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Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Familienfinanzen so weit aufbessern, dass er für seine Mutter sorgen und seine Neffen aufs College schicken konnte und so weiter.
    Die älteren Polizisten mussten ihn beneiden, wenigstens ein bisschen. Gleichzeitig waren sie froh, ihn dabeizuhaben, weil er wirklich ein guter Bulle und dabei nicht übermäßig eitel war. Er setzte seinen Namen nicht zu seinem persönlichen Vorteil ein, sondern nur dann, wenn es der Truppe diente. Und er kannte Leute, die man kennen sollte – mit ein Grund, warum er so schnell befördert worden war. Wyatt konnte einfach zum Telefon greifen und den Gouverneur anrufen. Der Polizeichef und der Bürgermeister wären schön blöd gewesen, wenn sie nicht erkannt hätten, wie praktisch das war.
    Ich hatte lange genug vor dem Klo gestanden. Also ging ich wieder zurück und machte dadurch MacInnes auf mich aufmerksam, der mitten im Satz verstummte. Nur zu gern hätte ich gewusst, was er gerade gesagt hatte, das ich nicht hören durfte. Alle drei Männer drehten sich zu mir um und beobachteten mich genau. »Verzeihung«, murmelte ich und schob mich an ihnen vorbei in mein Büro. Ich machte mich daran, eine weitere Kanne Kaffee aufzusetzen, und rätselte dabei, ob ich aus einem unerfindlichen Grund wieder auf Platz eins der Verdächtigenliste gelandet war.
    Vielleicht sollte ich lieber nicht Mom anrufen. Vielleicht sollte ich lieber Siana anrufen. Sie war zwar keine Strafverteidigerin, aber das tat im Moment nichts zur Sache. Sie war gewitzt, sie war gnadenlos, sie war meine Schwester. Das sollte genügen.
    Ich trat in die Tür zum Flur, verschränkte die Arme und sah Detective MacInnes finster an. »Falls Sie mich verhaften wollen, will ich meine Anwältin anrufen. Und meine Mutter.«
    Er kratzte sich am Kinn und warf Wyatt einen kurzen Seitenblick zu, als wollte er sagen: Lieutenant, übernehmen Sie. »Lieutenant Bloodsworth wird Ihre Fragen beantworten, Madam.«
    Wyatt nahm mich am Ellbogen, drehte mich geschmeidig um und schob mich in mein Büro zurück. »Setz dich doch«, schlug er vor, während er sich die nächste Tasse Kaffee einschenkte. Die erste Tasse musste er in einem Zug runtergekippt haben.
    »Ich will sofort …«
    »Du brauchst keinen Anwalt«, fiel er mir ins Wort. »Bitte. Setz dich hin.«
    Etwas in seinem Tonfall ließ mich folgen, und das war nicht nur seine Autorität.
    Er zog den Gästestuhl vor mich hin und setzte sich darauf. Seine Beine waren so lang, dass sie meine fast berührten. Ich rutschte scheinbar automatisch ein Stück zurück, wie es jede Frau macht, wenn ihr jemand auf die Pelle rückt. Er hatte nicht das Recht, in meine Intimsphäre einzudringen. Nicht mehr.
    Natürlich bemerkte er mein Zurückzucken, und seine Lippen wurden schmal. Aber ganz egal, wie er darüber dachte, er blieb absolut professionell. »Blair, hast du irgendwelche Probleme, von denen wir wissen sollten?«
    Na gut, das war vielleicht nicht wirklich Polizeisprache und kam total unerwartet. Ich blinzelte ihn an. »Du meinst abgesehen davon, dass ich dachte, man hätte auf mich geschossen, und stattdessen feststellen musste, dass ich einen Mord beobachtet habe? Reicht das nicht?«
    »Vorhin hast du ausgesagt, dass du heute Nachmittag eine Auseinandersetzung mit der Getöteten hattest, als du ihr erklärt hast, dass sie ihre Mitgliedschaft nicht verlängern könne, woraufhin sie ausfallend geworden war …«
    »Stimmt. Und dafür gibt es Zeugen. Ich habe Detective MacInnes alle Namen genannt.«
    »Ja, ich weiß.« Er wirkte geduldig. »Hat sie dich bedroht?«
    »Nein. Na ja, sie sagte, sie würde mir ihren Anwalt auf den Hals hetzen, aber das machte mir kein Kopfzerbrechen.«
    »Sie hat nicht gedroht, dich physisch anzugreifen?«
    »Nein. Das habe ich alles schon den Detectives erzählt.«
    »Ich weiß. Bitte gedulde dich. Warum hast du, als du ihr Auto hinter dem Studio stehen sahst, angenommen, sie würde dich gleich attackieren, wenn sie dich doch gar nicht bedroht hat?«
    »Weil sie eine Psychopathin ist – war. Sie hat mich in allem imitiert. Sie färbte sich das Haar, bis es wie meines aussah; sie fing an, die gleichen Sachen zu tragen wie ich; sie legte sich die gleiche Frisur zu und Ohrringe im gleichen Stil. Sie kaufte sogar ein weißes Cabrio, nur weil ich eins habe. Es war echt gespenstisch.«
    »Sie bewunderte dich also?«
    »Das glaube ich eigentlich nicht. Ich glaube, sie konnte mich nicht ausstehen. Mehrere andere Mitglieder glaubten das übrigens auch.«
    »Warum sollte sie

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