Die Donovans 3: Das geheime Amulett
Schubs. „Raus aus meinem Garten, ich muss noch arbeiten. Und wenn ich einen Telepathen brauche, werde ich dich anrufen.“
Er gab nach und küsste sie auf die Wange. „Sieh zu, dass du das auch tust.“ Dann bildete sich langsam ein listiges Lächeln auf seinem Gesicht, als er mit seiner Frau davonging. „Weißt du, eigentlich bleibt uns noch Zeit, bei Morgana und Nash vorbeizuschauen.“
„Einverstanden.“ Mel sah über ihre Schulter zurück zu Ana. „Ehrlich gesagt, ich will auch wissen, was die beiden von diesem Typen halten.“
Für die nächsten Tage beschäftigte Ana sich im Haus. Es war nicht so, als würde sie Boone aus dem Weg gehen wollen. Nein, sie hatte einfach viel zu tun. Ihr Vorrat neigte sich dem Ende zu und musste dringend aufgefüllt werden.
In dem kleinen Raum neben der Küche bewahrte sie Destilliergefäße und Glasfläschchen auf, Phiolen und Silberschalen. Die Blumen und Wurzeln und Kräuter, die sie im Mondlicht geerntet hatte, waren alle fein säuberlich in Morgentau gewaschen und für die jeweilige Verwendung sortiert worden.
Da war Mohnsirup zu kochen und Ysop zu trocknen. Sie brauchte bestimmte Essenzen und Öle, und sie musste noch Aufgüsse und Sude fertig stellen.
Es gab also genug zu tun. Ana liebte ihre Arbeit, liebte die Gerüche und Aromen, die ihre Küche und ihren Arbeitsraum erfüllten, sie erfreute sich an den Blumen, den hübschen rosa Blüten des Majorans, dem kräftigen Violett des Fingerhuts, dem sonnigen Gelb des Goldlacks.
Sie schmeckte gerade die verdünnte Lösung von Enzianessenz ab und verzog bei dem bitteren Geschmack das Gesicht, als Boone an die Fliegentür klopfte.
„Diesmal brauche ich wirklich eine Tasse Zucker“, sagte er mit einem charmanten Lächeln, bei dem ihr Herz doppelt so schnell zu schlagen begann. „Ich habe diese Woche die Aufsicht in der Frühstückspause, und ich muss für morgen Kekse backen.“
Mit geneigtem Kopf musterte sie ihn. „Du könntest auch welche kaufen.“
„Also wirklich, welche Pausenaufsicht, die etwas auf sich hält, bringt gekaufte Kekse für Erstklässler mit?“
Das Bild, wie er Teig rührte, ließ sie lächeln. „Komm herein, eine Tasse kann ich wohl erübrigen. Aber lass mich das hier eben zu Ende machen.“
„Es riecht wundervoll hier.“ Er beugte sich über einen Topf, der auf dem Herd köchelte. „Was machst du hier eigentlich?“
„Nicht!“ Ihre Warnung kam rechtzeitig, bevor er den Finger in die dunkle Flüssigkeit tunken konnte. „Das ist Belladonna. In dieser Form unter gar keinen Umständen zum Verzehr bestimmt.“
„Belladonna.“ Er zog die Brauen enger zusammen. „Heißt das etwa, du mischst Gift?“
„Ich stelle eine Salbe her. Gegen Entzündungen und Rheuma.
Außerdem ist es nicht giftig, wenn es richtig verarbeitet wird. Es ist ein Beruhigungsmittel.“
Mit noch immer gerunzelten Brauen blickte er in den Nebenraum, der einem Chemielabor glich. „Brauchst du dafür nicht eine Lizenz oder so was?“
„Ich bin ausgebildete Herbalistin, mit einem Diplom in Pharmakognosie, falls dich das beruhigt.“ Sie schlug seine Hand von einem anderen Topf weg. „Und das da ist nichts für neugierige Anfänger.“
„Hast du was gegen Schlaflosigkeit? Außer diesem Belladonna?“
Sie war sofort besorgt. „Du kannst nicht schlafen? Hast du Fieber?“ Sie fühlte seine Stirn und stand reglos da, als er ihre Hand fasste.
„Beide Fragen muss ich mit Ja beantworten. Und man kann sagen, dass du die Ursache und das Heilmittel bist.“ Er führte ihre Hand von seiner Stirn an seine Lippen. „Vielleicht bin ich eine Pausenaufsicht, aber ich bin auch ein Mann, Ana. Ich kann nicht mehr aufhören, an dich zu denken.“ Er drehte ihre Hand um, presste seine Lippen auf die Stelle am Gelenk, wo der Puls wild hämmerte. „Und ich kann nicht damit aufhören, mich nach dir zu sehnen.“
„Es tut mir leid, wenn ich dir schlaflose Nächte bereite. Das ist nicht meine Absicht.“
Er hob eine Augenbraue. „Wirklich? Das kann ich dir jetzt fast nicht glauben.“
Sie konnte das Lächeln nicht ganz zurückhalten. „Nun, natürlich fühle ich mich ein wenig geschmeichelt, dass ich dich wach halte. Und es ist sehr schwer zu wissen, was dagegen zu tun ist.“ Sie wandte sich um und schaltete die Herdplatte aus. „Ich selbst fühle mich auch etwas rastlos.“ Sie schloss die Augen, als sie seine Hände auf ihren Schultern fühlte.
„Schlaf mit mir.“ Er strich mit den Lippen sanft über ihren Nacken.
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