Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
Vom Netzwerk:
folgen, wenn sie einen Fuß vor die Tür setzt. Ich brauche …«
    Es war klar, was Doyle brauchte. War das nicht die sprichwörtliche Ironie des Schicksals? Da brauchte ein Mann wie Doyle nur mit den Fingern zu schnipsen, und er bekam alles, was er wollte. Aber er verwehrte es sich, die Frau zu nehmen.
    Sie sprachen zu leise, als dass er etwas hätte verstehen können. Doyle erwähnte die gefälschten Papiere in den Körben und meinte, dass es eine Erleichterung wäre, sie aus der Hand zu geben. Dann ergriff Carruthers das Wort und sagte: »Es steht zwar nicht ganz oben auf meiner Liste, aber es wird mir eine Freude sein, dieses giftige kleine Reptil, dass Sie uns ins Haus gebracht haben, zu erwürgen.«
    Damit war er gemeint. Erst ein tollwütiges Wiesel und dann auch noch ein Reptil. Ganz offenbar war er ein Mann mit vielseitigen Talenten.
    Dann wieder die tiefe Stimme von Doyle. »… es gehört schon ein bisschen mehr dazu, Galba umzubringen … hat sich wieder erholt, kann jetzt aber nicht mehr auf seiner verdammten Violine spielen und …« Ein paar Wörter verstand er nicht, und dann: »… gehört mir. Fragen Sie mich erst. Ich habe einiges mit ihm vor.«
    Es war an der Zeit, dass er sich aus dem Staub machte. Das spürte er genau. Kein Dieb, dem dieser Instinkt fehlte, lebte lange. Lazarus sagte, dass seine Instinkte gut seien. Und diese befahlen ihm jetzt, sich schnellstens davonzumachen.
    Er konnte nach oben, zurück in sein Zimmer klettern. Oder aber den Weg nach unten in den Hof wählen, über die Mauer klettern und in Paris verschwinden.
    Das würde Doyle voreilig nennen.
    Er hangelte sich auf den Boden und drückte sich flach an die Wand neben dem Abtritt, wo man ihn nicht sehen konnte, als Doyle den Kopf aus dem Fenster streckte und sich umschaute. Nicht schlecht, Mister Doyle. Sie sind einer der Besten, die ich je kennengelernt habe.
    Aber ich bin besser .
    Dieses Haus hatte mehr Löcher als ein Sieb. Innerhalb von drei Minuten stand er draußen auf der Rue de la Verrerie. Er spazierte davon und pfiff dabei ein Lied, das er heute das erste Mal gehört hatte. Das Lied handelte vom Töten.
    Eine Wahnsinnsstadt, dieses Paris.
    »Ich kann ihn nicht sehen.« Doyle ließ den Vorhang wieder zurückfallen. »Aber er ist da draußen hinter dem Verschlag. Sie schulden mir einen Louis.«
    Carruthers verzog das Gesicht. »Der ist wie eine Eidechse über die Wand gekrabbelt. Widerliches kleines Ungeheuer. Ich gebe zu, dass ich nichts gehört habe.«
    »Sie können in seinem Zimmer nachsehen, wenn Sie wollen. Er wird nicht dort sein.« Er drückte ein Brötchen mit dem Daumen auf und schob Käse hinein. Während er einen Schluck Tee trank, behielt er es in der Hand.
    »Nur weil man ihn an Sie übergeben hat, heißt das noch lange nicht, dass man ihm trauen kann. Das wissen Sie selber.«
    »Er wurde nicht übergeben. Ich habe ihn bei einem Kartenspiel gewonnen.«
    »Er wird Ihnen eines Nachts, wenn Sie schlafen, die Kehle durchschneiden wollen.«
    »Soll er doch. Bis jetzt hat er es noch nicht versucht.« Er fischte Zuckerstückchen aus einem Döschen, das auf dem Tablett stand, und stopfte sie sich in die Hosentasche. »Ich glaube, dass er mich genau in diesem Moment zu dem Mann führen wird, der die De-Fleurignac-Liste nach England gebracht hat. Auf jeden Fall sucht er da draußen etwas. Ich muss gehen. Wer leitet La Flèche? Wissen wir das?«
    Carruthers zog eine Augenbraue hoch. »In Paris wird die Organisation von einem Botaniker aus dem Jardin des Plantes geleitet. Jean-Paul Béclard. In der Normandie ist es eine Frau. Der Fink.«
    »Dann ist Marguerite de Fleurignac der Fink. Ich habe beobachtet, wie sie unterwegs Gott und der Welt Befehle erteilt hat. Ich werde Ihnen davon erzählen, wenn ich zurück bin.«
    »In allen Einzelheiten.« Carruthers sammelte jedes Geheimnis, das durch Frankreich ging. Seins auch. »Eine Frau von altem normannischem Adel. Das klingt logisch. Ja. Die de Fleurignacs haben immer nur das getan, was sie wollten.«
    »Helen, ich brauche die Gewissheit, dass sie in Sicherheit ist. Es geht hierbei nicht nur um die Arbeit.«
    Sie warf ihm einen forschenden Blick zu. »Ich werde für ihre Sicherheit sorgen.«
    Sechs Wörter. Mehr brauchte er von Carruthers nicht. »Das überlasse ich dann Ihnen. Ich will Pax dabeihaben.«
    »Er gehört Ihnen. Ich habe es ihm bereits mitgeteilt.«
    Sein Hut lag auf dem Tisch neben der Tür. Ein kurzer Blick aus dem Fenster sagte ihm, dass Pax im Hof auf

Weitere Kostenlose Bücher