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Die Dornenvögel

Die Dornenvögel

Titel: Die Dornenvögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCoullough
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Zuckerrohrschneiden angeht - finde dich noch ein Jahr oder so damit ab. Dann kaufen wir uns die Station und führen unser eigenes Leben, ja?«
    Mondschein lag auf seinem Gesicht. Ernst blickte er sie an, und er wirkte tief beunruhigt, zerknirscht. Es war wirklich frappierend, wie ähnlich er Ralph de Bricassart doch sah.
    Meggie wurde schwankend. Ihre Stimmung wechselte. Ja, noch immer wünschte sie sich von ihm ein Baby. »Also gut«, sagte sie. »Ein Jahr noch. Und was die Reise nach Sydney betrifft, so nehme ich dich beim Wort, Luke. Vergiß das also
    Nicht!«
     
     
    12
     
     
     
     
     
    Allmonatlich schrieb Meggie ihrer Mutter und ihren Brüdern einen Brief. Ausführlich schilderte sie ihnen das Leben in North Queensland und war sehr darauf bedacht, einen leichten, humorvollen Ton anzuschlagen. Darüber, daß es zwischen Luke und ihr nicht gerade zum besten stand, machte sie nicht einmal die leiseste Andeutung. Das ließ ihr Stolz einfach nicht zu.
    Soweit man auf Drogheda wußte, handelte es sich bei den Müllers um Freunde von Luke, bei denen Meggie wohnte, weil Luke viel unterwegs war. Daß sie das Ehepaar wirklich mochte, drückte sich in jeder Zeile aus, die sie über Luddie und Anne schrieb, und so machte sich auf Drogheda niemand um Meggie Sorgen. Traurig war man allerdings, weil sie nie zu Besuch kam. Aber wie hätte Meggie erklären können, daß es ihr für die Reise ganz einfach an Geld fehlte? Sie wäre dann ja gezwungen gewesen, gleichzeitig davon zu sprechen, wie elend die Ehe mit Luke O’Neill war. Nur gelegentlich wagte es Meggie, in ihren Briefen eine beiläufige Frage nach Bischof de Bricassart zu stellen. Noch seltener antwortete Bob darauf und teilte ihr das Wenige mit, das er von Fee über den Bischof erfahren hatte. Aber eines Tages kam dann ein Brief, der fast nur von ihm zu handeln schien.
    »Ganz überraschend kam er hier an, Meggie«, schrieb Bob. »Er wirkte zugleich aufgeregt und bedrückt. Daß Du nicht mehr auf Drogheda bist, warf ihn um. Doch dann kochte er vor Wut und wollte wissen, weshalb wir ihm nichts über Dich und Luke berichtet hätten. Mum sagte, das sei nun mal so eine verrückte Idee von Dir, Du hättest partout nicht gewollt, daß er irgendwas davon erfuhr. Daraufhin sagte er kein Sterbenswörtchen mehr darüber, aber ich bin sicher, daß er
    Dich sehr vermißt hat und daß Du ihm mehr bedeutest als wir anderen alle zusammen. Ist ja auch nur natürlich, denn Du bist mit ihm ja viel mehr zusammen gewesen als irgendeiner von uns, und ich glaube, er hat in Dir immer so etwas wie eine kleine Schwester gesehen. Er ging umher, als ob er überzeugt wäre, Du müßtest doch noch jeden Augenblick irgendwo auftauchen, der arme Kerl. Wir konnten ihm auch gar keine Bilder von Dir zeigen, was mir erst auffiel, als er fragte, ob er nicht welche sehen könnte. Da wurde mir auf einmal klar, wie komisch es doch ist, daß es nicht mal Hochzeitsbilder von Dir gibt. Er fragte, ob Du Kinder hättest, und ich sagte, soweit ich wüßte, hättest Du keine. Stimmt doch auch, Meggie, nicht? Jetzt bist Du an die zwei Jahre verheiratet. Wie die Zeit vergeht, was? Wär’ doch schön, wenn Du bald ein paar Kinder hättest, ich meine, es würde den Bischof sicher freuen. Ich wollte ihm Deine Adresse geben, aber er meinte, das hätte doch keinen Zweck, weil er nämlich mit dem Erzbischof, für den er arbeitet, für einige Zeit nach Athen reist. Der hat irgend so einen Ithaker-Namen, riesig lang, konnte ihn mir einfach nicht merken. Die fliegen also nach Europa. Ist schon phantastisch! Jedenfalls, nachdem er festgestellt hatte, daß Du nicht da warst, um mit ihm auf Drogheda die Runden zu machen, schwang er sich nur ein- oder zweimal in den Sattel, und viel mehr unternahm er auch sonst nicht. Er las uns zwar jeden Tag die Messe, aber schon nach sechs Tagen reiste er wieder ab.« Meggie legte den Brief aus der Hand. Er wußte, er wußte! Endlich wußte er! Was hatte er gedacht, wie sehr hatte es ihn bekümmert? Und warum hatte er sie in diese Sache gehetzt? Besser geworden war dadurch nichts. Sie liebte Luke nicht, und sie würde ihn niemals lieben. Er war nichts als ein Ersatz, ein Mann, von dem sie Kinder bekommen konnte, die dem Typ nach jenen ähnelten, die sie von Ralph de Bricassart hätte haben können.
    Erzbischof di Contini-Verchese zog es vor, in einem Hotel
    zu wohnen statt in einem Palast der griechisch-orthodoxen Kirche, wie man es ihm angeboten hatte. Seine Mission war äußerst

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