Die Donovans 3: Das geheime Amulett
Retterin.“
„Also“, fuhr Mel fort, „für mich sah es eher so aus, als wollte er Ana bei den Haaren fortschleifen.“
„Ihr beide redet völligen Unsinn.“ Ana schnitt Weißdorn, ohne sich umzusehen. „Er ist ein sehr netter Mann.“
„Dessen bin ich sicher“, murmelte Sebastian. „Aber weißt du, mit Männern ist das so eine Sache – sie verteidigen ihr Territorium. Etwas, das Frauen sehr oft nicht verstehen.“
„Oh, bitte.“ Mel stieß ihm den Ellbogen in die Seite.
„Das ist nun mal eine Tatsache, liebste Mary Ellen. Ich bin in sein Territorium eingedrungen. Zumindest nahm er das an. Und ich würde wesentlich weniger von ihm halten, hätte er nicht versucht, es zu verteidigen. Sag mal, Ana, wie wichtig ist er dir?“
„Das geht dich nicht das Geringste an.“ Ana richtete sich auf und fasste die Pflanzenstiele viel zu fest. „Und ich würde es zu schätzen wissen, Cousin, wenn du dich da heraushalten würdest.“
„Deshalb hast du mich ja auch abgeblockt. Dein Nachbar war allerdings nicht so erfolgreich.“
„Es ist einfach unhöflich“, murmelte Ana. „Unhöflich und impertinent, wie du einfach so in anderer Leute Köpfe schaust.“
„Er gibt eben gerne an“, kam Mel zustimmend zu Hilfe.
„Stimmt überhaupt nicht.“ Sebastian schüttelte beleidigt den Kopf. „Ich sehe nie ohne Grund nach. In diesem Fall bin ich der einzige männliche Verwandte, den du auf diesem Kontinent hast. Daher ist es meine Pflicht, mich über die Lage zu informieren. Und auch über die Mitspieler.“
Mel konnte nur kopfschüttelnd mit den Augen rollen, während Ana sich versteifte.
„Ach ja?“ Mit funkelndem Blick stach sie Sebastian den Zeigefinger in die Brust. „Dann lass mich dir eines erklären: Nur weil ich eine Frau bin, bedeutet das nicht automatisch, dass ich Schutz oder Hilfe oder irgendwas anderes von einem Mann brauche, verwandt oder nicht. Ich komme seit sechsundzwanzig Jahren bestens allein zurecht, oder hast du das vergessen?“
„Nächsten Monat sind es siebenundzwanzig“, bot Sebastian hilfreich an.
„Halt einfach den Mund, Sebastian.“
„So redet sie nur, wenn sie nicht mehr weiter weiß“, informierte Sebastian Mel sachlich. „Normalerweise ist sie nämlich sehr sanft und äußerst höflich.“
„Sei vorsichtig, oder ich gebe Mel einen Trank, den sie in deine Suppe mischen kann und der deine Stimmbänder für Tage funktionsunfähig macht.“
„Oh.“ Mel horchte interessiert auf. „Kannst du ihn mir nicht auch so geben?“
„Was solltest du schon damit anfangen? Immerhin bin ich derjenige von uns, der kocht“, stellte Sebastian fest. Dann zog er Ana in seine Arme.
„Komm schon, Liebes, sei nicht böse. Ich muss mir doch Sorgen um dich machen. Das ist mein Job.“
„Es gibt keinen Grund, sich zu sorgen.“ Aber sie gab langsam nach.
„Hast du dich in ihn verliebt?“
Sofort versteifte sie sich wieder. „Also nun wirklich, Sebastian. Ich kenne ihn doch kaum eine Woche.“
„Was heißt das schon?“ Über Anas Schulter warf er Mel einen langen Blick zu. „Bei mir hat es nicht so lange gedauert, bis ich erkannte, dass der einzige Grund, warum Mel mir so auf die Nerven ging, der war, dass ich völlig verrückt nach ihr war. Sie hat natürlich wesentlich länger gebraucht, um zu akzeptieren, dass sie ebenso verrückt nach mir war. Aber sie ist ja auch ausgesprochen stur.“
„Ich will diesen Trank, Ana“, ließ Mel sich vernehmen und sah ihren Mann spöttisch an.
Sebastian ignorierte die Bedrohung und hielt Ana auf Armeslänge von sich ab, um sie zu betrachten. „Ich frage nur, weil er auf jeden Fall mehr als nur nachbarschaftliches Interesse an dir hat. Um genau zu sein, er …“
„Das reicht. Was immer du in seinem Kopf gesehen hast, behalte es für dich. Ich meine es ernst, Sebastian“, fuhr sie fort, bevor er ihr ins Wort fallen konnte. „Ich ziehe es vor, die Dinge auf meine Art zu erledigen.“
„Wenn du darauf bestehst“, seufzte er.
„Ja, das tue ich. Und jetzt nimm deinen Weißdorn und geh nach Hause und benimm dich wie ein frisch verheirateter Ehemann.“
„Das ist überhaupt der beste Vorschlag, den ich den ganzen Tag gehört habe.“ Mel fasste ihren Mann mit festem Griff am Arm und zog.
„Lass sie in Ruhe, Donovan. Ana ist ein großes Mädchen und kann sich selbst um ihre Angelegenheiten kümmern.“
„Aber sie sollte zumindest wissen …“
„Raus.“ Mit einem erstickten Lachen versetzte Ana ihm einen leichten
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