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Die Dornenvögel

Die Dornenvögel

Titel: Die Dornenvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCoullough
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ihm nichts mehr aus. Er strich der Stute über die Nüstern, schob dann, als sie zu zudringlich wurde, ihren Kopf zurück.
    »Wir sind arm, das ist der Hauptgrund. Die Nonnen hassen immer arme Schüler. Wenn du erst einmal ein paar Tage in Schwester Ags muffiger alter Schule gewesen bist, merkst du schon, daß sie’s nicht nur an den Clearys ausläßt, sondern auch an den Marshalls und an den MacDonalds. Wir sind alle arm. Wären wir aber reich und würden wir wie die O’Briens in einer großen Kutsche zur Schule fahren, so wüßte sie sich gar nicht mehr zu lassen. Aber wir können keine Orgel für die Kirche stiften oder goldene Gewänder für die Sakristei oder ein neues Buggy samt neuem Pferd für die Nonnen. Also zählen wir nicht. Sie können mit uns machen, was sie wollen. Ich erinnere mich noch, wie Schwester Ag einmal so wütend auf mich war, daß sie kreischte: >Um alles im Himmel, so weine doch endlich! Schrei, Francis Cleary, gib irgendeinen Laut von dir! Wenn ich die Genugtuung hätte, dich heulen zu hören, so würde ich dich nicht so oft und so hart schlagen!<
    Das ist ein weiterer Grund, aus dem sie uns haßt; hierin sind wir besser als die Marshalls und die MacDonalds. Die Clearys kann sie nicht zum Weinen bringen. Wir sollen ihr die Stiefel lecken. Na, ich habe den Jungens gesagt, was ich mit einem Cleary mache, der auch nur wimmert, wenn er was mit dem Stock kriegt, und das gilt auch für dich, Meggie. Egal, wie hart sie zuschlägt - kein Mucks. Hast du heute geweint?«
    »Nein, Frank.« Sie gähnte, während ihre Augenlider immer tiefer sanken. Suchend fuhr ihr Daumen über das Gesicht, fand den Mund, glitt hinein. Frank sorgte dafür, daß sie richtig auf dem Heu lag, und kehrte dann, lächelnd und vor sich hin summend, zu seiner Arbeit zurück.
    Während Meggie noch schlief, kam Paddy herein. Vom Ausmisten von Mr. Jarmans Molkerei waren seine Arme noch verdreckt, den breitkrempigen Hut hatte er tief in die Stirn gezogen. Er sah, daß Frank am Amboß stand, wo er eine Achse schmiedete, während Funken seinen Kopf umwirbelten. Dann blickte er zum Heuhaufen, wo seine Tochter lag, während die braune Stute ihren Kopf tief über das Gesicht der Schlafenden gesenkt hielt.
    »Hab’ mir doch gedacht, daß sie hier sein würde«, sagte Paddy, ließ seine Reitpeitsche fallen und führte seinen Rotschimmel von draußen in jenes Ende des Schuppens, das als Stall diente. Frank nickte kurz und warf seinem Vater einen eigentümlichen Blick zu: einen dunklen Blick, aus dem ein tiefer Zweifel zu sprechen schien. Paddy fühlte sich dadurch stets aufs neue irritiert. Der Junge wandte sich wieder dem Amboß zu. Auf seinem nackten Rücken glänzte Schweiß.
    Paddy nahm seinem Schimmel den Sattel ab, führte das Tier in eine Box und füllte Wasser in den Trog. Dann mischte er das Futter zurecht, Kleie und Hafer mit ein bißchen Wasser. Als er das Futter in die Krippe schüttete, gab ihm das Pferd einen freundschaftlichen Stoß und folgte ihm dann mit den Augen, während er durch die Schmiede hinausging zum großen Trog und sich das Hemd auszog. Er wusch sich Gesicht und Oberkörper, bespritzte sich dabei das Haar und die Reithose. Mit einem Sack trocknete er sich, blickte fragend seinen Sohn an.
    »Mum hat mir gesagt, daß Meggie in Schande nach Hause geschickt wurde. Weißt du, was genau passiert ist?«
    Frank legte die Achse beiseite. Das Metall war bereits stark abgekühlt. »Sie hat gebrochen - direkt auf Schwester Agatha drauf.« Ein Grinsen huschte über Paddys Gesicht. Rasch blickte er zur anderen Seite. Als er sich dann unter Kontrolle hatte, suchten seine Augen die schlafende Meggie. »Ganz aufgeregt wegen ihrem ersten Schultag, wie?«
    »Ich weiß nicht. Sie mußte schon heute früh brechen, und so kamen dann alle zu spät und kriegten ihre sechs Hiebe. Meggie fand das fürchterlich ungerecht und meinte, sie hätte allein bestraft werden müssen. Nach der Mittagspause nahm Schwester Ag sie dann wieder aufs Korn, und Meggie erbrach sich, und alles landete auf Schwester Ags sauberem schwarzen Habit.« »Und was passierte dann?«
    »Schwester Ag drosch mit ihrem Stock auf sie ein und schickte sie in Schande nach Hause.«
    »Da ist sie wirklich hart genug bestraft worden, will ich meinen. Bei allem Respekt vor den Schwestern, mit dem Stock sind sie mir doch ein bißchen zu schnell zur Hand. Ich weiß zwar, daß sie Lesen, Schreiben und Rechnen praktisch in unsere dicken irischen Schädel reinprügeln

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