Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
Vom Netzwerk:
war offenbar furchtbar aufgebracht. »Jetzt hört mir gut zu!«, sagte er mit wutbebender Stimme. »Ihr habt keine Ahnung – keine Ahnung, sage ich euch –, was für eine Ehre es ist, dass ihr hierher eingeladen wurdet. Aber kaum seid ihr da, habt ihr nichts Eiligeres zu tun, als meine Gastfreundschaft zu missbrauchen. Du, Junge, tust genau das, was dir verboten wurde. Dir wurde verboten, das Haus zu verlassen, ist das richtig?«
    »Das habe ich ihm klipp und klar gesagt, Gideon«, meldete sich Colin. Er hörte sich zufrieden an.
    »Und dann erklärst du mir, Mädchen, dass diese Farm ins Fernsehen kommen sollte.« Gideon stieß ein Zischen aus wie eine Schlange, die gleich zubeißen wollte. »Du bist fünf Minuten hier, und schon willst du unsere harterkämpften Geheimnisse einer Gesellschaft von Deppen und Dieben preisgeben, ja?«
    »Nein, ich wollte nicht –«, begann sie, aber Gideon Goldring war nicht zu bremsen.
    »Ich habe keine Worte dafür, wie tief enttäuscht ich nach meinem ersten Eindruck von euch beiden bin. Außerdem bestätigt ihr nur meine schlimmsten Befürchtungen. Wenn man erst einmal jemandem Zutritt zur Ordinary Farm gewährt, gibt es kein Halten mehr, überhaupt kein Halten! Jawohl, Kinder, falls ihr es noch nicht gemerkt haben solltet, ich bin sehr, sehr zornig.«
    Tränen schossen Lucinda in die Augen, und ihr Herz hämmerte. Sie sah zu Tyler hinüber, doch der hatte den Kopf gesenkt und wich Onkel Gideons Blick aus. Ihr kleiner Bruder widersprach nicht, aber er gab auch nicht nach. Dafür war er zu stur.
    »Gebt mir eure Hände!«, sagte Gideon plötzlich laut. »Sofort! Ihr werdet mir einen Eid schwören.«
    Lucinda sah, dass einigen der anderen vor Verblüffung das Kinn herunterklappte. Sie blickte Tyler an.
    »Sofort!«, donnerte Gideon.
    Sie gehorchten. Etwas anderes schien ihnen nicht übrigzubleiben. Lucinda hörte ferne Vögel in den Bäumen, das Rascheln der Blätter in einer Brise, das rauhe Atmen dieses schrecklichen Mannes, ihres Großonkels.
    »Versprecht mir«, sagte Gideon, »schwört bei allem, was euch heilig ist, dass ihr die Geheimnisse der Ordinary Farm niemals, niemals der Außenwelt verraten werdet!«
    Der Griff des Alten war so fest, dass Lucinda ihn zittern fühlen konnte, und es kam ihr auf einmal so vor, als wäre er mehr als bloß zornig. Gideon Goldring hatte Angst, große Angst, sie könnten anderen Leuten von der Farm erzählen. Eine eigenartige Ruhe kam über sie. »Ja«, sagte sie, »ich verspreche es.«
    Tyler blieb eine Weile still. »Solange du mir und meiner Schwester nichts tust«, sagte er schließlich. »Denk dran, du hast uns gebeten herzukommen.«
    Gideon ließ ihre Hände los. Er klang verwundert. »Euch etwas tun? Ihr seid meine Verwandten! Ihr gehört zur Familie!«
    »Okay, dann versprech ich’s auch.«
    Wieder trat Stille ein. Als Lucinda zu Gideon aufblickte, um zu sehen, ob sein Zorn langsam abflaute, hatte er die Handballen auf die Augen gepresst. »Gott«, rief er unvermittelt, »o Gott, mein Kopf!« Er schwankte und wäre beinahe gestürzt.
    Mrs. Needle sprang ihm so rasch zur Seite, dass ihre schwarzen Haare wehten. »Gideon, es reicht! Du bist noch nicht wiederhergestellt. Du musst jetzt mitkommen und dich hinlegen.« Und damit nahm sie ihn und führte ihn zurück zum Haus. Auf sie gestützt, humpelte Gideon mit und rieb sich die Augen.
    »Genau wie Mama es uns gesagt hat«, meinte Tyler leise. »Stimmt’s, Lucinda? Ein netter, altmodischer Sommer auf dem Lande.«

6
    HERUNTERGEFALLENE MUFFINS
    A ls sie wieder in der großen Eingangsdiele mit der blinden Treppe waren, konnte Colin seinen Ärger nur mühsam bezähmen. Erst wenige Stunden auf der Farm, und schon erhielten diese zwei Störer eine Sonderbehandlung! Der Junge, dieser Tyler, hatte sofort die Vorschriften verletzt, doch statt nach Hause geschickt zu werden, waren die beiden auch noch belohnt worden. Sie hatten bereits das zweitgrößte Geheimnis auf der Farm gezeigt bekommen!
    Natürlich hatte Colin gewusst, dass es Scherereien geben würde, wenn Fremde auf die Farm kamen, aber wer hätte geahnt, dass es so schnell gehen würde? Jetzt verstand er die kalte Wut seiner Mutter bei Gideons Ankündigung und konnte sie sogar nachfühlen.
    Seine Mutter hatte den wie ein Schlafwandler stolpernden Gideon nach oben gebracht. Auch wenn sie ihm noch so viel Arznei verabreichte, dem alten Mann schien es nicht zu helfen. Was merkwürdig war: Patience Needles Kuren schlugen meistens an,

Weitere Kostenlose Bücher