Die Donovans 3: Das geheime Amulett
davon geredet, was in mir passiert, jedes Mal, wenn ich dich anschaue. Bevor ich dich traf, war ich zufrieden mit meinem Leben, so, wie es war. Aber das reicht mir jetzt nicht mehr. Ich will mich nicht mehr durch Hecken zwängen, um bei dir zu sein. Ich will dich hier bei mir wissen, bei uns.“
„Boone, so einfach ist das nicht.“ Sie wandte sich ab, suchte verzweifelt nach der richtigen Antwort.
„Es kann aber so einfach sein.“ Er verdrängte den Anflug von Panik. „Als ich heute Morgen ins Schlafzimmer kam und dich sah, mit Jessie … Ich kann dir gar nicht sagen, was in diesem Moment mit mir geschehen ist. Ich erkannte, dass es genau das ist, was ich will. Dass du da bist. Einfach nur da bist. Zu wissen, dass wir beide uns um sie kümmern können, weil du sie auch liebst. Dass da noch andere Kinder kommen können. Eine Zukunft mit neuen Perspektiven.“
Sie musste die Augen schließen, weil dieses Bild so wunderbar, so perfekt war. Und sie verweigerte ihnen beiden, dieses Bild Realität werden zu lassen, weil sie Angst hatte. „Würde ich jetzt Ja sagen, bevor du mich verstehst, bevor du mich kennst, wäre es nicht fair.“
„Ich kenne dich.“ Er zog sie wieder zu sich herum. „Ich weiß, wie leidenschaftlich und mitfühlend du bist, dass du loyal und großzügig bist, dass du ein weites Herz hast. Dass du an die Familie glaubst, dass du romantische Musik und Apfelwein magst. Ich weiß, wie dein Lachen klingt, wie du riechst und schmeckst. Und ich weiß, dass ich dich glücklich machen kann, wenn du erlaubst.“
„Du machst mich glücklich, und es gibt nichts, was ich nicht für dich tun würde.“ Sie machte sich los, musste sich bewegen, um die Anspannung zu mildern. „Ich hatte keine Ahnung, dass es so bald geschehen würde. Ich schwöre dir, hätte ich gewusst, dass du an Heirat denkst …“
Seine Frau werden. Eine ewige Bindung. Sie konnte sich kein anderes Zugehörigkeitsgefühl vorstellen, das ihr mehr bedeutete.
Sie musste es ihm sagen, damit er die Chance hatte zu akzeptieren oder sich zurückzuziehen. „Du bist ehrlicher zu mir gewesen als ich zu dir.“
„Worüber?“
„Darüber, wer und was du bist.“ Sie schloss seufzend die Lider. „Ich bin ein Feigling, leicht zu zerstören durch unangenehme Gefühle, habe geradezu panische Angst vor Schmerzen, physischen und psychischen.
Erbärmlich verletzlich durch Dinge, die andere völlig kalt lassen, sie nicht einmal berühren.“
„Ich weiß nicht, wovon du redest, Ana.“
„Nein, wie solltest du auch.“ Sie presste die Lippen zusammen. „Kannst du dir vorstellen, dass manche empfänglicher für Gefühle sind als andere? Dass es manche gibt, die einen Schutzmechanismus entwickeln müssen, um sich gegen die Schwingungen, die um sie herumwirbeln, zu verteidigen? Weil sie sonst nicht überleben könnten?“
Boone hielt seine Ungeduld im Zaum und versuchte zu lächeln. „Gibst du dich jetzt geheimnisvoll?“
Sie lachte und presste die Hände auf die Augen. „Du ahnst nicht einmal die Hälfte. Ich muss erklären, und ich weiß nicht, wie ich es anfangen soll.“
Vielleicht war es Schicksal.
Sie wich einen Schritt zurück und stieß eine Mappe vom Schreibtisch.
Automatisch ging sie in die Hocke, um die Mappe aufzuheben.
Eine Zeichnung, erst kürzlich fertiggestellt. Eine sehr gute Zeichnung, dachte Ana und atmete tief durch, während sie das Bild studierte. Die boshaften Züge im Gesicht der Hexe unter der schwarzen Kapuze starrten sie an. Das personifizierte Böse, dachte Ana. Boone hatte es mit dem Stift perfekt eingefangen.
„Lass nur“, sagte Boone jetzt, aber Ana schüttelte den Kopf.
„Ist das für deine Geschichte?“
„Ja, für ‚Das silberne Schloss‘. Aber lenk nicht vom Thema ab.“
„So weit ist das gar nicht vom Thema entfernt“, murmelte sie. „Gewähre mir eine Minute, erzähl mir über die Zeichnung.“
„Ana, verdammt noch mal …“
„Bitte.“
Frustriert fuhr er sich durchs Haar. „Es ist genau das, wonach es aussieht. Die böse Hexe hat die Prinzessin und das Schloss mit einem Fluch belegt. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass es ein Fluch sein musste, der jeden davon abgehalten hat, in das Schloss hinein- oder hinauszukommen.“
„Und du hast eine Hexe gewählt. Das kam dir also ganz automatisch in den Sinn.“
„Es lag nahe, meinst du nicht? Die Story verlangte geradezu danach. Die rach- und eifersüchtige Hexe, wütend auf die liebliche und schöne Prinzessin, belegt sie
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