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Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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verstehen, warum er anfangs kalte Füße bekommen hatte, denn wenn seine Gefühle für mich auch nur annähernd meinen Gefühlen für ihn entsprachen, dann war damit wirklich schwer umzugehen.
    Wir Frauen kommen mit solchen Situationen besser zurecht als Männer, weil wir zäher sind. Schließlich wachsen die meisten von uns in der Überzeugung auf, irgendwann schwanger zu werden und Kinder zu bekommen, und wenn wir uns ernsthaft vor Augen halten, was das für den Körper bedeutet, ist es eigentlich ein Wunder, dass wir die Männer auch nur auf eine Meile an uns herankommen lassen.
    Männer fühlen sich benachteiligt, weil sie sich täglich die Stoppeln aus dem Gesicht schaben müssen. Also wirklich: Verglichen mit dem, was wir durchmachen müssen, sind sie doch Zimperliesen, oder?
    Wyatt hatte zwei volle Jahre vergeudet, weil er Angst hatte, dass ich ihm zu stressig sein könnte. Ich bin nicht stressig. Grammy ist stressig. Natürlich hat sie auch viel mehr Übung als ich. Ich hoffe, dass ich genauso werde wie sie, wenn ich erst so alt bin. Im Moment bin ich eine vernünftige, kluge, erwachsene Frau, die ein eigenes Unternehmen führt und daran glaubt, dass in einer Partnerschaft alle Rechte und Pflichten halbe-halbe aufgeteilt werden sollten. Es ist nur so, dass es Zeiten gibt, in denen ich alle Rechte habe und der Partner alle Pflichten, zum Beispiel wenn auf mich geschossen wird oder wenn ich schwanger bin. Aber das sind Ausnahmefälle, stimmt’s?
    Inzwischen war genug Kaffee in die Glaskanne getröpfelt, um meine Tasse zu füllen. Dem Himmel sei Dank für den automatischen Tropfenfänger an den modernen Kaffeemaschinen. Ich zog die Glaskanne heraus, und nur ein einziger kleiner Tropfen entkam, um zischend auf der Wärmeplatte zu verenden. Nachdem ich meine Tasse vollgeschenkt hatte, schob ich die Kanne wieder an ihren Platz, lehnte mich gegen die Küchentheke und begann darüber nachzudenken, was mich in meinem Traum so ratlos gemacht hatte.
    Leider vereisten dabei meine Füße, weshalb ich nach einer Minute ins Wohnzimmer wanderte, mir den Notizblock griff, in dem ich Wyatts Verfehlungen aufgelistet hatte, und mich damit in seinen Fernsehsessel kuschelte, wo ich den Morgenmantel um meine Füße wickelte.
    Moms Fragen von gestern Abend – genauer gesagt vor ein paar Stunden – hatten in mir eine Gedankenkette ausgelöst. Das Problem war, dass die Glieder dieser Kette noch lose herumlagen; korrekt gesagt handelte es sich also nicht um eine Kette, weil die Glieder verbunden sein müssen, um eine Kette zu bilden, aber die kleinen Glieder lagen wie gesagt schon da und warteten nur darauf, dass jemand sie verhakte.
    Grundsätzlich hatte sie ziemlich genau das ausgesprochen, was ich auch dachte, aber sie hatte es ein bisschen anders ausgedrückt. Und sie hatte die Lösung viel weiter in meiner Vergangenheit gesucht, möglicherweise sogar in meinem Abschlussjahr an der High School, als Malinda Connors eine Zicken-Kreischattacke bekam, weil ich zur beliebtesten Schülerin gewählt worden war, obwohl ich doch schon Chefin des Cheerleading-Teams war, was in ihren Augen total gemein war. Nicht dass Malinda die leiseste Chance gehabt hätte, zur beliebtesten Schülerin gewählt zu werden, weil sie, mal unter uns, aussah wie ein Werbeplakat für die ›Tussen-AG‹, aber sie hatte eine ziemlich hohe Meinung von sich und war überzeugt, dass ich das einzige Hindernis auf ihrem Weg nach oben war.
    Dennoch hatte sie nicht versucht, mich umzubringen. Stattdessen hatte Malinda irgendein Mondkalb geheiratet und war mit ihm nach Minneapolis gezogen. Schläft ein Lied in manchen Dingen …
    Aber Mom hatte mich auf den Gedanken gebracht, dass die Wurzeln für diese Sache viel tiefer liegen konnten, als ich geglaubt hatte. Ich hatte immer nur Kandidaten aus der jüngsten Vergangenheit berücksichtigt, Wyatts letzte Beziehung etwa oder meine letzte Beziehung, was keinen Sinn ergab, weil für mich Wyatt die letzte Beziehung gewesen war und wir nicht mal eine richtige Beziehung gehabt hatten, da er viel zu früh kalte Füße bekommen hatte.
    Ich begann die einzelnen Punkte auf meinem Notizblock zu vermerken. Es waren immer noch lose Glieder, aber irgendwann würde ich auf das entscheidende Teil stoßen, das alles miteinander verband.
    Oben wurde die Dusche aufgedreht, was mir verriet, dass Wyatt aufgestanden war. Ich schaltete den Fernseher ein um den Wetterbericht anzusehen – es sollte heiß werden, ach was –, und starrte dann

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