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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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Weise an der Dachrinne entlang, als ob er verletzt wäre. Tyler folgte ihm um eine Hausecke und gelangte in eine Art Hof mit einem Torbogen am anderen Ende.
    Unversehens ließ sich das Tier vom Dach fallen und stand jetzt gut sichtbar in einem Sonnenfleck, den das schräg einfallende Licht auf den Hof warf. Es starrte ihn an. Wenn Lucinda dagewesen wäre, hätte sie »Oooh, guck mal …!« gesagt oder etwas in der Art, weil sie es süß gefunden hätte. Der Affe breitete die Arme aus, als wollte er ihm winken, sich zu beeilen. Merkwürdigerweise hatte er ein Cape an. Nein, erkannte Tyler im nächsten Augenblick, und sein Herz schlug plötzlich wie wild, das war kein Cape.
    Der Affe hatte Flügel.
    Staunend wurde er Zeuge, wie das Tierchen in die Luft sprang und zum hinteren Ende des Hofs flog, wo es im dichten, hohen Gras verschwand. Tyler wollte ihm nachsetzen, da erstarrte er in der Bewegung, als er merkte, dass er im Begriff war, an einem großen Fenster vorbeizulaufen, hinter demMrs. Needle stand und sich mit jemandem unterhielt, den er nicht erkennen konnte.
    Es raschelte im Gras. Der Affe würde ihm entkommen. Tyler holte tief Luft, wartete, bis Mrs. Needle dem Fenster kurz einmal den Rücken zukehrte, dann sprang er aus dem Schatten hervor und stürzte am Fenster vorbei, so schnell er konnte. Er warf sich ins Gras und blieb schnaufend liegen, lauschte. Kein Geräusch von Verfolgern – aber auch keines von dem Tier, das er seinerseits verfolgte. Nur Grillen.
    Er setzte sich hin. Durch den Torbogen fiel sein Blick auf den großen Betonbau, den sie vorhin vom Fenster aus gesehen hatten, den Bunker oder was es war. Der Beton schien im Licht der Abendsonne zu glänzen, aber es zog sich auch eine Lichterzeile an der Außenseite des Gebäudes entlang, wie aus Sicherheitsgründen, so dass es rätselhaft und faszinierend wie ein Ufo aussah. Tyler rannte durch das Gras aus dem Hof hinaus. Aus der Nähe war das röhrenförmige Gebäude noch größer, als er gedacht hatte, über dreißig Meter lang. Auf halber Höhe waren hohe, schmale Fenster, an der Unterkante ungefähr vier Meter über dem Boden. Tyler hätte zu gern durch eines geguckt, doch er wusste, dass er die gewölbte Betonwand niemals hinaufkommen würde, und so schlich er verstohlen weiter und suchte nach einer Tür. Am hinteren Ende fand er etwas Besseres: eine Art Feuerwehrleiter mit einer Metallplattform, die unter den letzten drei Fenstern verlief. Er sah sie lange an und lauschte den Grillen.
    »Geht nicht aus dem Haus!«, hatte Colin Needle ihnen befohlen. »Bleibt auf euren Zimmern!«
    Na klar.
    Tyler lief zu der Leiter und kletterte sie empor. Sie war von Rost überzogen, der abblätterte, als er die erste Sprosse belastete, und sie knarrte erschreckend laut. Oben verharrte er mitangehaltenem Atem, aber die Grillen schienen der Meinung zu sein, dass alles in Ordnung war, und sägten weiter vor sich hin. Er glitt von der Leiter, kroch auf der Plattform zum ersten Fenster und lugte hinein.
    Wie enttäuschend: Etwas richtig Großes nahm fast das ganze Fenster ein und versperrte die Sicht. Es schimmerte ein wenig kunststoffartig im Außenlicht und war wie eine Steppdecke oder eine Honigwabe gemustert. Tyler versuchte, sich einen Reim darauf zu machen. Er hatte wahrscheinlich Säcke vor sich, entschied er schließlich, Säcke mit Tierfutter, die hoch gestapelt und mit einem Netz befestigt waren.
    Tyler schlich zum nächsten Fenster. Der Berg mit Säcken fiel hier ein wenig ab, so dass er mehr vom Innern des Gebäudes erkennen konnte. Drinnen brannten helle Lampen – es sah mehr nach einer Fabrik als nach einem Farmgebäude aus, vielleicht nach einer Autoreparaturwerkstatt bei Nacht –, und in ihrem grellen Licht erspähte Tyler ein paar Farmarbeiter, die mit machetengroßen Messern weitere Futtersäcke aufschlitzten und in einen riesengroßen Trog leerten. Nicht sehr spannend, fand er.
    Der Sackhaufen gleich neben ihm hinter dem Fenster bewegte sich.
    Tyler zog so scharf die Luft ein, dass er daran zu ersticken meinte. Mit weit aufgerissenen Augen versuchte er zu begreifen, was da in seiner unmittelbaren Nähe so eine unvermutete Bewegung machen konnte.
    Der gewaltige Haufen regte sich abermals, und Tyler wurde am ganzen Leib eiskalt. Das waren gar keine Säcke, das war etwas Lebendiges, etwas, das so groß wie ein Elefant war – nein, wie ein Dinosaurier! Da gab das unerklärliche Etwas ein so tiefes und lautes Stöhnen von sich, dass Fenster und

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