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Die Doppelgaengerin

Die Doppelgaengerin

Titel: Die Doppelgaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Männer lauerten. Er sah aus wie Ende zwanzig, hatte einen Bürstenschnitt und einen kräftigen Nacken, der mir verriet, dass er regelmäßig trainierte. In meinem Club war er aber nicht Mitglied, sonst hätte ich ihn gekannt. Vielleicht würde ich ihn im Studio herumführen können, nachdem sie Nicole hops genommen hatten. Hey, eine Geschäftsfrau sollte keine Gelegenheit versäumen, einen neuen Kunden zu gewinnen, oder?
    »Es war nur ein einziger Schuss«, sagte ich. Ich streckte die Hand aus. »Ich bin Blair Mallory, Besitzerin des Great Bods.«
    Ich glaube, Polizisten treffen nicht oft auf Leute, die sich ihnen formvollendet vorstellen, denn beide sahen mich ziemlich überrascht an. Der andere Bulle war noch jünger, quasi ein Bullenkalb, aber er hatte sich als Erster wieder gefangen und schüttelte tatsächlich meine Hand. »Madam«, sagte er höflich, zog dann ein kleines Notizbuch aus der Tasche und schrieb meinen Namen auf. »Ich bin Officer Barstow, und das ist Officer Spangler.«
    »Vielen Dank, dass Sie gekommen sind.« Ich schenkte ihnen mein strahlendstes Lächeln. Ja, ich zitterte immer noch, aber das ist kein Grund, auf gutes Benehmen zu verzichten.
    Da ich ganz offensichtlich nicht bewaffnet war, schienen sie sich etwas zu entspannen. Ich trug ein bauchfreies rosa Tank-Top und schwarze Yoga-Hosen und hatte demzufolge nicht einmal eine Hosentasche, in der ich eine Waffe versteckt haben konnte. Officer Spangler nahm die Hand von der Pistole. »Was ist passiert?«, fragte er.
    »Heute Nachmittag hatte ich eine Auseinandersetzung mit einer Kundin, Nicole Goodwin –« auch ihren Namen notierte Officer Barstow geflissentlich in seinem kleinen Notizbuch –, »weil ich nach zahlreichen Beschwerden von anderen Mitgliedern ihre Mitgliedschaft nicht verlängern wollte. Sie wurde ausfallend, warf Sachen von der Empfangstheke, beschimpfte mich und so weiter –«
    »Hat sie Sie geschlagen?«, fragte Spangler.
    »Nein, aber sie wartete auf mich, als ich heute Abend das Studio abschloss. Ihr Auto stand auf dem hinteren Parkplatz, der unseren Angestellten vorbehalten ist. Der Wagen stand immer noch da, als ich die Polizei rief. Ich konnte sie und noch jemanden, ich glaube, es war ein Mann, neben ihrem Auto stehen sehen. Dann hörte ich einen Schuss und warf mich hinter meinem Auto auf den Boden, und wenig später fuhr jemand – ich glaube, der Mann – weg, aber Nicole blieb hier. Ich schlich geduckt zurück ins Haus und rief die Polizei.«
    »Sind Sie ganz sicher, dass Sie einen Schuss und nicht etwas anderes gehört haben?«
    »Ja, natürlich.« Also bitte. Wir sind hier im Süden; in North Carolina, um genau zu sein. Natürlich wusste ich, wie sich ein Schuss anhört. Ich hatte selbst früher mal mit einem.22er Gewehr geschossen. Grampie – mein Großvater mütterlicherseits – war oft mit mir auf Eichhörnchenjagd gegangen, wenn wir zu ihnen aufs Land gefahren waren. Als ich zehn war, starb er an einem Herzinfarkt, und danach wollte niemand mehr mit mir auf Eichhörnchenjagd gehen. Trotzdem ist es ein Geräusch, das sich mir tief eingeprägt hat, ganz abgesehen davon, dass man es alle paar Minuten im Fernsehen zu hören bekommt.
    Also, kein Bulle spaziert völlig unbedarft zu einem Auto hin, in dem möglicherweise eine bewaffnete Psycho-Schlampe hockt. Nachdem sich die Officers überzeugt hatten, dass der Mustang tatsächlich hinter dem Haus stand, sprachen sie in die netten kleinen Funkgeräte, die sie irgendwie an ihrer Schulter festgeklebt hatten – vielleicht mit einem Klettverschluss –, und ziemlich bald darauf kam der nächste Streifenwagen angefahren, aus dem die Officers Washington und Vyskosigh stiegen. Mit De-Marius Washington war ich zur Schule gegangen, und er lächelte mir kurz zu, ehe sein markantes dunkles Gesicht wieder zu einer ernsten Bullenmiene gefror. Vyskosigh war klein und fest und praktisch kahl, und er war Nicht Von Hier, was hier im Süden ein anderes Wort für »Yankee« ist. Für uns erklärt dieser Satz einfach alles, von den Essgewohnheiten über die Kleidung bis zu den Manieren.
    Ich musste drinnen warten – aber gern doch –, während sich die vier in die Dunkelheit und den Regen hinauswagten, um Nicole zu fragen, was der verfluchte Scheiß eigentlich sollte.
    Ich befolgte ihre Anweisungen so gewissenhaft – was nur zeigt, wie fix und fertig ich war –, dass ich noch an derselben Stelle stand, als Officer Vyskosigh wieder ins Studio kam und mich von Kopf bis Fuß

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