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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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hier eine abartige Sekte, wie sie so oft welche im Fernsehen gesehen hatte? Wurden sie und Tyler jetzt vor die Wahl gestellt, entweder beizutreten oder getötet zu werden?
    Sie gingen zur Haustür hinaus, die Auffahrt hinunter und im Bogen zurück um einen Küchengarten herum, bis sie in der Ferne das große, weiße, röhrenförmige Gebäude erblickten, das sie schon vorher gesehen hatte, jetzt aber war es beleuchtet wie ein Flugplatz bei Nacht. Als sie ängstlich ihre Schritte verlangsamte, schloss sich Ragnars starke Hand sanft, aber unnachgiebig um ihren Arm und zwang sie weiterzugehen.
    Lange bevor sie das Gebäude erreichten, sah sie zwei Gestalten, die offenbar auf sie warteten, eine große und eine kleine. Ihre Erleichterung währte nur einen Augenblick. So wie Mr. Walkwells Hand auf der Schulter ihres Bruders lag, konnte man meinen, er wäre ein Gefängniswächter und Tyler ein Schwerverbrecher. Wenigstens dachte sie, dass die kleine Gestalt Tyler war; sie sah genauso aus bis auf ein Detail: den Ausdruck auf seinem Gesicht. Ihr Bruder war blass wie ein Stück Papier und guckte völlig verängstigt. So hatte sie ihn noch nie gesehen.
    Lucindas Furcht wuchs mit jeder Sekunde.
    Mr. Walkwell ließ Tyler los und trat auf Ragnar und Mrs. Needle zu. Lucinda lief zu Tyler. »Was hast du gemacht?«, flüsterte sie.
    »Da drin ist ein Monster«, erwiderte er, die Augen geweitet, die Unterlippe zitternd. »Ich lüge nicht, Luce – ein richtiges Monster, ehrlich!«
    »So, da wärt ihr zwei also«, sagte eine Männerstimme hinter ihnen in trockenem und missmutigem Ton. »Tyler und Lucinda Jenkins. Willkommen auf der Farm … sollte ich wohl sagen. Ganz so dramatisch hatte ich mir unser erstes Zusammentreffen nicht vorgestellt.«
    Lucinda fuhr erschrocken herum. Vom anderen Ende des Hauses kam ein seltsam aussehender alter Mann in einem rotweiß gestreiften Bademantel auf sie zugehumpelt. Er war hochgewachsen und dünn, seine weißen Haare standen ab, als ob er soeben aus dem Bett aufgestanden wäre, und selbst im Licht der Scheinwerfer sah er so braungebrannt und runzlig aus wie das Leder von Tylers altem Baseballhandschuh.
    »Bist … bist du unser Onkel Gideon?«, fragte sie.
    »Euer Großonkel, genaugenommen. Aber ich denke, ›Onkel Gideon‹ wird es tun.« Er zog die Augenbrauen zusammen.»Und trotz der eher lässigen Einstellung zu Kindernamen heutzutage nehme ich einmal an, dass du, Mädchen, Lucinda bist und dass dieser junge Tunichtgut dort Tyler ist.«
    »Da drin ist ein Monster«, sagte Tyler. »In diesem Krankenstall. Ein Dinosaurier!«
    Gideon Goldring musterte sie schweigend. »Ich bin nicht glücklich über den Vorfall«, sagte er schließlich mit einem Unmutslaut. »Ich mag es nicht, wenn Fremde in meinen Privatangelegenheiten herumschnüffeln.« Er warf Tyler einen giftigen Blick zu. Trotz ihrer Angst stieg in Lucinda der Zorn auf. Wenn du nicht willst, dass Leute hier herumschnüffeln, dachte sie, dann solltest du sie nicht einladen und dann groß geheimnisvoll tun! Natürlich traute sie sich nicht, das laut zu sagen.
    »Aber was passiert ist, ist passiert«, fuhr der mürrische alte Mann fort, »daher bleibt uns wohl keine Wahl mehr. Nein, das ist kein Dinosaurier, Junge, es ist etwas viel Außergewöhnlicheres. Und sie heißt Meseret.« Onkel Gideon zog eine randlose Brille aus der Tasche seines Bademantels und inspizierte Tylers Gesicht, wie ein Arzt eine besonders auffällige Warze untersucht. »Ja, du siehst ein wenig erschrocken aus, was nicht überrascht, aber das hast du dir selbst zuzuschreiben. Ich sollte dich eigentlich nicht dafür belohnen, dass du hier Unruhe stiftest, aber wenn ich euch beide jetzt ins Haus zurückschicken würde, müssten wir das hier bloß ein andermal machen.« Er schnaubte. »Kinder – pff!« Er fasste Lucinda ins Auge, dann wieder Tyler, als träfe er eine äußerst schwere Entscheidung. »Na? Wollt ihr sie richtig sehen? Wollt ihr Meseret kennenlernen?«
    Tyler erwiderte seinen Blick, dann nickte er langsam. »Das Vieh da drin? Klar. Ja, klar.«
    »Worum geht’s hier eigentlich?«, kreischte Lucinda beinahe. »Würde mir das bitte mal jemand erklären!«
    »Wir sind hier, Kind«, sagte Mrs. Needle mit hörbarem Unwillen. »Es ist nicht nötig zu schreien.«
    »Oh, wahrscheinlich doch«, sagte Onkel Gideon, und er lachte auf eine zischende Art, die nicht dazu beitrug, dass Lucinda sich wohler fühlte. »Also, kommt mit, ihr alle! Folgt Simos, wenn ich bitten

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