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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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natürlich nicht die Gestalt, die er im Spiegel gesehen hatte.
    Tyler zitterte mittlerweile. Er hatte von der Bibliothek erst einmal die Nase voll. So schnell er konnte, schaltete er die Lichter aus und eilte hinaus.
    Zaza folgte ihm, hielt aber mit ihren flatternden Kreisen Abstand, und sie musterte ihn mehrmals besorgt, als könnte er jeden Moment wieder loskreischen und um sich schlagen.

    Das fliegende Äffchen verließ ihn am Außeneingang zur Küche. Tyler hörte Leute im Esszimmer reden, doch statt hineinzugehen lief er durch die Küche, steckte etwas Obst für Zaza ein für den Fall, dass sie wieder an sein Fenster kam, und eilte dann nach oben. Diesmal fand er den richtigen Flur so rasch und mühelos, dass er es erst merkte, als er den bekannten Läufer sah. Er ließ das Obst auf seinem Zimmer und klopfte bei Lucinda, aber sie machte nicht auf. Er hatte gewiss nicht vor zu warten. Seine Schwester war wahrscheinlich schon unten, und Tylers Hunger wuchs mit jeder Sekunde.
    Unten wäre er fast mit Colin Needle zusammengestoßen, der urplötzlich in die Tür des Esszimmers trat, als wollte er Tyler am Hineingehen hindern.
    »Was soll das?«, knurrte Tyler ihn an. »Ich hätte dich beinahe umgerannt.«
    »Oh, Verzeihung.« Colin klang nicht so, als meinte er es ehrlich. »Wie ich sehe, findest du dich langsam zurecht.«
    »Stimmt«, sagte Tyler und versuchte, sich an ihm vorbeizudrücken, aber Colin vertrat ihm wieder den Weg.
    »Ich habe übrigens bemerkt, dass du in der Bibliothek warst.«
    Vor Misstrauen wurde Tyler ganz nervös. »Wie hast du denn das rausgekriegt?«
    »Du hast überall das Licht angeschaltet, du Dummkopf. Das habe ich selbst bei Tag von meinem Fenster aus gesehen.Da seit Jahren niemand mehr darin gewesen ist, wusste ich, dass du es sein musst. Wir haben alle erlebt, wie gern der wagemutige Tyler Jenkins herumschleicht und seine Nase in alles mögliche steckt.«
    »Los, geh mir aus dem Weg!«, versetzte Tyler und rempelte Colin an, aber der war noch nicht bereit, zur Seite zu treten.
    »Und ich habe gesehen, dass du dich mit dem Affen angefreundet hast«, bemerkte der ältere Junge. »Wie niedlich.«
    »Und wenn? Sie ist nicht dein Affe, oder?«
    »Gott bewahre!« Colin klang wie ein griesgrämiger alter Mann und nicht wie ein Jugendlicher. »Meine Mutter kann das Vieh nicht ausstehen. Ich wollte dir nur sagen, dass du auf keinen Fall damit in ihre Nähe kommen solltest.« Er sah Tyler mit einem merkwürdigen Feixen im Gesicht an, als würde er darauf brennen, ein Geheimnis loszuwerden. »Na dann, tschüssi!«
    Tyler blickte ihm ärgerlich hinterher. Das war ein vorsätzlicher Versuch gewesen, ihn zu verunsichern. Aber warum? Was ging es Colin an, was er trieb?
    Als Tyler ins Esszimmer trat, fiel ihm plötzlich etwas ein, das er in der Aufregung der letzten Stunde vergessen hatte. Der fiese Zauberspiegel über der Waschkommode hatte ihn dermaßen erschreckt, dass er das alte Stück Papier mit der krakeligen Schrift liegengelassen hatte.
    Na ja, dann blieb es eben dort, wo es war, entschied er. Jetzt hatte er Hunger – wie ein Bär. Und außerdem dachte er gar nicht daran, in nächster Zeit in die unheimliche Bibliothek zurückzukehren.

11
    NACH STANDARD
    T otal aufgekratzt juckelte Tyler auf der Bettkante herum. »Lucinda, steh auf! Wir fahren in die Stadt!«
    Lucindas Kopf war so schwer wie ein Ballon voll nassem Sand. Die Morgensonne strömte durchs Fenster, und irgendwo draußen hörte sie einen Häher kreischen. Sie konnte sich dunkel erinnern, in das Grace-Zimmer geraten zu sein und dann von Mrs. Needle eine Tasse Tee bekommen zu haben, aber von dem, was danach geschehen war, wusste sie nicht mehr sehr viel. Ihr dämmerte, dass sie den Abend und die Nacht durchgeschlafen haben musste.
    »Luce, wach jetzt auf! Wir fahren in die Stadt.«
    »Was?« Ihre Zunge fühlte sich an wie mit ranzig gewordener Erdnussbutter belegt.
    »Komm jetzt! Du schläfst schon seit gestern Nachmittag wie ein Murmeltier. Du bist nicht mal zum Abendessen erschienen. Los, los, Luce, steh auf!«
    »Okay.« Lucinda versuchte sich aufzusetzen, was nicht ganz einfach war bei dem ständigen Boing-boing-boing, das ihr Bruder auf der Bettkante machte. Sie hatte einen sauberen Verband an der Hand, und ihre Schnitte taten gar nicht mehr so weh. »Okay«, wiederholte sie und schob sich aus dem Bett. »Ich muss mir nur noch die Schuhe anziehen.« Sie betrachtete sich stirnrunzelnd im Spiegel. »Und die Haare

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