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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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gebeten, herkommen zu dürfen.« Der Junge sprach sein bestes Französisch. Vornehm, aristokratisch, höflich. »Madame.«
    Carruthers durchbohrte den Jungen mit ihrem Blick. »Mir bleibt keine andere Wahl, als dich hier aufzunehmen. Aber du bleibst mir aus den Augen, verstanden?« Sie hob die Stimme und rief eine junge Frau zu sich. »Claudine, bring diese … diese Ratte ins Mansardenzimmer und lass sie da. Sorg dafür, dass sie dort bleibt, bis sie gebraucht wird. Ansonsten will ich nichts von ihrer Anwesenheit bemerken. Guillaume, bitte kommen Sie mit.«
    Das lief ja wunderbar.
    Hawker stieg dicht hinter Claudine die schmale Treppe zur Mansarde hoch. Er war heilfroh, von der wölfischen Hexe wegzukommen.
    Claudine dagegen … er hatte das deutliche Gefühl, dass er mit Claudine auskommen würde. Sie war schlicht wie ein Brett aus Kiefernholz, hatte aber einen hübschen Hüftschwung, als wäre sie es gewohnt, diesen Körperteil auch anderweitig einzusetzen. Diese Claudine kannte sich aus und war sicher für einen Spaß zu haben.
    Er liebte Frauen. Ohne Frauen wäre dies eine düstere Welt gewesen, und die Hässlichen waren diejenigen, bei denen man Wärme fand. Die weichen Hängematten. Die guten Freundinnen. Wer jagte schon einer Hübschen hinterher, wenn es Frauen wie diese gab?
    Claudine musterte ihn, als sie oben angekommen waren. »Dein Zimmer.«
    Sie fragte sich, ob sie ihn wie einen Jungen oder wie einen Mann behandeln sollte. »Sie sind sehr freundlich, Mademoiselle .«
    »Bürgerin«, verbesserte sie ihn kleinlich. »Ich bin Bürgerin Claudine. Wir achten darauf, hervorragende Bürger der Republik zu sein, mon petit bonhomme . Hast du alles, was du brauchst? Wir bringen dir deine Sachen später, wenn die Tiere abgeladen worden sind.«
    Den Mann, der diesen Auftrag bekommt, beneide ich nicht . Er hoffte, dass keiner die gefälschten Papiere nachzählte, die sie aus den Körben holten. Er hatte ein paar Bündel an sich genommen.
    »Da in dem Krug ist Wasser«, sagte Claudine. »Du kannst dich später an der Pumpe im Hof waschen.«
    Das klang wie ein Vorschlag. Die Angehörigen des britischen Geheimdienstes liebten wohl weltweit das Waschen. Er gewöhnte sich allmählich daran.
    Das Zimmer hatte Vorhänge und auf dem Fußboden lag ein Flickenteppich. Es sah ganz so aus, als würde er das Bett mit niemandem teilen müssen. Saubere Laken. Eine Kommode mit einer Schüssel aus Porzellan und einem Krug. Und Handtücher. Gefaltete weiße Handtücher. Das war ein richtiger Palast.
    Es roch sauber. Er raubte Häuser aus, die wie dieses rochen, er wohnte nicht darin.
    »Hübsch.« Er hatte ein Kellerverlies erwartet und vielleicht sogar Ketten. Die wussten, wer er war und was er getan hatte.
    »Althea macht die Zimmer zurecht. Wenn, dann musst du dich bei ihr bedanken – und bei Bürgerin Cachard, die die Anweisung erteilt hat, dir dieses Zimmer zu geben.«
    Dann steckte wahrscheinlich eine Falle dahinter. Er ließ sich nichts anmerken und machte ein ausdrucksloses Gesicht. Claudine brachte wahrscheinlich viele Talente in diesen Haushalt ein. Vielleicht war sie sogar diejenige, die man schickte, um ihn im Schlaf zu ersticken. Das gab der ganzen Situation etwas – wie würde Lazarus es ausdrücken? – Pikantes.
    »Du bleibst hier, bis Bürgerin Cachard nach dir ruft.« Ihre Augen funkelten verschmitzt. »Wenn du geduldig bist, werde ich dich vielleicht sogar füttern.«
    Sie sah noch einmal nach, ob Wasser im Krug war, ehe sie ging und die Tür hinter sich abschloss.
    Je länger er lebte – und das waren bis jetzt immerhin zwölf oder dreizehn Jahre –, desto weniger verstand er die Frauen.
    Er war auf sich selbst gestellt. Das geziemte sich für ihn … War das nicht ein schönes Wort? Geziemen. Er wusste zwar nicht genau, was es bedeutete, hatte es aber Doyle sagen hören. Es geziemte sich für ihn, ein bisschen Unternehmungsgeist zu zeigen.
    Der Abstand vom Fenster bis zu den Pflastersteinen unten würde einen im Falle eines Absturzes gleich mehrfach töten, und das auch noch auf eine ziemlich schmerzhafte und gründliche Weise. Aber das Dach war vom Fenster gut zu erreichen. Wenn du erst auf dem Dach bist, gehört das Haus dir . Lazarus sagte das. Im Gegensatz zu manch anderen Dingen, die der Mistkerl sagte, war das goldrichtig.
    Lazarus hatte ihn in diese Bredouille gebracht. Denn es war Lazarus gewesen, der ihn geschickt hatte, die Meeks Street, die Zentrale des britischen Geheimdienstes in London, zu

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