Die Donovans 3: Das geheime Amulett
mit einem Fluch, damit die Prinzessin vom Leben und von der Liebe und vom Glück für ewig ausgeschlossen bleibt. Aber als die wahre Liebe den Fluch besiegt, löst sich auch die Hexe auf, und sie leben glücklich bis an ihr Ende. So wie es sein soll.“
„Für dich sind Hexen also böse und eiskalt kalkulierend.“ Kalkulierend, das war eines der Worte, die Robert ihr entgegengeschleudert hatte. Und noch schlimmere.
„Das versteht sich doch wohl von selbst, oder nicht? Macht korrumpiert.“
Sie legte das Blatt beiseite. „Das denken so manche.“ Es ist nur eine Zeichnung, sagte sie sich still. Nur Teil einer Geschichte, die er erfunden hatte. Und doch zeigte es ihr, wie groß die Kluft war, die sie zu überbrücken hatte. „Boone, ich möchte dich um etwas bitten.“
„Vermutlich kannst du mich am heutigen Abend um alles bitten.“
„Ich bitte dich um Zeit“, sagte sie. „Und um Vertrauen. Ich liebe dich, Boone. Aber ich brauche Zeit. Und du auch. Eine Woche“, fuhr sie fort, bevor er protestieren konnte. „Nur eine Woche. Bis Vollmond. Dann gibt es Dinge, die ich dir sagen muss. Danach, so hoffe ich von ganzem Herzen, wirst du mich noch einmal bitten, deine Frau zu werden. Wenn du das tust, wenn du es tun kannst, werde ich Ja sagen.“
„Sag jetzt Ja.“ Er zog sie zärtlich an sich heran, bedeckte ihren Mund mit seinen Lippen. „Welchen Unterschied macht denn das?“
„Jeden“, flüsterte sie sehr leise und schmiegte sich an ihn. „Oder keinen.“
Ihm gefiel das Warten nicht. Es machte ihn nervös, ungeduldig, gereizt. Die Tage schienen dahinzukriechen. Endlos langsam. Er versuchte sich damit zu beruhigen, dass nach dieser einen Woche sein Leben eine wunderbare Wendung nehmen würde.
Nie wieder einsame Nächte. Anstatt sich wie jetzt rastlos zu wälzen, würde er sich an sie schmiegen können. Das Haus würde von ihr erfüllt sein, ihrem Duft, den Wohlgerüchen ihrer Öle und Kräuter. Abends würden sie zusammen auf der Veranda sitzen und über die Geschehnisse des vergangenen Tages reden, über die Geschehnisse der kommenden Tage.
Vielleicht wäre es ihr auch lieber, dass sie in ihrem Haus lebten. Das war unwichtig. Dann würden sie zusammen durch ihren Garten wandern, unter den Ranken, und sie würde versuchen, ihm alle Pflanzennamen beizubringen. Sie könnten zusammen nach Irland fliegen, und Ana würde ihm alle Plätze ihrer Kindheit zeigen, Geschichten erzählen, so wie die Geschichte von der Hexe und dem Frosch, und er würde sie dann niederschreiben. Eine wunderbare Zukunft lag vor ihnen.
Irgendwann würden auch mehr Kinder kommen, und er würde sie betrachten, wie sie ihr eigenes Kind hielt, so wie sie Morganas und Nashs Zwillinge gehalten hatte, an dem Tag, als sie geboren wurden. Dieses Bild machte ihn unsagbar glücklich.
Kinder. Bei diesem Gedanken zuckte sein Kopf hoch. Boone starrte auf das gerahmte Foto von Jessie.
Sein Baby. Einzig seins und sein Einziges, schon so lange. Ihm war nie bewusst gewesen, dass er mehr Kinder haben wollte. Dass er unendlich viel Spaß am Vatersein hatte, dass es ihn befriedigte und erfüllte. Dass das er war.
Ein Sohn. Wäre es nicht umwerfend, einen Sohn zu haben? Oder auch eine Schwester für Jessie … Mehrere Schwestern und Brüder für Jessie.
Sie wäre begeistert. Bei dem Gedanken begann er zu grinsen. Er wäre begeistert.
Dabei hatte er Ana noch gar nicht danach gefragt, was sie davon hielt, die Familie zu vergrößern. Das mussten sie auf jeden Fall noch ansprechen. Aber vielleicht drängte er sie dann wieder nur.
Doch er sah wieder das Bild vor sich, wie Ana im Schlaf den Arm sicher um Jessie gelegt hatte. Dieses strahlende Leuchten auf ihrem Gesicht, als sie die Zwillinge hielt, damit seine Tochter besser sehen konnte.
Nein, beschloss er. Er kannte sie. Sie würde genauso begeistert mit ihrer Liebe Leben schaffen wollen.
Und Ende der Woche würden sie damit beginnen, Pläne für die gemeinsame Zukunft zu machen.
Für Ana vergingen die Tage viel zu schnell. Sie brachte Stunden damit zu, nach der richtigen Gangart zu suchen, wie sie Boone alles sagen könnte.
Dann wieder würde sie ihre Meinung ändern und sich für eine andere Art entscheiden.
Da gab es zum einen den brüsken Weg.
Sie stellte sich vor, wie sie in ihrer Küche saßen, zwei Tassen mit dampfendem Tee vor sich. „Boone“, würde sie sagen, „ich bin eine Hexe. Wenn dich das nicht stört, können wir mit den Hochzeitsplanungen anfangen.“
Dann war da der
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