Die Donovans 3: Das geheime Amulett
kommen.“
Mit einem abwesenden Nicken verschloss Ana den Beutel. „Trinkst du den Tee, den ich dir gegeben habe?“
„Jeden Tag. Und ja, ich benutze auch dein Öl regelmäßig. Außerdem trage ich immer einen Rhyolith gegen emotionalen Stress, einen Topas gegen äußere Stresseinflüsse, einen Zirkon für positive Einstellung und einen Bernstein für die gute Laune bei mir.“ Sie drückte Anas Hand. „Glaub mir, ich bin von allen Seiten wirklich bestens geschützt.“
„Es ist nur natürlich, dass ich mich so anstelle.“ Ana stellte das Säckchen mit dem Potpourri neben Morganas Handtasche, dann überlegte sie es sich anders und ließ den Beutel selbst in die Tasche gleiten.
„Schließlich ist es unser erstes Baby.“
„Babys“, verbesserte Morgana.
„Also noch mehr Grund, um ein wenig achtsamer zu sein. Zwillinge kommen immer früher, diese Erfahrung habe ich jedenfalls gemacht.“
Morgana gestattete sich einen kleinen Seufzer. „Ich hoffe wirklich, dass diese beiden es tun. Nicht mehr lange, und ich brauche einen Lastkran, um mich zu setzen und wieder aufzustehen.“
„Du brauchst mehr Ruhe. Und leichte Bewegungsübungen“, wies Ana an. „Was sowohl das Herumwuchten und Auspacken von Kisten ausschließt sowie auch das stundenlange Stehen, um Kunden zu bedienen!“
„Jawohl, Ma’am. Ich werde mich bemühen, mich genauestens an die Anweisungen zu halten.“
„Und jetzt lass uns nachsehen.“ Sanft legte Ana beide Hände auf den gewölbten Leib ihrer Cousine, spreizte langsam die Finger und öffnete sich für das Wunder.
Im gleichen Moment spürte Morgana, wie ihre Müdigkeit verflog.
Stattdessen fühlte sie sich wunderbar wohl und ausgeglichen. Durch ihre halb geschlossenen Lider erkannte sie, dass Anas Augen dunkel geworden waren, die Farbe von Zinn angenommen hatten. Der Blick war starr auf etwas gerichtet, das nur Ana sehen konnte.
Während ihre Finger über den Bauch ihrer Cousine strichen, knüpfte Ana das Band. Sie spürte das Gewicht und für einen unglaublich intensiven Moment das Leben, das in diesem Leib pulsierte. Dann die Erschöpfung, die Müdigkeit, die Schwere. Aber auch die glückliche Erwartung, die wachsende Vorfreude und das ehrfurchtsvolle Staunen, dass sie dieses neue Leben in sich trug.
Dann öffnete sich Anas Herz noch mehr, ein Ziehen erfasste ihren Körper. Und sie begann zu lächeln.
Jetzt war sie dieses Leben, erst das eine, dann das andere. Traumlos in dem dunklen, warmen Leib gebettet, versorgt und beschützt von der Mutter, bis der Moment kommen würde, sich der Außenwelt zu stellen. Zwei Herzen, die kraftvoll unter dem Herzen der Mutter schlugen. Winzige Finger, die sich streckten, ein träger Tritt.
Ana kam wieder zu sich zurück. Allein. „Dir geht es gut. Euch allen geht es gut.“
„Ich weiß.“ Morgana verschränkte ihre Finger mit Anas. „Aber ich fühle mich trotzdem beruhigter, wenn du es mir sagst. Genau wie das Wissen mich beruhigt, dass du da sein wirst, wenn es so weit«
ist.
„Du weißt, dass ich nirgendwo anders sein würde.“ Ana zog ihrer beider verschränkten Hände an ihre Wange. „Aber ist Nash mit mir als Hebamme einverstanden? Was denkt er darüber?“
„Er vertraut dir – genauso sehr, wie ich dir vertraue.“
Anas Blick wurde weich. „Du hast wirklich Glück gehabt, Morgana, einen Mann zu finden, der akzeptiert und versteht, ja, sogar schätzt, was du bist.“
„Ich weiß. Die Liebe zu finden ist schon wunderbar genug, aber die Liebe mit ihm zu finden …“ Morganas Lächeln erstarb. „Ana, Liebes, das mit Robert ist schon so lange her.“
„Ich denke nicht mehr an ihn. Zumindest nicht an ihn als Person.
Irgendwo auf einer unwegsamen Straße habe ich eben eine falsche Abbiegung genommen.“
Entrüstung ließ Morganas Blick hart werden. „Er war ein Narr und deiner nicht wert.“
Statt Trauer verspürte Ana eher den Drang zu kichern. „Du hast ihn nie gemocht, Morgana. Von Anfang an nicht.“
„Stimmt.“ Morgana setzte ihr Glas ab. „Sebastian übrigens auch nicht, wenn du dich erinnerst.“
„Oh ja. Aber ich erinnere mich auch, dass Sebastian Nash gegenüber äußerst misstrauisch war.“
„Das war etwas ganz anderes. Doch“, bestärkte sie, als sie Ana grinsen sah. „Sebastian wollte mich beschützen. Bei Robert war er so höflich, dass es schon beleidigend war.“
„Ja, ich weiß es noch.“ Ana zuckte die Schultern. „Was mich wiederum erst recht herausgefordert hat. Ich war eben
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