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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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darf.«
    »Simos« war anscheinend Mr. Walkwell. Tyler und Lucinda folgten ihm, während er knirschenden Schritts zu einer schweren Metalltür auf der Vorderseite des Krankenstalls stakste. Wieder hörte es sich an, als ob er auf Packmaterial träte, dabei ging er auf demselben weichen Untergrund wie alle anderen und war doch der einzige, der solche Geräusche machte. Mr. Walkwell öffnete ein Kästchen neben der Tür und drückte auf einem Tastenfeld ein paar Zahlen, so dass man meinen konnte, sie wären auf einer streng geheimen Raketenbasis aus einem Agentenfilm.
    Die Tür ging leise auf, und Mr. Walkwell trat in gleißendes Neonlicht. Tyler lugte hinein, und sein blasses Gesicht verriet auf einmal ein gewisses Widerstreben. Lucinda verspürte den Drang, seine Hand zu nehmen wie damals, als er noch ihr kleiner Bruder gewesen war und nicht der nervende Typ mit den Ohrenstöpseln, der im Zimmer gegenüber wohnte. Sie trat an seine Seite, doch als sie seine Hand anfasste, entzog er sie ihr sofort und ging in den Stall hinein. Lucinda kam etwas langsamer nach.
    Dieser erste Anblick war unvergesslich: ein Raum so lang wie ein Häuserblock, an einem Röhrengitter unter der gewölbten Decke Unmengen von Lampenzeilen. Stahltische erstreckten sich über eine ganze Seite, und die Wände, Regale und Zwischenräume standen voll mit Vorratssäcken, Benzinkanistern und Werkzeugschränken, so dass der Raum beinahe wie eine Autowerkstatt aussah und nicht, als ob hier Tiere gehalten würden. Unvergesslich war Lucinda auch der Geruch: eine eigentümliche Mischung aus Arztpraxis und einem Zoo am heißesten Tag des Sommers. Ihr tränten die Augen.
    Doch so eindrucksvoll dies alles war, konnte sie sich später nicht mehr genau erinnern, wie es sich anfühlte, Meseret zum ersten Mal zu sehen. Manches, was einem im Leben begegnete, hatte eine so starke Wirkung, dass es einen vollkommen veränderte, die ganze Welt, so dass sich das Ich, das sich daran zu erinnern versuchte, in dem Ich vor der Begegnung kaum wiedererkannte.
    Sie kam sich vor wie in einem Film, einem von diesen Leinwandepen voller Spezialeffekte, die sie sich anschauen musste, wenn Tyler mit der Programmwahl dran war. Lucinda blickte auf eine langgestreckte Gestalt, die das Stahlgehege im hinteren Teil der Halle fast vollständig ausfüllte, eine schuppige Gestalt von der Größe eines kleinen Düsenflugzeugs. Obwohl sie etwas erwartet hatte, worauf Tylers Bezeichnung »Monster« passte, konnte ihr Hirn die kolossale Erscheinung, die sie vor sich sah, nicht verarbeiten. Es war vielleicht ein riesiger Roboter, eine Freizeitparkattraktion, aber es konnte nicht real sein.
    Es hob den mächtigen Kopf auf dem langen Hals und erwiderte ihren Blick mit schlangengelben Augen, die fast so groß wie Radkappen waren. Nichts, musste Lucinda feststellen, war so eindeutig wie ein Blickkontakt.
    Ihre Schreie schienen das Tier gar nicht zu stören. Seine gelben Augen beobachteten, wenn auch ohne sichtbares Interesse, wie sie zur Tür zurücktaumelte und dabei mit Colin Needle zusammenstieß, der gerade hereingekommen war.
    Sie stürzte Colin vor die Füße, den Blick weiter fassungslos auf das Ungeheuer gerichtet, krampfhaft bemüht, das Atmen nicht zu vergessen. Er machte keine Anstalten, ihr aufzuhelfen, aber der starke Ragnar tat es.
    »Keine Bange«, sagte Ragnar. »Sie wird dir nichts tun.«
    »Es ist ein Monster!«, schrie Lucinda.
    »Siehst du? Ich hab’s dir ja gesagt.« Tyler war mit großen Augen ein ganzes Stück vor dem Gehege stehengeblieben, ein deutliches Anzeichen dafür, wie sehr er sich immer noch fürchtete. Aber er zitterte auch vor Erregung. »Nicht wahr? Es ist ein richtiger Dinosaurier. Ich hab nicht gelogen.«
    »Red keinen Quatsch«, sagte Colin. »Das ist kein Dinosaurier.«
    »Kennt ihr Kinder die alten Märchen und Sagen nicht mehr?« Ragnar klang beinahe traurig.
    Das Ungetüm im Gehege veränderte die Position, und die gewaltigen lederigen Lappen, die an seinen langen Vorderbeinen lagen, scheuerten an den Schuppen. Flügel.
    »O Gott«, murmelte Lucinda fast unhörbar. »Es ist ein Drache. Ein richtiger, echter Drache.«
    Colin drängte sich an ihr vorbei. »Wieso zeigst du ihnen den Krankenstall?«, herrschte er Ragnar an. »Warum hat mir niemand gesagt, dass ihr euch alle hier versammelt? Ich werde es Gideon melden.«
    »Er ist hier«, sagte Mrs. Needle und deutete in die Ecke des Raums, wo sich der alte Mann in dem gestreiften Bademantel leise mit

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