Die Donovans 3: Das geheime Amulett
durchaus fähig dazu zu sein.“ Morgana startete den Motor. „Er schreibt also Geschichten über Hexen und Drachen. Interessant. Wie hieß er noch, sagtest du? Sawyer?“
„Ja.“ Ana blies sich das Haar aus der Stirn. „Muss dann wohl Boone Sawyer sein.“
„Es könnte ihn interessieren zu erfahren, dass du Bryna Donovans Nichte bist – immerhin arbeiten sie ja im gleichen Genre. Ich meine, wenn du Lust hast, einen Kontakt herzustellen.“
„Habe ich aber nicht“, erwiderte Ana entschieden.
„Ah … nun, vielleicht hast du das bereits.“ Morgana legte den Rückwärtsgang ein. „Al es Gute, Cousine.“
Ana kämpfte immer noch mit ihrem Stirnrunzeln, als Morgana längst von der Auffahrt gefahren war.
Nachdem Ana bei Sebastian die Pferde versorgt hatte, verbrachte sie den folgenden Vormittag damit, ihre Potpourris und Duftöle, die Heilkräuter und Tinkturen auszuliefern. Manche wurden in Kisten und Kartons verpackt und postalisch verschickt. Obwohl sie mehrere große Abnehmer für ihre Produkte in der näheren Umgebung hatte – Morganas Laden „Wicca“ war einer davon –, belieferte sie einen großen Kundenstamm auch außerhalb.
Ihr geschäftlicher Erfolg befriedigte Ana. Vor sechs Jahren hatte sie mit dem Geschäft begonnen, ein Projekt, das ihren Bedürfnissen und ihrem Ehrgeiz entsprach und ihr zudem den Luxus garantierte, von zu Hause aus zu arbeiten. Es ging ihr nicht um das Geld. Das Donovan-Vermögen hätte ausgereicht, um sie und ihre Familie für den Rest des Lebens in Wohlstand leben zu lassen. Aber genau wie Morgana mit ihrem Laden und Sebastian mit seinen Investitionen in verschiedene Projekte brauchte sie einfach das Gefühl, etwas Produktives zu tun.
Sie war eine Heilerin. Aber es war unmöglich, jeden zu heilen. Schon vor langem hatte sie lernen müssen, dass es nur zerstörerische Auswirkungen hatte, wollte man alle Übel auf der Welt bekämpfen. Ein Preis für ihre Gabe war das Wissen, dass es Schmerzen gab, die sie nicht lindern konnte. Aber sie konnte ihre Gabe auch nicht verneinen, daher gebrauchte sie sie nach bestem Wissen und Gewissen.
Die Lehre von den Heilkräutern hatte sie schon immer fasziniert, und sie wusste, dass sie den sprichwörtlichen „grünen Daumen“ für Pflanzen hatte.
Vor Jahrhunderten wäre sie wahrscheinlich die weise alte Frau im Dorf gewesen. Eine Vorstellung, die sie immer wieder amüsierte. Heute, in der modernen Welt, war sie eine Geschäftsfrau, die Badeessenzen und Tinkturen zusammenstellte und dafür ihr Geld bekam.
Und wenn sie es für angebracht hielt, fügte sie auch noch ein kleines bisschen Magie hinzu. Aber das blieb allein ihr überlassen.
Sie war glücklich. Glücklich mit dem, was das Schicksal bisher für sie bereitgehalten und was sie selbst aus ihrem Leben gemacht hatte.
Selbst wenn ich schlechte Laune gehabt hätte, dachte sie jetzt, dieser Tag hätte die trübe Stimmung vertrieben. Der milde Sonnenschein, die sanfte Brise, der Hauch des sich ankündigenden Regens in der Luft. Aber es würde noch Stunden dauern, ehe der Regen kam, und wenn er kam, dann würde er sanft und erfrischend sein.
Um diesen wunderbaren Tag auszukosten, beschloss sie, draußen zu arbeiten und neue Kräuter auszusäen.
Boone beobachtete Ana. Schon wieder. Noch eine schlechte Angewohnheit, dachte er und schnitt eine Grimasse, während er auf die Zigarette zwischen seinen Fingern schaute. Er schien nicht viel Glück damit zu haben, sich diese Marotten abzugewöhnen. Und mit der Arbeit kam er auch nicht voran – seit er einen Blick aus dem Fenster geworfen und sie da draußen gesehen hatte.
Sie wirkte immer so … so elegant, entschied er. Eine Art natürliche Eleganz, die von innen kam und weder durch die mit Grasflecken übersäten abgeschnittenen Jeans noch von dem mit Erde beschmutzten T-Shirt gemindert wurde.
Es lag an der Art, wie sie sich bewegte. Als wäre die Luft süßer Wein, an dem sie sich labte, während sie hindurchschwebte.
Sehr poetisch. Er ermahnte sich, sich die Poesie für seine Bücher aufzubewahren.
Vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass sie so sehr seinem Bild der Elfenprinzessin entsprach, von der er so oft schrieb. Etwas Ätherisches, eine Aura wie aus einer anderen Welt umgab sie. Und dann diese ruhige Stärke in ihren Augen. Boone war nie der Meinung gewesen, Elfenprinzessinnen würden sich leicht unterkriegen lassen.
Und doch war da ihr graziler Körper … Himmel, er hätte besser nicht damit anfangen
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