Die Donovans 3: Das geheime Amulett
Babys an Mel weiter. „Es ist vielleicht schon zu spät. Du weißt, was mit dir passiert, wenn …“
„Ich muss es versuchen.“
Zart, ach so zart legte Ana ihre Hände an Jessies Kopf. Sie wartete, bis ihre Atmung tief und ruhig ging. Es war schwer, sehr schwer, Boones Schrecken und Angst zu durchdringen, diese wilden Gefühle zu überkommen, aber sie konzentrierte sich auf das Kind. Allein auf das Kind.
Und öffnete sich.
Schmerz. Heiß, brennend, scharf, wie Speere, unendlich viele, schössen in ihren Kopf. Viel zu viel Schmerz für ein kleines Kind. Ana zog ihn aus Jessie heraus, absorbierte ihn, ließ ihren eigenen Körper damit umgehen.
Als er selbst für sie zu viel wurde, als er ihre Arbeit zu gefährden drohte, wartete sie, bis er vorbeigegangen war. Dann erst machte sie weiter.
So viele Verletzungen, so viel Schaden, dachte sie, als sie mit den Händen langsam an Jessies Körper herunterstrich. Ein so tiefer Sturz. Ein klares Bild entstand in ihrem Geist. Der Boden, der immer näher kam, die Angst, der plötzliche, harte Aufprall.
Ihre Finger fuhren über die tiefe Wunde in Jessies Schulter, vor ihrem geistigen Auge sah sie das Blut, Unmassen von Blut … Dann verschwanden die Bilder wieder im Dunkeln.
„Mein Gott.“ Boone wehrte sich nicht mehr, er fühlte sich wie betäubt.
„Was macht sie da?“
„Sie braucht Ruhe“, murmelte Sebastian. Er ließ Boone los, trat zurück und fasste Morganas Hand. Sie konnten nichts anderes tun als warten.
Die inneren Verletzungen waren massiv. Schweiß trat auf Anas Stirn, als sie untersuchte, absorbierte, heilte. Sie murmelte einen Singsang vor sich hin, während sie arbeitete, wissend, dass sie die Trance vertiefen musste, wollte sie das Kind retten. Und sich selbst.
Diese Schmerzen! Sie schnitten durch sie, scharf und unbarmherzig, ließen sie erzittern. Ihr Atem wurde flacher, während sie darum kämpfte, zurückzukommen. Unwillkürlich griff sie nach dem Zirkon, den Jessie trug, legte die andere Hand auf das Herz des Kindes.
Als sie den Kopf hob, hatten ihre Augen die Farbe von Gewitterwolken und blickten leer.
Das Licht. Es blendete so. Sie konnte das Kind kaum erkennen, das vor ihr herlief. Sie rief, schrie, wollte rennen, wusste, dass ein winziger Fehler jetzt das Ende bedeuten würde. Für das Kind und für sie.
Sie starrte in das helle Licht und fühlte, wie Jessie ihr immer weiter entglitt.
„Die Gabe ist mein, um zu akzeptieren oder abzulehnen. Die Wahl war mein, vom ersten Tag meines Lebens. Was dieses Kind verletzt, übertragt es mir. So soll es sein.“
Sie schrie auf, spürte, wie sie zerrissen wurde, der Preis, den sie zahlen musste, weil sie sich angeschickt hatte, den Tod zu überlisten. Sie fühlte ihr eigenes Leben schwächer werden, fühlte sich von dem gleißenden Licht angezogen, näher, immer näher. Und dann begann Jessies Herz unter ihrer Hand stockend wieder zu schlagen.
Sie kämpfte, für sie beide, mit aller Macht, die sie besaß.
Boone sah, wie seine Tochter sich regte, sah, wie ihre Wimpern flatterten, während Ana zurücktaumelte.
„Jess… Jessie?“ Er sprang vor, riss die Kleine in seine Arme. „Ist alles in Ordnung mit dir?“
„Daddy?“ Ihr verwirrter Blick klärte sich. „Bin ich gefallen?“
„Ja.“ Schwach vor Erleichterung und Dankbarkeit barg er sein Gesicht an ihrem Hals und wiegte sie in seinen Armen. „Ja, du bist gefallen.“
„Weine doch nicht, Daddy.“ Sie streichelte seinen Rücken. „Ich bin doch okay.“
„Lass uns mal nachsehen.“ Er holte zitternd Luft, bevor er mit den Händen ihren kleinen Körper abtastete. Da war kein Blut. Kein Blut, kein blauer Fleck, nicht einmal die kleinste Schramme. Wieder drückte er Jessie an sich, während er zu Ana sah, der Sebastian aufstehen half. „Tut dir irgendwas weh, Jessie?“
„Nein …“ Sie gähnte und legte den Kopf an seine Schulter. „Ich bin zu Mommy gegangen. Sie sah so hübsch aus in dem Licht. Aber sie sah auch traurig aus, als würde sie gleich weinen, weil ich kam. Und dann war Ana da. Sie nahm mich bei der Hand, und Mommy sah glücklich aus, als sie uns zum Abschied zugewinkt hat. Daddy, ich bin so müde.“
Das Herz schlug ihm im Hals, machte ihm das Sprechen schwer. „Ja, sicher, Baby.“
„Ich werde sie zu Bett bringen“, bot Nash an. Als Boone zögerte, fügte er leise hinzu: „Jessie geht es gut, Ana nicht.“ Er nahm das fast schon schlafende Kind auf seine Arme. „Lass die Logik nicht im Weg stehen,
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