Die Drachen Der Tinkerfarm
Wettschweigen nimmt Simos es mit stehenden Steinen auf«, sagte Ragnar lächelnd. »Du verschwendest deine Zeit, Junge.«
Bis zur ersten Station fuhren sie eine knappe Viertelstunde, was Tyler verwunderte; er hätte vermutet, dass die Tiere alle in der Nähe des Hauses untergebracht waren. Nahe der Hügel, wo das Haus fast nicht mehr zu sehen war, hielten sie vor einem verschlossenen Tor. Hinter dem Tor führte ein Weg den strohgelben Hang hinunter.
Mr. Walkwell schloss die Kette auf. »Ihr zwei bleibt bei uns«, befahl er den Kindern scharf. »Wenn ihr nicht gehorcht oder mich ärgert, geht ihr zum Wagen zurück und wartet da.«
Die drei Amigos, die Ragnar als Kiwa, Jeg und Hoka vorgestellt hatte, stiegen ab und luden sich Säcke auf die Schultern, pro Mann drei. Walkwell trug vier (und das so mühelos, dass Tyler ihm ohne weiteres mehr zugetraut hätte), und der starke Ragnar packte sich auf jede Schulter drei. Unaufgefordert half Tyler Haneb, einen Sack auf die Schultern zu laden. Der vernarbte Mann begegnete seinem Blick nicht, murmelte aber in fremdartig glucksendem Englisch einen Dank.
»Mehr Drachen?«, fragte Tyler leise Lucinda, während sie sich den Amigos anschlossen. »Meinst du, dass sie hier leben?«
Lucinda blieb entsetzt stehen. »Das meinst du nicht im Ernst, oder? Wir … ich werde nicht in die Nähe von einem Haufen … wilder Drachen gehen!«
Mr. Walkwell knurrte unwillig, als er ihnen fast in den Rücken lief. »Geht weiter, Kinder! Wenn ich stolpere und diese Säcke auf euch fallen, werdet ihr euch nicht bei mir bedanken.«
Lucinda rührte sich nicht von der Stelle. »Sollen wir einen Haufen wilder Drachen zu sehen bekommen? Eine Herde oder so was? Das will ich auf keinen Fall.«
Der drahtige alte Mann schnaubte. »Bildet ihr euch ein, die Welt wäre so voll von diesen ältesten Wesen, dass sie in Schwärmen herumziehen, wie Tauben?« Er schüttelte den Kopf. »Nein, sie sind kostbar und selten. Wir haben zwei Drachen hier auf der Farm. Die Drachin, Meseret, habt ihr im Krankenstall gesehen. Ihr Partner heißt Alamu. Den werden wir heute nicht sehen.« Er machte ein seltsames Geräusch in der Kehle. »Wenn wir Glück haben.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte Lucinda.
»Nein, tust du nicht«, bestätigte Mr. Walkwell. »Geht bitte schneller.«
Tyler sagte: »Ihr lasst den männlichen Drachen echt wild umherstreifen? Ist das nicht gefährlich?«
»Er würde sich umbringen bei dem Versuch, aus einem Käfig oder Stall auszubrechen, aber gut gefüttert ist Alamu ganz zufrieden damit, sich in Meserets Nähe im hohen Gefels zu verstecken. Selbstverständlich füttern wir ihn sehr gut.«
Am Fuß der Hügel umfing sie ein lichter Wald von Erdbeerbäumen und Eichen, so dass sie statt in der prallen Sonne im Halbschatten gingen. Auf einer kleinen Lichtung, wo ein längst ausgetrockneter Teich zu einer flachen Mulde mit grünen Kräutern und gelbem Gras geworden war, blieben die Arbeiterstehen und warfen die Säcke ab. Metalltröge standen unter den Bäumen. Die Männer fingen an, die Säcke aufzuschneiden und in die Tröge dunkelgrüne Kügelchen zu schütten, die wie Futter für Riesenkaninchen aussahen. Tyler trat vor, um sich die Sache genauer anzuschauen.
Da legte sich eine lange braune Hand auf seine Schulter und brachte ihn zum Stillstand, als wäre er gegen eine Wand gelaufen. »Bleib hier, Junge!«, sagte Walkwell. »Sie sind sehr schreckhaft.«
Ragnar stellte sich in die Mitte der Lichtung, schob sich zwei Finger in den Mund und pfiff dreimal gellend. Haneb und die anderen Arbeiter stellten sich zu Ragnar, als ob gleich ein Unwetter käme und der blonde Hüne ein hoher, schützender Baum wäre. Alle warteten.
»Worauf warten wir?«, fragte Tyler schließlich. »Und warum kommt es nicht?«
»Nicht eins, sondern viele«, sagte Walkwell. »Und sie kommen, Junge. Wahrscheinlich waren sie weit weg. Horch!«
Eine Weile hatte Tyler keine Ahnung, was er meinte – er hörte nichts als das Rumpeln eines fernen Gewitters. Dann ging ihm auf, dass es Juni in Kalifornien war und nirgends am Himmel ein Wölkchen zu sehen. Das Trommeln wurde lauter, bis der Boden selbst zu beben begann. Tyler hatte auf einmal ein Gefühl, als ob das gesamte Waldstück von gigantischen Maschinen hochgehoben und im nächsten Moment in die Luft fliegen würde wie eine Rakete.
Dann kamen die Einhörner.
Sie überschwemmten die Lichtung mit einer solchen Gewalt – weißgrau gescheckte muskulöse Flanken
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